Gelenkspiegelung – Arthroskopie
Unter der Arthroskopie versteht man die endoskopische Untersuchung eines Gelenkes. Das Wort stammt aus dem Griechischen, wobei «Arthros» für das Gelenk und «skopie» für Betrachten steht. Die Arthroskopie hat in den letzten Jahrzehnten die Gelenkchirurgie bei den Pferden revolutioniert. Gemessen an allen Operationen zählt die Arthroskopie heute zu den häufigsten Operationen, die an den Pferdekliniken durchgeführt werden.
Alles im Überblick – Arthroskopie
ca. 2 Stunden | 14 Tage unter Verband |
Vollnarkose | 2 Wochen Boxe
6 – 10 Wochen Auslaufboxe
nach 3 Monaten freier Weidegang |
3 Tage Spitalaufenthalt | 6 Wochen Schritt
nach 2 Monaten Trab
nach 3 Monaten gewohnte Bewegung |
Nach 10 Tagen Nahtentfernung | sehr gute Prognose – jedoch abhängig von der Erkrankung |
Wissenswertes zur Arthroskopie
Arthroskopische Technik
Das Gelenk wird zuerst mit physiologischer Kochsalzlösung oder mit einem Gas (CO2) gefüllt. Anschliessend wird das Arthroskop über eine Schutzhülse in das Gelenk eingeführt. Das Arthroskop besitzt eine Linse, deren Blickrichtung und auch Vergrösserungsfaktor variabel sind. Mit dieser Linse wird das Gelenk untersucht, wobei Knorpel, Bänder, Kapsel, Zotten und Flüssigkeit beurteilt werden.
Je nach Gelenk kann der gesamte Gelenkraum über einen Zugang untersucht werden. Nach der Untersuchung werden andere Instrumente über einen zusätzlichen Zugang in das Gelenk eingeführt, wodurch die erforderlichen Operationen durchgeführt werden können.
Zum Schluss wird das Gelenk grosszügig gespült, damit alle Entzündungszellen und Eiweisse von entzündlichen Veränderungen entfernt werden. Anschliessend werden die Instrumente entfernt, die Haut verschlossen und je nach Lokalisation ein Verband angebracht.
Stehend unter Sedation oder unter Allgemeinanästhesie
Die Arthroskopie wird in der Regel in Allgemeinanästhesie durchgeführt. Stehende Eingriffe werden zwar gemacht, sind aber aufgrund der unsicheren Ruhigstellung des Pferdes sowohl für den Chirurgen als auch für das Pferd selber mit einigen Risiken behaftet. Bestimmte Chips (Osteochondrale Fragmente) können unkompliziert bei geeigneten Pferden auch stehend unter Sedation entfernt werden. Dies können Sie gerne mit dem zuständigen Chirurgen besprechen.
Arthroskopie hilft bei der Diagnosestellung
Mittels radiologischen und ultrasonographischen Mitteln kann das Gelenk nur begrenzt untersucht werden. Die radiologische Untersuchung ergibt nur Hinweise über die Knochenstruktur, während die ultrasonographische Untersuchung gewisse Hinweise über Gelenkbänder und Gelenkknorpel ergibt.
Die Arthroskopie dagegen erlaubt eine direkte Betrachtung des Gelenkknorpels, bestimmter Gelenkbänder sowie auch der Gelenkflüssigkeit. Damit können Knorpelerosionen und Knorpelabsplitterungen sowie auch Bänderzerrungen genau beurteilt werden.
Häufig sind solche Untersuchungen eine grosse Hilfe für die richtige Diagnose und Prognosestellung.
Arthroskopie zur Beurteilung von Gelenkszysten
Zysten kommen beim Pferd in vielen Gelenken wie Knie-, Fessel-, Huf und Ellenbogengelenk gehäuft vor. Aufgrund ihrer verminderten Röntgendichte lässt sich radiologisch die Diagnose einer Gelenkszyste stellen. Hingegen können aufgrund der radiologischen Untersuchung häufig keine Aussagen über eine mögliche Verbindung der Zyste mit dem Gelenk gemacht werden.
Ebenso kann der Inhalt der Zyste nicht näher charakterisiert werden. Hier erlaubt uns erst die arthroskopische Beurteilung eine schlüssige Aussage, ob eine Verbindung der Zyste mit dem Gelenk besteht. Eine Aussage über den Zustand des Gelenks, des Gelenkknorpels oder der angrenzenden Strukturen wie des Meniskus ist auch möglich. Gleichzeitig können gewisse Zysten unter arthroskopischer Kontrolle therapiert werden.
Arthroskopie zur Entfernung von Chips
Gelenkfragmente (Chips) können meist radiologisch erkannt werden, aber es ist nicht möglich, eine Aussage über den Zustand des Gelenks wie auch über das Fragment zu machen. So können sie gut befestigt oder auch völlig frei im Gelenk sein. Auch sind Knorpelläsionen wie Schleifspuren oder vollständige Knorpeldefekte radiologisch nicht zu erfassen.
Klinik für Pferdechirurgie - Arthroskopie
Brüche, welche Gelenke mitbetreffen
Fissuren und Frakturen, welche Gelenke mitbetreffen, können radiologisch in der Regel diagnostiziert werden, wobei meist nur eine Ja-Nein Antwort möglich ist. Damit kann keine Aussage über den Zustand des Gelenks wie auch keine Aussage über den genauen Verlauf der Fraktur gemacht werden.
Wissenswertes zur Operation
Wer operiert mein Pferd?
Um den höchsten Standard zu gewährleisten, werden Operationen von einem Chefarzt oder einer erfahrenen Oberärztin, einem erfahrenen Oberarzt geleitet.
Die Beratung
Eine intensive und ausführliche Beratung ist einer der wichtigsten Punkte bei einer Operation. Wir erklären Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten und empfehlen Ihnen eine Behandlungsmethode. Wir beantworten in aller Ruhe Ihre Fragen über Ablauf, Kosten, Risiken, Ergebnis und Pflege nach der Operation.
Die Operationsvorbereitungen
Ihr Pferd wird am Tag vor der Operation stationär aufgenommen. Sie erhalten die Handynummern von unseren Tierärzten und Tierärztinnen, damit Sie bei Fragen eine Ansprechperson haben. Jedes Pferd wird vor der Operation gewogen. Ihr Pferd wird vom zuständigen Chirurgen oder der zuständigen Chirurgin und vom Narkosetierarzt, der Narkosetierärztin untersucht. Sollte sich der Bedarf für weitere Untersuchungen ergeben, weisen wir Sie darauf hin.
Um den Ablauf am Tag der Operation zu beschleunigen, werden die zu operierenden Bereiche ausgeschoren und vorgewaschen. Anschliessend verbinden wir diese Bereiche, um sie sauber zu halten und um Ihr Pferd an die Verbände zu gewöhnen. Ihr Pferd muss nüchtern sein vor der Operation und wird deshalb über Nacht gefastet.
Der Operationstag
Vor der Operation wird Ihrem Pferd ein Venenkatheter gesteckt. Durch diesen verabreichen wir vor der Operation breitspektrum Antibiotika, entzündungshemmende Medikamente sowie Schmerzmittel. Ihr Pferd wird in der Boxe leicht sediert und das Maul wird ausgewaschen.
Nach einer sanften Einleitung der Narkose wird die Haut im zu operierenden Bereich mehrfach desinfiziert, anschliessend wird die Region mit sterilen Tüchern abgeklebt. Nun beginnt der eigentliche Eingriff. Über eine Arthroskopie wird die synodale Struktur untersucht und entsprechend der Erkrankung behandelt. Dabei wird die Triangulationsmethode angewendet, bei welcher zuerst ein Portal für das Arthroskop und anschliessend unter Sichtkontrolle das Portal für die Instrumente präpariert wird. Durch die Gelenkspülung werden auch Entzündungsprodukte und andere knorpelschädigende Stoffe aus dem Gelenk gespült. Die kleinen Zugänge werden vernäht und es wird ein steriler Verband angebracht.
Nach dem Eingriff wird Ihr Pferd in eine Aufwachboxe gebracht, wo es von der Narkose aufsteht.
Die Narkose
Dieser Eingriff wird heutzutage fast immer in Vollnarkose (Intubationsnarkose) durchgeführt. Stehende Eingriffe werden zwar gemacht, sind aber aufgrund der unsichereren Ruhigstellung des Pferdes mit Risiken behaftet. Die schonenden Narkosemethoden sind sehr sicher und deutlich weniger belastend als frühere Methoden. Alle Narkosen werden von speziell ausgebildeten Tierärzten und Tierärztinnen durchgeführt. Vor einer Operation wird Sie der zuständige Tierarzt über die Operation, die notwendige Narkose, allfällige Risiken und mögliche Komplikation informieren und Ihre Einwilligung für den Eingriff einholen. Bitte zögern Sie nicht, Fragen zu stellen um Unklarheiten oder Unsicherheiten zu vermeiden.
Ungefähr eine Stunde nach der Aufstehphase wird Ihr Pferd wieder in die Box gebracht und Sie können es ab diesem Zeitpunkt zu den normalen Besuchszeiten besuchen.
Alle Risiken zusammengefasst
Eine Arthroskopie ist ein Eingriff, der Komplikationen nach sich ziehen kann. Diese sind jedoch selten. Komplikationsmöglichkeiten sind Wundheilungsstörungen oder Verbandsdrücke. Generell ist eine Arthroskopie ein sicherer, minimal invasiver Eingriff, den unsere Spezialisten häufig durchführen.
Die erste Nacht nach der OP
Direkt nach der Operation verbringt Ihr Pferd zur Sicherheit mindestens eine Nacht in unserer Klinik. Von ambulanten Operationen unter Vollnarkose raten wir eher ab, da ihr Pferd so unmittelbar nach der Operation vorerst Ruhe hat und optimaler betreut werden kann.
Sechs Stunden nach Aufstehen aus der Vollnarkose wird Ihr Pferd mit einem Mash und Heu angefüttert. Ihr Pferd wird überwacht und notwendige Medikamente werden verabreicht.
Am nächsten Morgen werden die Verbände gewechselt. Dabei werden die Nähte kontrolliert und, falls notwendig, Kontrollröntgenbilder der operierten Gelenke angefertigt.
Die Nachsorge
Die Nachsorge ist für eine optimale Heilung und ein schönes Ergebnis sehr wichtig. Wir erklären Ihnen, worauf sie bei Ihrem Pferd zu Hause achten müssen, was ihr Pferd machen darf und was nicht. Zudem erhalten Sie einen schriftlichen Bericht mit genauen Anweisungen. Die Nachsorge zu Hause wird durch Ihren Privattierarzt überwacht, diesen informieren wir, bevor Ihr Pferd nach Hause geht.
In der Regel benötigt Ihr Pferd während 10 Tagen Verbände, diese können je nach Zustand durch den Privattierarzt alle 3-5 Tage gewechselt werden. 10-14 Tage nach der Operation können die Nähte entfernt werden. Danach wird nochmals ein Verband angebracht.
Die Prognose und Abheilzeit
Die Prognose für die arthroskopische Gelenkspiegelung ist sehr gut. Die Dauer der Rekonvaleszenz ist in der Regel drei Monate. Zwei Wochen nach der Operation kann in der Regel mit Schritt/Bewegung an der Hand und/oder unter dem Sattel begonnen werden. Dieses Schrittprogramm wird dann langsam gesteigert für weitere sechs Wochen. Zwei Monate nach der Operation können sie ihr Pferd wieder im Trab aufbauen und nach drei Monaten darf es wieder freien Weidegang haben.
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