TVEC – Therapie des Vorhofflimmerns
TVEC (Transvenöse elektrische Kradioversion) ist die modernste Behandlungsmethode für eine häufige Herzrhythmusstörung beim Pferd, das Vorhofflimmern.
Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung beim Pferd. Betroffene Pferde zeigen meistens Leistungseinbussen, zeigen jedoch keinerlei Einschränkungen in Ruhe. Manchmal ist das Vorhofflimmern sogar ein Zufallsbefund. Es sollte jedoch trotzdem behandelt werden, da es zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen kommen kann.
Es gibt zwei mögliche Therapien für das Vorhofflimmern, eine medikamentelle Behandlung mit Chinidin oder die sogenannte transvenöse Elektrokardioversion (TVEC). Es handelt sich hierbei um eine Methode, die nur in wenigen Zentren weltweit angeboten wird, da sowohl ausgewiesene Herzspezialisten als auch spezielles Material notwendig ist. Unsere Klinik ist eine von wenigen Kliniken in Europa, die diese Methode anbietet.
Alles im Überblick – TVEC (Transvenöse elektrische Kradioversion)
4 Stunden | Kein Verband |
Narkose | Keine |
6 Tage stationär | 4 Wochen Schritt
|
Evtl. Gabe von Medikamenten für einige Wochen/Monate | Gut |
Wissenswertes zu TVEC
Was ist das Vorhofflimmern?
Beim Pferd ist das Vorhofflimmern die häufigste Herzrhythmusstörung. Die Erkrankung kommt auch bei Menschen und anderen Tierarten vor.
Der normale Herzrhythmus ist der Sinussrhythmus. Beim Vorhoflimmern schlagen die Vorhöfe unregelmässig und nicht koordiniert mit den Herzkammern.
In der Regel geht der elektrische Impuls für die Herzaktivität vom Sinusknoten im rechten Vorhof aus. Zeitlich koordiniert überträgt sich der Impuls von den Vorhöfen auf die Herzkammern. Beim Vorhofflimmern ist dieser koordinierte Ablauf gestört. Elektrische Impulse gehen auch von anderen Orten des Vorhofs aus, was zum Flimmern führt. Da einzelne Impulse über den sogenannten atrioventrikulären Knoten an die Herzkammern weitergeleitet werden, wird der Körper in Ruhe mit ausreichend sauerstoffhaltigem Blut versorgt.
Was sind die Ursachen von Vorhofflimmern?
Beim Menschen tritt diese Erkrankung meist im fortgeschrittenen Alter auf, beim Pferd ist dies anders. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von einem Ungleichgewicht des autonomen Nervensystems über Störungen des Elektrolyt- und Säure-Basenhaushaltes, systemischen Erkrankungen bis hin zu strukturellen Herzerkrankungen. Grosse Pferderassen sind tendenziell häufiger betroffen als kleine Rassen und Ponys. Eine krankhafte Vergrösserung der Vorhöfe wirkt zudem prädisponierend für ein Vorhofflimmern.
In vielen Fällen lässt sich jedoch die Ursache nicht eruieren. In diesen Fällen geht man davon aus, dass mikrostrukturelle Veränderungen im Herzmuskel (Entzündungen, Bindegewebseinlagerungen, Veränderungen der Zell-zu-Zell-Kontakte) vorhanden sind. Eine mögliche genetische Komponente kann nicht vollständig ausgeschlossen werden. Als Auslöser eines Vorhofflimmerns agieren in der Regel abnormale elektrische Erregungen, sogenannte Vorhofextrasystolen.
Was sind die Symptome?
Bei vielen Patienten wird das Vorhofflimmern als Zufallsbefund diagnostiziert. Andere wiederum zeigen klinische Symptome wie Leistungseinbusse, verzögerte Erholung nach der Arbeit oder eine erhöhte Atemfrequenz. Unmittelbar nach erstmaligem Auftreten können auch Symptome wie Husten, Nasenausfluss, Nasenbluten, schwankender Gang oder Kollaps während Belastung auftreten.
Bei gleichzeitigem Vorliegen von hochgradigen strukturellen Herzerkrankungen sind Stauung und Pulsation der Drosselvenen, Ödeme (Schwellungen) an Unterbrust und Unterbauch sowie Atemnot zu beobachten. Dies ist jedoch selten.
Wissenswertes zur Behandlung von TVEC
Wer behandelt mein Pferd?
Ihr Pferd wird von einer Tierärztin oder einem Tierarzt mit Spezialgebiet Pferdemedizin untersucht. Für spezielle Behandlungen werden weitere Spezialistinnen und Spezialisten anderer Fachgebiete beigezogen.
Die Klinik für Pferdemedizin des Universitären Tierspitals Zürich ist eine der wenigen Kliniken weltweit, die auf Herzerkrankungen beim Pferd spezialisiert ist. Bei Herzpatienten stehen für die Untersuchung und Beurteilung des Patienten daher in jedem Fall ausgewiesene Fachexperten mit Erfahrung in Pferdekardiologie zu Verfügung. Diese besitzen zusätzlich zur höchsten Qualifikationsstufe in der Veterinärmedizin, dem Diplom des ECEIM (European College of Equine Internal Medicine) und/oder des ACVIM (American College of Veterinary Internal Medicine) auch eine spezifische Ausbildung in Grosstierkardiologie.
Wie wird das Vorhofflimmern diagnostiziert?
Nach einer klinischen Untersuchung wird eine spezielle Herzuntersuchung durchgeführt, durch die unsere ausgewiesenen Spezialisten der Kardiologie.
Die Herzuntersuchung beinhaltet:
- Ultraschall des Herzens
- Elektrokardiogramm in Ruhe
- Elektrokardiogramm unter Belastung
- Elektrokardiogramm über 24h
- Blutdruckmessung
Wie wird das Vorhofflimmern behandelt – TVEC
Eine Behandlung des Vorhofflimmerns wird grundsätzlich bei allen Pferden empfohlen, die noch sportlich genutzt werden, insbesondere dann, wenn die Herzfrequenz unter Belastung sehr hoch ist oder wenn zusätzlich noch weitere Rhythmusstörungen vorhanden sind. Eine TVEC kann durchgeführt, wenn das Pferd keine Anzeichen eines Herzversagens zeigt und narkosetauglich ist.
Dem Pferd werden unter Sedation zwei spezielle Elektrodenkatheter über die Drosselvene in das Herz gelegt. Die richtige Platzierung wird mittels Blutdruckmessung, Herzultraschall und Röntgen überprüft. Anschliessend wird das Pferd in Narkose gelegt und erhält einen oder mehrere mit dem Herzschlag synchronisierte Stromstösse, die die chaotische Erregungsleitung in den Herzvorhöfen neu ausrichten sollen. In seltenen Fällen muss zusätzlich noch ein Herzmedikament verabreicht werden. Bei den meisten Patienten kann so ein normaler Rhythmus herbeigeführt werden. Anschliessend wird die Narkose beendet.
In den folgenden drei Tagen verbleibt das Pferd noch zur Überwachung und für Kontrolluntersuchungen in der Klinik.
Prognose
Die Prognose ist abhängig von der Dauer des Vorhofflimmerns, der Ruheherzfrequenz und vorhandenen strukturellen Veränderungen am Herzen. Mehr als 90% der Pferde konvertieren mittels TVEC in den normalen Sinusrhythmus.
Die Chance des Wiederauftretens eines Vorhofflimmerns innerhalb des ersten Jahres nach TVEC liegt je nach Patient und Erkrankungsursache zwischen 20 – 40%.
Nachsorge
Wird Ihr Pferd aus der Klinik entlassen, können Sie die notwendigen Medikamente direkt von uns oder je nach Absprache, bei Ihrem Privattierarzt oder Ihrer Privattierärztin beziehen. Sie bekommen einen detaillierten Bericht, in dem nochmals alle Befunde zusammengefasst sind, die Behandlung aufgeführt ist, sowie wichtige Informationen zur Erkrankung und Nachsorge aufgeführt sind.
Wir informieren auch Ihren Privattierarzt oder Ihre Privattierärztin, damit Nachkontrollen wenn möglich zu Hause durchgeführt werden können.
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