Versorgung von Wunden
Eine sofortige und korrekte Versorgung von Wunden ist bei Pferden essentiell. Dazu gehören eine genaue Untersuchung der Wunde, eine gründliche Reinigung sowie ein Verschluss. Abhängig von Lokalisation, Tiefe, Alter und Infektionsgrad der Wunde können weitere Massnahmen notwendig sein. Zudem sind Pferde im Vergleich zu anderen Tieren sehr anfällig für Phlegmonen (sogenannter Rotlauf oder Einschuss), Starrkrampf und andere Komplikationen von Wunden.
Wissenswertes zu Wunden
Ursachen von Wunden
Man unterscheidet verschiedene Ursachen, wie Verwundungen oder Verletzungen zugezogen werden können. Schnittwunden entstehen meist als Verletzungen durch scharfe Gegenstände. Stichwunden entstehen z.B. durch Gabelstiche oder Nageltritte. Platzwunden treten meist auf durch stumpfes Trauma. Quetschwunden können bei Autounfällen zustande kommen. Wobei grössere Partien der Haut regelrecht abgeschält werden können.
Biss- und Risswunden stammen meist von streunenden oder kämpfenden Hunden. Diese Wunden bringen meistens die Komplikation von Infektionen mit sich. Verbrennungen treten bei Tieren relativ selten auf, wie auch Erfrierungen. Dennoch sind dies Wunden, die eine gute Versorgung erfordern.
Typische Symptome
Meist sind die Verletzungen sofort zu erkennen. In gewissen Fällen können kleine Wunden jedoch gut versteckt im Fell nicht sofort ersichtlich sein. Hier kann es sein, dass als erstes ein angelaufenes Bein, Fieber oder eine Lahmheit erkannt wird. In diesen Fällen muss immer penibel nach einer primären Wunde gesucht werden.
Mögliche Komplikation – Rotlauf
Unabhängig von Grösse, Tiefe und Lokalisation können beim Pferd Verletzungen rasch zu einer Phlegmone (Rotlauf bzw. Einschuss) führen. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Entzündung des Unterhautgewebes. Diese Fälle benötigen neben der Versorgung der Wunde eine antibiotische Therapie sowie die Gabe von Entzündungshemmern.
Mögliche Komplikation – Gelenksinfektion
Abhängig von Lokalisation und Tiefe der Wunde kann ein Gelenk oder eine Sehnenscheide betroffen sein. Dies führt unbehandelt in kurzer Zeit zu einer hochgradigen Infektion innerhalb dieser Struktur und kann langfristige Komplikationen wie Arthrose nach sich ziehen. Deshalb muss die Beteiligung von Gelenken frühstmöglich ausgeschlossen werden oder die korrekte Behandlung eingeleitet werden. Dies bedeutet eine ausgiebige Spülung der betroffenen Struktur, je nach Fall stehend mit Kanülen oder arthroskopisch. Abhängig von der Wundlokalisation sowie von dem Pferd kann dies stehend oder in Vollnarkose gemacht werden.
Mögliche Komplikation – Starrkrampf
Eine seltenere, dafür umso schwerwiegendere Komplikation von Verletzungen ist der Starrkrampf (lat.: Tetanus). Hierbei gelangen Bakterien (Clostridium tetani) aus der Umgebung in die Wunde und können sich in diesem Sauerstoffarmen Milieu wunderbar vermehren. Die dabei freigesetzten Gifte gelangen in die Blutbahn und führen zu einer Störung des Nervensystems. Es kommt zu einer spastischen Lähmung der Muskulatur. Pferde zeigen typischerweise eine Sägebockstellung, Krämpfe der Kaumuskulatur, Speicheln, Vorfall des dritten Augenlids und eine generelle Übererregbarkeit. Die Behandlung ist langwierig und die Prognose vorsichtig. Diese möglicherweise fatale Komplikation kann jedoch mit der generell empfohlenen und sehr gut wirksamen Impfung verhindert werden.
Vorbeugung von Komplikationen
Zur Vorbeugung von Komplikationen sollten beim Pferd auch kleinere Verletzungen, vor allem an den Beinen, mit einer desinfizierenden Lösung (z.B. verdünnter Betadine® Lösung) gereinigt werden. Zusätzlich kann ein desinfizierender Angussverband angebracht werden.
Falls die Wunde tiefer ist, in der Nähe eines Gelenks lokalisiert ist oder das Pferd deutlich lahm ist, sollte ein Tierarzt beigezogen werden. Wie bereits erwähnt ist die Starrkrampf-Impfung bei Pferden unbedingt notwendig. Diese möglicherweise fatale Komplikation kann jedoch mit der generell empfohlenen und sehr gut wirksamen Impfung verhindert werden.
Müssen alle Wunden genäht werden?
Grundsätzlich werden alle Schnittwunden beim Pferd versucht zu nähen. Dies führt zu der besten Heilung und dem schönsten Resultat. Falls es die Umstände jedoch nicht erlauben (z.B. zu viel Spannung) können Wunden mit einer guten Wundversorgung und einem schützenden Verband mit der Zeit zu granulieren und abheilen.
Wissenswertes zur Operation
Wer operiert mein Pferd?
Um den höchsten Standard zu gewährleisten, werden Operationen von einem Chefarzt oder einer erfahrenen Oberärztin, einem erfahrenen Oberarzt geleitet.
Die Beratung
Eine intensive und ausführliche Beratung ist einer der wichtigsten Punkte bei einer Operation. Wir erklären Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten und empfehlen Ihnen eine Behandlungsmethode. Wir beantworten in aller Ruhe alle Ihre Fragen über Ablauf, Kosten, Risiken, Ergebnis und Pflege nach der Therapie.
Die Untersuchungen vor der OP
Bei tiefen Verletzungen ist es wichtig, vor der OP das Ausmass der Schädigung zu kennen. Deshalb ist eine gründliche Untersuchung der Wundhöhle mit sterilen Handschuhen sowie einer Sonde unabdingbar. Hierbei kann die Beteiligung von Knochen oder anderen Strukturen erkannt werden.
Zum Ausschluss von Frakturen, Fissuren wird zusätzlich ein Röntgenbild angefertigt. Dies ist besonders bei Schlagverletzungen sehr wichtig.
Zum Ausschluss einer Beteiligung eines Gelenks oder einer Sehnenscheide werden die möglichen betroffenen Strukturen punktiert und die Gelenksflüssigkeit analysiert. Diese Untersuchungen erlauben dann die Entscheidung über die bestmögliche Versorgung der Wunde und weiterführende Behandlungen.
Die Wundversorgung
Die meisten Wunden können am stehenden, sedierten Pferd versorgt werden. Im Falle einer Beteiligung eines Gelenkes oder einer Sehnenscheide wird das Pferd in Vollnarkose gelegt und die betroffene Struktur arthroskopisch gespült.
Die Wundversorgung beginnt mit einer gründlichen Reinigung der Wunde. Am Tierspital Zürich stehen hierfür spezialisierte Geräte wie ein Ultraschall-Reiniger zur Verfügung. Danach muss ein guter Abfluss des Wundsekrets gewährleistet werden. Hierfür wird meist eine Drainage eingelegt, welche nach ca. 2-4 Tagen gezogen werden kann. Erst jetzt erfolgt der Verschluss der Wunde mit einer Naht. Diese wird wiederum mit einer sterilen Wundauflage und einem Verband geschützt.
Das Pferd wird danach zum Aufwachen in eine Boxe gebracht und wieder langsam angefüttert. Die ersten Verbandswechsel erfolgen in kurzen Abständen von 2-3 Tagen und erlauben eine gute Nachsorge der Wunde und Überwachung des Heilungsverlaufs. Bei gutem Verlauf kann Ihr Pferd nach Hause entlassen werden und Ihr Privattierarzt kann sich weiter um die Wundheilung kümmern.
Besondere Wundtherapien
Je nach Wunden können auch spezielle Therapien erforderlich sein. Zu diesen Behandlung, welche bei uns durchgeführt werden, gehören spezielle Wundreinigungstechniken (z.B. Ultraschallreinigung), Wundtherapie mittels VAC (Unterdrucktherapie), Honigtherapie oder Madentherapie.
Kontaktieren Sie uns gerne, falls Sie Einzelheiten erfahren möchten.
Hauttransplantationen
Die Wundheilung an Pferdebeinen ist oft langsam und von Komplikationen übersät. Manchmal braucht es Hauttransplantate, damit solche grossflächige und komplizierte Wunden abheilen. Es gibt verschiedene Arten von Hauttransplantate. Diese können in Form eines Hautnetzes oder in Form von Hautstanzen angebracht werden.
Die Nachsorge
Die Nachsorge ist für eine optimale Heilung und ein schönes Ergebnis sehr wichtig. Wir erklären Ihnen worauf sie bei Ihrem Pferd zu Hause achten müssen, was Ihr Pferd machen darf und was nicht. Zudem erhalten Sie einen schriftlichen Bericht mit genauen Anweisungen. Die Nachsorge zu Hause wird durch Ihren Privattierarzt überwacht, diesen informieren wir bevor Ihr Pferd nach Hause geht.
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