Antikörpermangel (FTPI) beim Fohlen
Antikörper sind ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems zur Abwehr von Infektionen. Viele Erkrankungen beim Fohlen hängen mit einem vorhergehenden Antikörpermangel zusammen. Das Immunsystem des Fohlens ist bei Geburt noch nicht ausgereift und produziert erst mit ca. 4 Monaten eigene Antikörper. Bis dahin ist es abhängig von den Antikörpern, die es von der Mutter erhalten hat.
Im Gegensatz zum Menschen und anderen Tierarten, erhalten Fohlen keine Antikörper über den Mutterkuchen (Plazenta) in der Gebärmutter, sondern müssen diese nach der Geburt über die Biestmilch (Kolostrum) aufnehmen. Die ausreichende Aufnahme von Antikörpern sollte bei jedem Fohlen im Alter von ca. 24 Stunden mittels Blutuntersuchung überprüft werden. Sollten nicht genug Antikörper im Blut vorhanden sein, muss eine Plasmatransfusion durchgeführt werden. Bei uns steht Hyperimmunplasma mit besonders hohen Antikörperkonzentrationen zur Verfügung, um Ihrem Fohlen zu helfen, sollte es an Antikörpermangel leiden.
Alles im Überblick – Antikörpermangel beim Fohlen
ca. 2-3 Stunden | Kein Verband |
Evtl. Sedation | Keine |
Ambulant | Normal |
Keine | Gut |
Wissenswertes zum Antikörpermangel beim Fohlen
Wer untersucht mein Fohlen?
Ihr Pferd wird von einer Tierärztin oder einem Tierarzt mit Spezialgebiet Pferdemedizin untersucht. Für spezielle Behandlungen werden weitere Spezialistinnen und Spezialisten anderer Fachgebiete beigezogen.
Was sind die Symptome?
Ein Antikörpermangel führt erst zu Symptomen, wenn zusätzlich eine Infektion im Körper vorhanden ist. Der Antikörpermangel kann nur mit Hilfe einer spezifischen Blutuntersuchung nachgewiesen werden. Häufige Sekundärinfektionen sind:
- Durchfall
- Nabelentzündung
- Lungenentzündung
- Gelenkentzündungen (Septische Arthritis)
- Sepsis
Was sind die Ursachen?
Die Biestmilch muss innerhalb der ersten 6-12 Lebensstunden aufgenommen werden, da die Darmwand für die lebensnotwendigen Antikörper später nicht mehr durchlässig ist. Ein Antikörpermangel entsteht, wenn das Kolostrum nicht in ausreichender Menge oder zu spät aufgenommen wurde oder wenn die Qualität des Kolostrums ungenügend ist. Faktoren, die dazu beitragen sind:
- Schwäche des Fohlens
- Spätes Aufstehen bzw. spätes Suchen des Euters nach der Geburt
- Milch «laufen lassen» der Stute vor der Geburt
- Erstlingsstuten
Wie wird eine Diagnose gestellt?
Durch eine ausgedehnte klinische Untersuchung sollen mögliche Begleiterkrankungen (Sekundärinfektionen) erkannt werden. Danach wird die Antikörperkonzentration im Blut bestimmt. Wir empfehlen die Antikörperkonzentration im Blut bei jedem Fohlen innerhalb der ersten 18-24 Stunden nach der Geburt bestimmen zu lassen.
Es ist auch möglich, das Blut durch Ihren Privattierarzt abnehmen zu lassen und dieses zur weiteren Untersuchung zu uns an die Klinik zu bringen.
Es gibt mehrere Möglichkeiten die Antikörperkonzentration zu ermitteln. Wir verwenden eine quantitative Methode, die einen numerischen Wert liefert und somit keinen Spielraum für Fehlinterpretationen bietet.
Wie wird es behandelt?
Mit einer Plasmatransfusion erhalten betroffene Fohlen die lebenswichtigen Antikörper. Wenn ausgeschlossen wurde, dass es zu Sekundärinfektionen gekommen ist, kann die Plasmatransfusion auf Wunsch auch ambulant durchgeführt werden. Die Transfusion dauert ca. 1-2 Stunden.
Je nach Befunden und Alter des Fohlens müssen Antibiotika verabreicht werden. Zudem kann auch ein stationärer Aufenthalt nötig sein.
Nachsorge
Basierend auf den Befunden erstellen wir in Absprache mit Ihnen einen individuellen Behandlungsplan für Ihr Fohlen. Sie können die notwendigen Medikamente direkt von uns oder je nach Absprache, bei Ihrem Privattierarzt oder Ihrer Privattierärztin beziehen.
Sie bekommen einen detaillierten Bericht, in dem nochmals alle Befunde zusammengefasst sind, die Behandlung aufgeführt ist, sowie wichtige Informationen zur Erkrankung und Nachsorge aufgeführt sind. Wir informieren auch Ihren Privattierarzt oder Ihre Privattierärztin, damit Nachkontrollen wenn möglich zu Hause durchgeführt werden können.
Wie kann ich es verhindern?
Wenn bekannt ist oder befürchtet wird, dass das Fohlen zu wenig Kolostrum aufnimmt, zum Beispiel weil die Stute vor der Geburt Milch verloren hat, kann dem Fohlen Kolostrumersatz zugeführt werden. Als Ersatz eignet sich gefrorenes Kolostrum einer anderen Stute (auf Zuchtfarmen oft verfügbar) oder gefriergetrocknetes Kolostrum in Pulverform (z.B. Firma Marshstall).
Für den Notfall steht bei uns gefriergetrocknetes Kolostrum zum Abholen bereit. Kontaktieren Sie uns, falls Sie dringend Kolostrum benötigen und es nicht anderweitig beziehen können. Falls vorhanden geben wir auch gefrorenes Kolostrum ab.
Wir empfehlen das Kolostrum bzw. den Kolostrumersatz über eine vom Tierarzt eingeführte Nasenschlundsonde zu verabreichen. So kann eine vollständige und sichere Eingabe in den Magen gewährleistet werden. Fohlen akzeptieren die Flasche oft nicht. Zudem besteht beim Saugen aus der Flasche die Gefahr, dass das Fohlen Flascheninhalt aspiriert, was zu einer Lungenenzündung führt.
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