Sepsis bei Fohlen
Sepsis bedeutet, dass sich eine Infektion auf den ganzen Körper ausgebreitet hat und dadurch viele Organsysteme beeinträchtigt werden. Dies ist ein häufiges Problem bei Fohlen, da deren Immunsystem noch nicht ausgereift ist und sich eine fokale Infektion (z.B. im Bereich des Nabels) schnell auf den ganzen Körper ausbreiten kann.
Es handelt sich um eine lebensbedrohliche Erkrankung. Trotz intensiver Therapie kann die Sepsis so schwer und akut verlaufen, dass das Fohlen die Erkrankung nicht überlebt. Je früher die Therapie eingeleitet wird, umso besser ist die Überlebenschance. Fohlen verfügen kaum über Energiereserven. Erkrankte Fohlen zeigen häufig einen verminderten Saugreflex und somit eine reduzierte Milchaufnahme. Daher werden betroffene Fohlen schnell schwach und können an einer lebensbedrohlichen Unterzuckerung oder Dehydratation (Austrocknung) leiden. Aus diesen Gründen sollte ein Fohlen mit Verdacht auf Sepsis immer notfallmässig von einem Tierarzt untersucht werden.
Alles im Überblick – Sepsis beim Fohlen
1h für die Erstuntersuchung | Kein Verband |
Evtl. Sedation | Keine |
Stationär, ca. 7 Tage | Normal |
Keine | Vorsichtig |
Was sind die Symptome?
Symptome bei Fohlen können sich sehr schnell verschlimmern. Daher empfehlen wir bereits bei den ersten Symptomen Ihren Tierarzt zu kontaktieren oder das Fohlen bei uns vorzustellen:
- Schwäche, vermehrtes Liegen, Festliegen
- Reduzierte oder aufgehobene Sauglust
- Mattigkeit bis hin zum Koma
- Zähneknirschen
- Kolik (Rückenlage oder Seitenlage mit angezogenen Beinen, Wälzen)
- Durchfall
Was sind die Ursachen?
Eine Sepsis tritt durch eine bakterielle Infektion auf, die sich sehr rasch im ganzen Körper ausbreitet. Die Infektion kann unter Umständen bereits in der Gebärmutter erfolgt sein beispielsweise, weil die Stute während der Trächtigkeit erkrankt war oder eine Plazentitis (Infektion der Gebärmutter bzw. des Mutterkuchens) auftrat. Häufiger kommt es zur Infektion nach der Geburt. Häufige Eintrittspforten für Bakterien sind:
- Nabel
- Lunge
- Magen-Darmtrakt
Ein Antikörpermangel (ungenügende Aufnahme von Biestmilch) begünstig ebenfalls die Entstehung einer Sepsis, da in diesem Fall keine oder zu wenig Abwehrstoffe im Blut des Fohlens zur Bekämpfung einer Infektion vorhanden sind. Das körpereigene Immunsystem des Fohlens ist erst nach einigen Wochen ausgereift und nur wenn das Fohlen genug Antikörper (Abwehrstoffe) aus der Biestmilch erhält, ist es ausreichend vor Infektionen geschützt.
Wie wird eine Diagnose gestellt?
Nach einer klinischen Untersuchung folgen weiterführende Untersuchungen um die Ursache zu finden, den Schweregrad zu bestimmen und die geeignete Therapie zu wählen:
- Blutuntersuchung
- Bestimmung der Antikörperkonzentration im Blut
- Blutkultur
- Ultrasonographische Untersuchung der Bauchhöhle und des Nabels
- Röntgen der Lunge
Wie wird es behandelt?
Wer behandelt mein Fohlen?
Ihr Pferd wird von einer Tierärztin oder einem Tierarzt mit Spezialgebiet Pferdemedizin untersucht. Für spezielle Behandlungen werden weitere Spezialistinnen und Spezialisten anderer Fachgebiete beigezogen.
Bei uns stehen Spezialisten zur Verfügung, die mit Hilfe von modernsten Untersuchungsmethoden die Ursache der Symptome bei Ihrem Fohlen diagnostizieren, den Schweregrad und die Prognose der Erkrankung beurteilen und Ihnen die Therapiemöglichkeiten aufzeigen, sollte Ihr Fohlen an Sepsis leiden. Zudem bieten wir rund um die Uhr intensivmedizinische Überwachungs- und Therapiemöglichkeiten.
Versuchen Sie nicht, Ihr Fohlen selbst zu behandeln. Geben Sie unter keinen Umständen dem Fohlen etwas ins Maul ein, weder Wasser noch Milch. Fohlen mit Sepsis sind meist geschwächt und haben einen schlechten Schluckreflex. Deshalb besteht die Gefahr, dass alles was ins Maul eingegeben wird aspiriert wird, in die Lunge fliesst und dort eine Lungenentzündung verursacht.
Da Saugfohlen kaum Flüssigkeits- und Energiereserven haben, ist eine engmaschige intensivmedizinische Überwachung notwendig.
Dies ist an unserer Klinik aufgrund unserer Infrastruktur und personellen Ressourcen rund um die Uhr gewährleistet. Betroffene Fohlen benötigen eine intravenöse Flüssigkeitstherapie und Medikamente (v.a. Antibiotika) die über einen intravenösen Verweilkatheter verabreicht werden. In schweren Fällen müssen die Fohlen mit einer Vielzahl von stabilisierenden Medikamenten behandelt werden. Mit Hilfe einer Plasmatransfusionen werden die lebenswichtigen Antikörper zugeführt. Die Prognose ist trotz intensivster Therapie vorsichtig.
Nachsorge
Nach der stationären Behandlung erstellen wir basierend auf den Befunden in Absprache mit Ihnen einen individuellen Behandlungsplan für Ihr Fohlen.
Sie können die notwendigen Medikamente direkt von uns oder je nach Absprache, bei Ihrem Privattierarzt oder Ihrer Privattierärztin beziehen.
Sie bekommen einen detaillierten Bericht, in dem nochmals alle Befunde zusammengefasst sind, die Behandlung aufgeführt ist, sowie wichtige Informationen zur Erkrankung und Nachsorge aufgeführt sind.
Wir informieren auch Ihren Privattierarzt oder Ihre Privattierärztin, damit Nachkontrollen wenn möglich zu Hause durchgeführt werden können.
Wie kann ich es verhindern?
Kolostrumaufnahme sichern
Viele Erkrankungen, vor allem die Sepsis, hängen beim Fohlen mit Antikörpermangel zusammen. Fohlen erhalten in der Gebärmutter über den Mutterkuchen (Plazenta) keine Antikörper von der Stute, sondern müssen diese nach der Geburt über die Biestmilch (Kolostrum) aufnehmen. Nur durch die Aufnahme dieser Antikörper aus der Biestmilch ist das Fohlen vor Infektionen geschützt. Die Biestmilch enthält ausserdem viele andere wichtige Inhaltsstoffe, die sich auch auf die Darmgesundheit auswirken und Durchfall vorbeugen können.
Die ausreichende Aufnahme von Antikörpern sollte bei jedem Fohlen im Alter von ca. 24 Stunden mittels Blutuntersuchung überprüft werden.
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Die Betreuung von neugeborenen Fohlen ist sehr zeitintensiv und wird nur in wenigen spezialisierten Kliniken angeboten. An der Klinik für Pferdemedizin können wir mittels modernster Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten jederzeit eine intensivmedizinische Betreuung Ihres Fohlens sicherstellen.