Nabelentzündung (Nabelinfektion)

Eine Nabelentzündung tritt beim Fohlen in den ersten Lebenswochen auf. Der Nabel stellt eine gefährliche Eintrittspforte für Bakterien dar und eine allgemeine Septikämie (Blutvergiftung) oder Infektionen in anderen Organen/Strukturen, wie zum Beispiel den Gelenken, können die Folge sein. Zumeist gibt es äusserliche Symptome wie Schwellungen oder eitriges Sekret, selten ist der Nabel von aussen aber auch unauffällig. Die Diagnose erfolgt mittels Ultraschalluntersuchung. Eine konservative Therapie mit Antibiotika kann versucht werden, oft ist jedoch die operative Entfernung des Nabels notwendig.

Alles im Überblick – Nabelresektion (operative Nabelentfernung)

UTZ_PF_Piktogramm_Dauer
ca. 2 Stunden
5-7 Tage unter Bauchverband
Vollnarkose
4 Wochen Boxe
4-6 Wochen Auslaufboxe
3-5 Tage Spitalaufenthalt
4-6 Wochen Schritt und kleiner Paddock
Nach 8-10 Wochen gewohnte Bewegung und Weide
Keine Nahtentfernung
Gute Prognose

Wissenswertes zu Nabelerkrankungen

Wer behandelt mein Fohlen?

Ihr Pferd wird von einer Tierärztin oder einem Tierarzt mit Spezialgebiet Pferdemedizin untersucht. Für spezielle Behandlungen werden weitere Spezialistinnen und Spezialisten anderer Fachgebiete beigezogen.

Wie entsteht eine Nabelinfektion?

Der Nabel besteht aus der rechten und linken Nabelarterie, Nabelvene und dem Urachus (die Verbindung zwischen der fetalen Harnblase und der Plazenta), die von aussen sichtbar als ein Nabelstumpf am Unterbauch vorhanden sind. Nachdem die Nabelschnur reisst, verschliessen sich diese Strukturen durch kleine Blutgerinnsel und bilden sich langsam zurück. Die Blutgerinnsel sind ein perfekter Nährboden für Bakterien. Risikofaktoren für eine Infektion sind:

  • Antikörpermangel
  • Schlechte oder übermässige Nabelhygiene
  • Schwäche die zu vermehrten liegen führt
  • Schlechte Stallhygiene
  • Blutung im Bereich des Nabelstumpfes
  • Forciertes Abtrennen der Nabelschnur
Nabel der nicht abtrocknet

Symptome

  • Nabel trocknet nicht ab
  • Verdickter äusserer Nabelstumpf
  • Eitriges Sekret aus dem Nabelstumpf
  • Urinträufeln aus dem Nabel
  • Fieber
Fohlen mit einem septischen (infizierten) Sprunggelenk.

Begleiterkrankungen

Die Nabelinfektion kann alleine Vorkommen oder kann vergesellschaftet sein mit Begleiterkrankungen. Häufige Begleiterkrankungen sind:

  • Gelenksinfektionen
  • Infektionen der Wachstumsfugen
  • Allgemeine Septikämie
  • Lungenentzündnung
  • Durchfall
  • Antikörpermangel

Wie wird die Diagnose gestellt?

Neben der klinischen Untersuchung ist die ultrasonographische Untersuchung des Nabels bei allen vermuteten Nabelproblemen von grösster Bedeutung. Diese Untersuchung erlaubt eine korrekte Einordnung des Problems und damit eine adäquate Therapie und eine korrekte Prognose. Zusätzlich werden Blutwerte bestimmt, um den Grad der Entzündung abzuschätzen und die Antikörper (IgG) Konzentration im Blut der Fohlen bestimmt.

Wie kann ich eine Nabelinfektion bei meinem Fohlen verhindern?

Es ist allgemein auf eine gute Hygiene im Stall zu achten. Eine designierte und vorher gründlich gesäuberte Abfohlboxe sollte zur Verfügung stehen, sodass die Keimbelastung zum Zeitpunkt der Geburt niedrig ist.

Die Nabelschnur trennt sich nach der Geburt selbstständig ab, wenn die Stute und das Fohlen sich bewegen.

Die Nabelschnur sollte nach der Geburt nicht mit den Händen oder Werkzeugen (z.B. Schere oder Messer) abgetrennt werden. Sollte es zu Blutungen aus dem Nabel kommen, kann dieser mit einer sauberen Schnur oder einem Plastikclip abgebunden werden. Verständigen Sie in diesem Fall sofort Ihren Tierarzt damit eine korrekte Nachsorge eingeleitet werden kann.

Der Nabel kann in den ersten 2 Tagen nach Geburt mit milden Desinfektionsmittel zweimal täglich desinfiziert werden. Der Nabel wird dabei kurz in eine Desinfektionslösung getaucht. Hierzu eignen sich verdünnte Chlorhexidin- oder Jodlösungen. Diese müssen zwingend verdünnt sein, wenden Sie sich bereits vor der Geburt an Ihren Tierarzt damit er Ihnen die notwendigen Lösungen und Gefässe bereitstellt. Vermeiden Sie desinfizierende Sprays z.B. Blauspray, Zinkspray etc., diese sind nicht geeignet. Falls Sie nichts zur Verfügung haben empfehlen wir den Nabel gar nicht zu desinfizieren. Der Nabel sollte nicht länger als 2 Tage desinfiziert werden. Manipulieren Sie den Nabel so wenig wie möglich.

Fohlen bekommen in der Gebärmutter keine Antiköper von der Stute übertragen, sämtliche Antikörper um Infektionen vorzubeugen müssen über die erste Milch – die Biestmilch (Kolostrum) aufgenommen werden. Stellen Sie sicher dass das Fohlen genug Kolostrum von adäquater Qualität aufnimmt. Wir empfehlen einen Antikörpertest im Blut des Fohlens im Alter von ca. 24h um sicherzustellen dass das Fohlen keinen Antikörpermangel hat. Dies ist ein Risiko für viele Fohlenerkrankungen.

Kontaktieren Sie bei jedem Verdacht auf eine Infektionserkrankung (Fieber, Durchfall etc.) bei Ihrem Fohlen Ihren Tierarzt. Da das Immunsystem von Fohlen noch nicht ausgereift ist, müssen häufiger Antibiotika verabreicht werden um schlimme Begleiterkrankungen wie z.B. Gelenksinfektionen vorzubeugen.

Wissenswertes zur Operation von Nabelerkrankungen

Wer operiert mein Fohlen?

Um den höchsten Standard zu gewährleisten, werden Operationen von einem Chefarzt oder einer erfahrenen Oberärztin, einem erfahrenen Oberarzt geleitet.

Konservative Therapie

Abhängig von den Untersuchungsbefunden kann eine konservative Therapie mittels Antibiotika und entzündungshemmenden Medikamenten versucht werden. Dabei wird die Nabelvene und die Nabelarterie periodisch mittels Ultraschall Untersuchung angeschaut, um den Heilungsverlauf zu verfolgen. Häufig müssen auch Plasmatransfusionen verabreicht werden, um die Antikörper ‚aufzufüllen‘ die das Fohlen nach der Geburt nicht ausreichend zu sich genommen hat. Bei einer Verschlechterung oder einem Nicht-ansprechen auf die Therapie wird dann zur chirurgischen Therapie übergegangen.

Chirurgische Therapie

Bei der Operation liegt das Fohlen in Rückenlage und ein Harnkatheter wird eingeführt, um die Durchgängigkeit der Harnröhre sicher zu stellen. Während der Operation wird der gesamte Nabel entfernt. Sind zudem der Urachus (Urharngang) oder auch die Gefässe und das umliegende Gewebe infiziert oder sogar mit Eiter gefüllt, müssen die nach vorne ziehenden Venen und der nach hinten verlaufenden Urachus sowie Arterien zusätzlich entfernt werden. Als letzter Schritt wird die Bauchhöhle wieder verschlossen.

Zum Schutz der Bauchnaht wird ein Bauchverband angelegt. Sobald die Operation fertig ist, wird das Fohlen zu der Mutter in die Boxe zum Aufwachen gebracht, wo es dann einige Stunden nach der Operation auch wieder trinken darf.

Spezialisierte Anästhesieoberärztin, welche die Vollnarkose eines Pferdes überwacht.
Spezialisierte Anästhesieoberärztin, welche die Vollnarkose eines Pferdes überwacht. Analog zu der Humanmedizin werden alle wichtigen Parameter ihres Pferdes über einen Monitor genauestens überwacht.

Narkose

Die Nabelresektion wird in einer Vollnarkose gemacht. Die Mutter begleitet das Fohlen in den Operationssaal und bleibt beim Fohlen bis es in Narkose schläft. Die Mutter wird dann bei Bedarf beruhigt (sediert) und wieder in die Boxe gebracht.

Die heutigen sehr schonenden Narkosemethoden sind sehr sicher und deutlich weniger belastend als frühere Methoden. Zudem ist eine umfangreiche Überwachung des Patienten während der Narkose inkl. Blutdruckmessung, EKG, Atemgasmessung etc. Standard. Alle Narkosen werden von speziell hierfür ausgebildeten Tierärzten, den Anästhesisten, durchgeführt.

Nach der Operation

Direkt nach der Operation verbringen Ihre Stute und Fohlen noch einige Tage bis zu ca. einer Woche in unserer Klinik. Die Stute und Fohlen werden an der Klinik für Pferdemedizin intensiv betreut.

Die meisten Fohlen benötigen 1-2 Tage Intensivtherapie bis sichergestellt ist, dass sie genug Milch aufnehmen und die Schmerzmittel gut eingestellt sind. Weitere therapeutische Massnahmen sind die Verabreichung von Infusionen, Antibiotika und Magenschutz.

Die Nachsorge

Auch die weitere Nachsorge dort ist für eine optimale Heilung und ein gutes Ergebnis sehr wichtig. Wir erklären Ihnen worauf Sie bei Ihrem Pferd zu Hause achten müssen, was Ihr Pferd machen darf und was nicht. Zudem erhalten Sie einen schriftlichen Bericht mit genauen Anweisungen. Die Nachsorge zu Hause wird durch Ihren Privattierarzt/-ärztin überwacht, diese(n) informieren wir bevor Ihr Pferd nach Hause geht.

Prognose

Die Prognose der chirurgischen Nabelentfernung ist abhängig vom Schweregrad der Infektion der Nabelvene und der Nabelarterien. In der Regel ist die Prognose gut.

Fall es zu Begleiterkrankungen gekommen ist, zum Beispiel Gelenksinfektionen, müssen diese ebenso behandelt werden und die Prognose ist abhängig von den Begleiterkrankungen.

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