Orthopädische Untersuchung

Als Lahmheit bezeichnet man Störungen in der regelmässigen Bewegung der Gliedmassen, die meistens durch krankhafte Zustände hervorgerufen werden. Durch die Lahmheitsuntersuchung wird die Ursache der Bewegungsstörung eruiert. Unsere erfahrenen Orthopäden helfen Ihnen weiter.

Wissenswertes zu Lahmheiten

Durch was wird eine typische Lahmheit verursacht?

Ursächlich lassen sich Lahmheiten in drei Gruppen unterteilen:

  • Lahmheit infolge von Schmerzen im Bewegungsapparat
  • Lahmheit infolge mechanischer Behinderung der Bewegung
  • Lahmheit infolge Nervenlähmung oder -irritationen

Was ist die häufigste Ursache von Lahmheit?

Die meisten Lahmheiten beim Pferd sind auf Schmerzen im Bewegungsapparat zurückzuführen. Sehr oft sind die Lahmheiten im Bereich der unteren Gliedmasse lokalisiert.

Woran kann man erkennen, ob das Pferd infolge einer mechanischen Behinderung des Bewegungsablaufs oder einer Nervenlähmung/-irritation lahm geht?

Dies kann nur durch eine tierärztliche Untersuchung festgestellt werden. Bei einigen mechanisch bedingten Lahmheiten gibt es ein typisches Bewegungsbild. Beispiele sind die proximale Kniescheibenfixation, die fibrotische Myopathie oder die Ruptur des Fibularis tertius Muskels. Auch bei Nervenlähmungen zeigt sich oft eine typische Haltung bzw. Bewegungsmuster der betroffenen Gliedmasse. Beispiel hierfür sind das Abplatten der Schulter bei einer Lähmung des Nervus suprascapularis (sog. Sweeney-Syndrom) oder eine Lähmung des Nervus radialis.

Wann sollte ich ein Pferd aufgrund einer Lahmheit tierärztlich untersuchen lassen?

Grundsätzlich sollte jedes Pferd, bei dem eine Lahmheit beobachtet wird die nicht innerhalb weniger Tage verschwindet, wiederholt auftritt, oder zu einer deutlichen Bewegungsstörung führt, tierärztlich untersucht werden.

Kann ich auch an der Pferdeklinik des Tierspitals Zürich eine Lahmheitsuntersuchung durchführen lassen?

Ja. Die Orthopädie ist ein Schwerpunkt der Pferdekliniken des Universitären Tierspitals Zürich. Wir führen täglich Lahmheitsuntersuchungen durch.

Was ist bezüglich Vorbereitung zur Lahmheitsuntersuchung zu beachten?

Das Pferd sollte in den 48 Stunden vor einer tierärztlichen Lahmheitsuntersuchung in der Regel keine entzündungshemmenden bzw. schmerzlindernden Medikamente bekommen. Wenn das Pferd schon länger und nur geringgradig lahm ist, sollte es in den Tagen vor der Lahmheitsuntersuchung auch nicht geschont werden.

Welche Pferde sollten als Notfall für eine Lahmheitsuntersuchung am Tierspital Zürich vorgestellt werden?

Pferde mit starken Lahmheiten (d.h. Entlastungshaltung in der Box/im Stehen, deutlich sichtbare Lahmheit im Schritt), die plötzlich aufgetreten sind und noch nicht lange (maximal wenige Tage) bestehen, sollten notfallmässig tierärztlich untersucht werden. In der Regel ist es sinnvoll, dies durch Ihren Privattierarzt machen zu lassen. Dieser kann dann mit Ihnen entscheiden, ob Ihr Pferd als Notfall an eine Klinik muss und ggf. für den Transport besondere Massnahmen ergreifen.

Wann ist ein Spezialtransport für ein lahmes Pferd notwendig?

Bei Verdacht auf einen Knochenbruch oder eine Luxation (d.h. «herausgesprungenes» Gelenk) ist neben stabilisierenden Massnahmen oftmals ein Spezialtransport angezeigt. Hierfür arbeiten wir eng mit dem Grosstierrettungsdienst GTRD zusammen.

Wissenswertes zum Ablauf einer Lahmheitsuntersuchung

Wer führt die Lahmheitsuntersuchung an der Pferdeklinik des Tierspitals bei Ihrem Pferd durch?

Ihrem Pferd wird ein erfahrener Tierarzt, eine erfahrene Tierärztin sowie ein Oberarzt oder eine Oberärztin zugeteilt. Der zugeteilte Tierarzt oder die Tierärztin kümmert sich von Anfang bis zum Ende der Untersuchung um Ihr Pferd und Sie. Alle Befunde der Untersuchung, Diagnose und Therapie werden mit dem zuständigen Oberarzt, der Oberärztin oder Chefarzt besprochen.

Für die Durchführung der Ultraschalluntersuchung und zur Beurteilung der Röntgenbilder konsultieren wir zudem spezialisierte Radiologen.

Wie muss ich eine Lahmheitsuntersuchung zeitlich planen und wie läuft diese ab?

Eine vollständige und gründliche orthopädische Untersuchung zur Abklärung einer Lahmheit benötigt Zeit. Neben einer klinischen Untersuchung mit Vorführen des Pferdes, Beugeproben und Abtasten des Bewegungsapparats, ggf. auch Longieren, ist meist Bildgebende Diagnostik angezeigt. Diese umfasst häufig Röntgen und/oder Ultraschall. Um den lahmheitsverursachenden Schmerz zu lokalisieren sind oft diagnostische Anästhesien notwendig. Je nach Problem und Befunden kann diese Untersuchungen wenige Stunden bis zu mehr als einem halben Tag dauern. Bei aufwändigen Fällen empfiehlt es sich, das Pferd für die Dauer der Untersuchung bei uns an der Klinik zu lassen.

Kann man eine Lahmheit heutzutage auch objektiv messen und erfassen?

Dies ist dank der modernen Technik möglich. Das geschulte Auge des Orthopäden bleibt das wichtigste Instrument in der Lahmheitsdiagnostik. Dies kann in komplizierten Fällen aber durch eine Untersuchung auf dem Laufband mit der Möglichkeit der kinematischen (d.h. bildlicher Darstellung des Bewegungsablaufs anhand am Bein angebrachter optischer Marker) Analyse sowie der Kraftdruckmessung (im Laufband sind Sensoren eingebaut, die für jedes Bein separat den in der Stützbeinphase entstandenen Druck messen) ergänzt werden. Ein solches Laufband steht uns an der Pferdeklinik zur Verfügung.

Ein weiteres System, welches wir bei Bedarf zur Lahmheitsdiagnostik verwenden, ist der Lameness locator. Bei diesem System werden Sensoren am Kopf, Becken und Bein des Pferdes angebracht und so die für eine Lahmheit typischen Ausgleichsbewegungen erfasst.

Kann ich bei der Lahmheitsuntersuchung dabei sein?

Sie können gerne bei der Lahmheitsuntersuchung dabei sein, müssen es aber nicht. Zu Beginn der Untersuchung steht die Aufnahme des Vorberichts. In diesem Gespräch können Sie berichten, was aus Ihrer Sicht bezüglich der Lahmheit wichtig ist. Nach diesem Gespräch beginnt die Untersuchung.

Sie können nun entweder Ihr Pferd bei uns lassen und wieder nach Hause fahren oder auch gerne bei der Untersuchung dabei bleiben. Wenn Sie sich entscheiden, bei der Untersuchung dabei zu bleiben, so stellen Sie sich bitte darauf ein, dass es immer wieder zu Wartezeiten kommt. So muss nach jeder diagnostischen Anästhesie ca. 10 Minuten gewartet werden bis das Pferd wieder vorgeführt wird. Auch kann es sein, dass man warten muss, bis eine Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden kann. Bei der Röntgenuntersuchung können Sie aus Strahlenschutzgründen nicht im Raum sein.

Nach Abschluss der Untersuchung besprechen wir auf jeden Fall in Ruhe alle Befunde und das weitere Vorgehen – egal, ob Sie während der Untersuchung dabei waren oder nicht.

Kann im Anschluss an eine Lahmheitsuntersuchung auch gleich die Behandlung erfolgen?

Nach der Untersuchung besprechen wir mit Ihnen die Befunde, Diagnose und unterbreiten einen Behandlungsvorschlag. Bei konservativer Therapie (d.h. ohne Operation) können wir spezifische Behandlungen wie z.B. Gelenksinjektionen in der Regel direkt im Anschluss daran durchführen. Wir besprechen mit Ihnen und Ihrem Privattierarzt, ob eine weitere Behandlung, z.B. die Verabreichung von Medikamenten, dann zu Hause erfolgen kann. Sollte eine Operation nötig sein, so bieten wir die Möglichkeit an, das Pferd bei uns zu lassen und in den folgenden Tagen zu operieren.

Wann sind aufwändigere Bildgebende Verfahren wie CT, MRT oder Szintigraphie für eine Lahmheitsdiagnostik notwendig?

In komplizierten Fällen können diese Verfahren sehr hilfreich sein. Um aussagekräftige Ergebnisse zu liefern, ersetzen sie aber nicht die Lahmheitsuntersuchung sondern ergänzen sie. Wenn die Ergebnisse der Lahmheitsuntersuchung bei Ihrem Pferd den Einsatz von MRT, CT oder Szintigraphie sinnvoll erscheinen lassen, werden wir dies mit Ihnen besprechen und bieten auch die Durchführung dieser Verfahren an (CT und MRT im Haus, Szintigraphie derzeit in externer Zusammenarbeit).

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