Arthroskopische Chipentfernung
Unter Chip oder Gelenkmaus versteht man die Bildung eines knorpeligen oder knöchernen Fragmentes in einem Gelenk im Rahmen einer entwicklungsbedingten orthopädischen Erkrankung. Die Gelenkspiegelung (Arthroskopie) ist heute die Methode der Wahl zur Entfernung von Chips. Bei gekonnter Ausführung verläuft diese Operation nahezu komplikationslos und auch die Nachbehandlung ist problemlos.
Alles im Überblick – Arthroskopische Chipentfernung
ca. 2 Stunden | 14 Tage unter Verband |
Vollnarkose | 2 Wochen Boxe
6 – 10 Wochen Auslaufboxe
nach 3 Monaten freier Weidegang |
3 Tage Spitalaufenthalt | 6 Wochen Schritt
nach 2 Monaten Trab
nach 3 Monaten gewohnte Bewegung |
Nach 10 Tagen Nahtentfernung | sehr gute Prognose |
Wissenswertes zur Erkrankung Osteochondrosis dissecans
Was ist ein Chip?
Unter einem Chip versteht man ein kleines Knochen-/Knorpelfragment oder ein Knochen/Knorpelsplitter. Als Synonym wird oft auch Gelenksmaus gebraucht. Chips sind klassischerweise die Folge der Gelenkerkrankung Osteochondrosis dissecans. In vereinzelten Fällen können traumatische Frakturen in Gelenknähe, separate Verknöcherungszentren oder Verkalkungen die Ursache sein.
Wie entsteht ein Chip?
Osteochondrosis dissecans (Chips) ist eine entwicklungsbedingte orthopädische Erkrankung.
Durch eine unregelmässige Druckbelastung und Ernährungsstörung der Knorpelzellen im Gelenkbereich kommt es zu einer fehlerhaften Umwandlung von Knorpel zu Knochen. Als Folge davon stirbt Knorpel entweder ab und es entstehen Zysten oder Knorpelfragmente lösen sich ab, verknöchern später und es entstehen Chips.
Mögliche zugrundeliegende Ursachen
Einig ist man sich nur darüber, dass es sich um ein multifaktorielles Geschehen handelt. Das heisst, dass viele verschiedene Faktoren die Entstehung der Chips begünstigen.
Man unterscheidet zwischen äusseren Faktoren (übermässige Fütterung der Fohlen, Aufnahme von giftigen Substanzen, Kupfermangel und intensives Training junger Fohlen) und angeborenen Faktoren mit eher genetischem Hintergrund (Geburtsgewicht und Grössenwachstum).
Mögliche betroffene Gelenke
Es kann eigentlich jedes Gelenk betroffen sein. Aber es gibt beim Pferd gewisse Prädilektionsstellen für Chips, das heisst Orte, wo sie häufig vorkommen. Die Sprunggelenke, die Fesselgelenke und die Kniegelenke sind sehr häufig betroffen.
Im Allgemeinen treten Chips häufig auch beidseitig auf. Dies heisst also, dass wenn ein Gelenk von Chips betroffen ist, ist es wichtig, die anderen Gelenke auch zu röntgen, weil es sehr häufig vorkommt, dass mehrere Gelenke betroffen sind.
Wie kann ich rausfinden ob mein Pferd ein Chip hat?
Die Diagnose erfolgt mittels einer genauen Lahmheitsuntersuchung inklusive diagnostischen Anästhesien und Röntgen der betroffenen Region. Für die genaue Lokalisation und Beurteilung der Läsion sind meist mehrere Röntgenaufnahmen in verschiedenen Projektionen nötig.
Typische Symptome
Die Symptome mit Ausnahme vom Schultergelenk sind eher mild und beinhalten eine Gelenkschwellung und keine oder nur eine leichtgradige Lahmheit. Die betroffenen Pferde werden meist im Alter von 6 Monaten bis 3 Jahre vorgestellt. Typischerweise treten die Symptome allerdings erst mit Beginn des Trainings auf.
Müssen alle Chips entfernt werden?
Grundsätzlich werden konservative und chirurgische Behandlungsmöglichkeiten unterschieden. Heutzutage wird im Allgemeinen eine chirurgische Behandlung empfohlen.
Freie Fragmente können degenerative Veränderungen im Gelenk (Arthrose) fördern. Auch kann es zu Schleifspuren am gegenüberliegenden Gelenkknorpel führen.
Vorbeugung von Chips
Gerade bei Fohlen mit Tendenz zu raschem Grössenwachstum sollte darauf geachtet werden, dass während der Saugperiode die Mutterstute kontrolliert gefüttert wird. Nach dem Absetzen empfiehlt es sich, beim Fohlen eine Blutuntersuchung mit besonderem Augenmerk auf den Calcium- /Phosphorhaushalt, und den Gehalt an Kupfer und Zink. Bei Abweichungen von den physiologischen Werten sollte ein Zusatzfutter verabreicht werden.
Weidegang ist die beste Voraussetzung für die Entwicklung eines gesunden Knorpels. Boxenruhe sowie übermässige Belastung der Jungtiere erhöhen das Risiko für Knorpelerkrankungen.
Wissenswertes zur Operation
Wer operiert mein Pferd?
Um den höchsten Standard zu gewährleisten, werden Operationen von einem Chefarzt oder einer erfahrenen Oberärztin, einem erfahrenen Oberarzt geleitet.
Die Beratung
Eine intensive und ausführliche Beratung ist einer der wichtigsten Punkte bei einer Operation. Wir erklären Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten und empfehlen Ihnen eine Behandlungsmethode. Wir beantworten in aller Ruhe Ihre Fragen über Ablauf, Kosten, Risiken, Ergebnis und Pflege nach der Operation.
Die Operationsvorbereitungen
Ihr Pferd wird am Tag vor der Operation stationär aufgenommen. Sie erhalten die Handynummern von unseren Tierärzten und Tierärztinnen, damit Sie bei Fragen eine Ansprechperson haben. Jedes Pferd wird vor der Operation gewogen. Ihr Pferd wird vom zuständigen Chirurgen oder der zuständigen Chirurgin und vom Narkosetierarzt, der Narkosetierärztin untersucht. Sollte sich der Bedarf für weitere Untersuchungen ergeben, weisen wir Sie darauf hin. Manchmal müssen zusätzliche Röntgenbilder erstellt werden.
Diese dienen der genauen Operationsplanung. Auch muss sichergestellt sein, dass die übrigen Gelenke, in denen Chips häufig vorkommen, leer sind.
Um den Ablauf am Tag der Operation zu beschleunigen, werden die zu operierenden Bereiche ausgeschoren und vorgewaschen. Anschliessend verbinden wir diese Bereiche, um sie sauber zu halten und um Ihr Pferd an die Verbände zu gewöhnen. Ihr Pferd muss nüchtern sein vor der Operation und wird deshalb über Nacht gefastet.
Der Operationstag
Vor der Operation wird Ihrem Pferd ein Venenkatheter gesteckt. Durch diesen verabreichen wir vor der Operation breitspektrum Antibiotika, entzündungshemmende Medikamente sowie Schmerzmittel. Ihr Pferd wird in der Boxe leicht sediert und das Maul wird ausgewaschen.
Nach einer sanften Einleitung der Narkose wird die Haut im zu operierenden Bereich mehrfach desinfiziert, anschliessend wird die Region mit sterilen Tüchern abgeklebt. Nun beginnt der eigentliche Eingriff. Über eine Arthroskopie wird die synodale Struktur untersucht und entsprechend der Erkrankung behandelt. Dabei wird die Triangulationsmethode angewendet, bei welcher zuerst ein Portal für das Arthroskop und anschliessend unter Sichtkontrolle das Portal für die Instrumente präpariert wird. Nach der Entfernung des Fragmentes wird das Frakturbett einem scharfen Löffel bearbeitet und das Gelenk gründlich gespült. Durch die Gelenkspülung werden auch Entzündungsprodukte und andere knorpelschädigende Stoffe aus dem Gelenk gespült. Die kleinen Zugänge werden vernäht und es wird ein steriler Verband angebracht.
Nach dem Eingriff wird Ihr Pferd in eine Aufwachboxe gebracht, wo es von der Narkose aufsteht.
Die Narkose
Dieser Eingriff wird heutzutage fast immer in Vollnarkose (Intubationsnarkose) durchgeführt. Stehende Eingriffe werden zwar gemacht, sind aber aufgrund der unsichereren Ruhigstellung des Pferdes mit Risiken behaftet. Die schonenden Narkosemethoden sind sehr sicher und deutlich weniger belastend als frühere Methoden. Alle Narkosen werden von speziell ausgebildeten Tierärzten und Tierärztinnen durchgeführt. Vor einer Operation wird Sie der zuständige Tierarzt über die Operation, die notwendige Narkose, allfällige Risiken und mögliche Komplikation informieren und Ihre Einwilligung für den Eingriff einholen. Bitte zögern Sie nicht, Fragen zu stellen um Unklarheiten oder Unsicherheiten zu vermeiden.
Ungefähr eine Stunde nach der Aufstehphase wird Ihr Pferd wieder in die Box gebracht und Sie können es ab diesem Zeitpunkt zu den normalen Besuchszeiten besuchen.
Alle Risiken zusammengefasst
Selbstverständlich ist auch eine Arthroskopie, wie jede Operation, ein Eingriff, der Komplikationen nach sich ziehen kann. Diese sind jedoch sehr selten. Komplikationsmöglichkeiten sind Wundheilungsstörungen oder Verbandsdrücke.
Generell ist eine arthroskopische Chipentfernung jedoch ein sicherer Eingriff, den unsere Spezialisten häufig durchführen.
Die erste Nacht nach der OP
Direkt nach der Operation verbringt Ihr Pferd zur Sicherheit mindestens eine Nacht in unserer Klinik. Von ambulanten Operationen unter Vollnarkose raten wir eher ab, da ihr Pferd so unmittelbar nach der Operation vorerst Ruhe hat und optimaler betreut werden kann.
Sechs Stunden nach Aufstehen aus der Vollnarkose wird Ihr Pferd mit einem Mash und Heu angefüttert. Ihr Pferd wird überwacht und notwendige Medikamente werden verabreicht.
Am nächsten Morgen werden die Verbände gewechselt. Dabei werden die Nähte kontrolliert und Kontrollröntgenbilder der operierten Gelenke angefertigt, um die vollständige Chipentfernung zu bestätigen.
Die Nachsorge
Die Nachsorge ist für eine optimale Heilung und ein schönes Ergebnis sehr wichtig. Wir erklären Ihnen, worauf sie bei Ihrem Pferd zu Hause achten müssen, was ihr Pferd machen darf und was nicht. Zudem erhalten Sie einen schriftlichen Bericht mit genauen Anweisungen. Die Nachsorge zu Hause wird durch Ihren Privattierarzt überwacht, diesen informieren wir, bevor Ihr Pferd nach Hause geht.
In der Regel benötigt Ihr Pferd während 10 Tagen Verbände, diese können je nach Zustand durch den Privattierarzt alle 3-5 Tage gewechselt werden. 10-14 Tage nach der Operation können die Nähte entfernt werden. Danach wird nochmals ein Verband angebracht.
Die Prognose und Abheilzeit
Die Prognose für die arthroskopische Chipentfernung ist sehr gut. Die Dauer der Rekonvaleszenz ist in der Regel drei Monate. Zwei Wochen nach der Operation kann in der Regel mit Schritt/Bewegung an der Hand und/oder unter dem Sattel begonnen werden. Dieses Schrittprogramm wird dann langsam gesteigert für weitere sechs Wochen. Zwei Monate nach der Operation können sie ihr Pferd wieder im Trab aufbauen und nach drei Monaten darf es wieder freien Weidegang haben.
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