Backenzahnextraktion
Unter der Zahnextraktion versteht man das sogenannte Ziehen eines Zahnes. Die Extraktion eines Zahnes kann dann erforderlich werden, wenn ein Zahn beispielsweise gebrochen ist oder ein Wurzelinfekt vorliegt, der nicht selten zu einer Stirnhöhlenentzündung führt.
Alles im Überblick – Extraktion (Ziehen) eines Backenzahnes
ca. 2 Stunden | lokal eingelegter Tupfer |
Sedation | 2 Wochen Auslaufboxe
danach wie gewohnt |
1-2 Tage Spitalaufenthalt | 1-2 Wochen Schritt
danach gewohnte Bewegung |
Keine Nähte | Sehr gute Prognose |
Wissenswertes zur Extraktion (Ziehen) eines Backenzahnes
Wer operiert mein Pferd?
Um den höchsten Standard zu gewährleisten, werden Operationen von einem Chefarzt oder einer erfahrenen Oberärztin, einem erfahrenen Oberarzt geleitet. In unserem Team haben wir mehrere spezialisierte Pferdezahntierärzt:innen.
Wann braucht es eine Zahnextraktion?
Die Gründe für eine Zahnextraktion sind vielfältig. Gängige Ursachen, die eine Extraktion erfordern sind beispielsweise Zahnbrüche oder Infektionen von Zahnwurzeln und des sie umgebenden Zahnfachs, was als Alveolarperiostitis bezeichnet wird.
Welche Abklärungen gehen einer Zahnextraktion voran?
Eine gründliche, vorgängige Abklärung ist in jedem Fall einer geplanten Extraktion unerlässlich. Eine detaillierte Maulhöhlenuntersuchung, bei der wir Hilfsmittel wie etwa die Zahnendoskopie hinzuziehen, kann erste Hinweise für die Ursache liefern. Weiter sind bildgebende Diagnostika wie das Anfertigen von Röntgenbildern oder CT-Untersuchungen (auch stehend möglich) häufig notwendig, um die Pathologie vollständig erkennen und beurteilen zu können.
Ist eine CT Untersuchung notwendig?
Wenn durch die Maulhöhlenuntersuchung oder durch die Röntgenuntersuchung klar ist, welcher Zahn der Übeltäter ist, braucht es keine CT Untersuchung. Oftmals ist dies aber nicht der Fall und eine CT-Untersuchung, welche bei uns stehend gemacht werden kann, wird notwendig.
Braucht mein Pferd eine Vollnarkose?
Wann immer möglich und sofern von der vorliegenden Problematik und vom Patient (Temperament) her möglich, findet eine Extraktion im Stehen statt. Sind diese Umstände nicht gegeben, findet die Extraktion in Vollnarkose statt.
Stehende Zahnextraktion – wie läuft dies ab?
Nach einer kurzen Allgemeinuntersuchung erhält Ihr Pferd einen Venenkatheter, wird sediert und in einen Stand geführt. Das Pferdemaul wird gründlich gespült und mittels Maulgatter und Aufhängevorrichtungen entsprechend positioniert. Der erkrankte Zahn wird gelockert, gelöst und mittels Hebeltechnik aus dem Zahnfach gezogen.
Bukkotomie – Zugang zum Zahnfach durch die Backe
Je nach Verlauf ist es zusätzlich nötig einen kleinen Schnitt in die Backe zu machen, um so eine Öffnung zu schaffen (sog. Bukkotomie). Über dieses kleine «Loch» können Instrumente eingeführt werden, die das Loslösen des Zahnes zusätzlich erleichtern können.
Zusätzliche minimal invasive Techniken, welche uns dabei helfen, erkrankte Zähne zu entfernen
Das Ziel jeder Zahnextraktion ist es, den Zahn als Ganzes ohne Beschädigung des Zahnfaches zu Ziehen. Dies kann problematisch werden, wenn der Zahn gebrochen ist, Wurzelreste abgebrochen sind oder der Zahn stark beschädigt ist (z.B. durch einen Tumor oder eine ausgeprägte Infektion). Bei diesen komplizierten Fällen sind gewisse minimal invasive Techniken notwendig, um Wurzelreste oder Zahnstücke zu entfernen. Diese Techniken beherrschen unsere spezialisierten Chirurgen alle und werden dem Patienten angepasst angewandt.
Zu diesen möglichen Techniken gehören die Bukkotomie nach Stoll. Hier wird eine Schraube über einen kleinen Schnitt in der Backe in den gebrochenen Zahn eingebracht und der Zahn wird so herausgeschlagen. Auch eine minimal invasive Repulsion über einen kleinen Steinmann Pin, z.B. bei einem Unterkiefer Backenzahn stellt eine minimal invasive und gute Möglichkeit dar, einen komplizierten Unterkieferbackenzahn zu entfernen.
Was geschieht mit dem leeren Zahnfach?
Um sicherzustellen, dass sämtliches Zahnmaterial entfernt werden konnte, wird nach jeder Extraktion ein Kontrollröntgenbild angefertigt. Das nun leere Zahnfach wird temporär mit einem Kunststoff (Silikon, Technovit) ausgefüllt. Am Tag der Extraktion wird Ihrem Pferd ein Schmerzmittel gespritzt. Das Verabreichen von Schmerzmittel während den kommenden 3-4 Tagen nach Extraktion kann oral erfolgen (über das Futter / direkt ins Maul).
Abheilung des Zahnfaches
Das Zahnfach und die darin liegende Kunststoffmasse sollten zuhause erstmals 1 Woche nach Klinikaustritt und danach einmal wöchentlich kontrolliert und der Kunststoff durch den Privattierarzt gekürzt werden. Die Nachkontrollen sind solange nötig, bis das Zahnfach schön abgeheilt und zugranuliert ist.
Was ist eine orosinusale Fistel
Ein orosinusale Fistel ist eine Verbindung der Maulhöhle zur Kieferhöhle, welche entsteht, wenn das Zahnfach des entfernten Zahnes nicht mehr intakt ist und nicht schön abheilt. Dies ist eine mühsame Komplikation, weil es sehr lange gehen kann bis die Verbindung verheilt. Bei der Zahnextraktion über die Maulhöhle ist diese Komplikation aber eher selten.
Nachsorge
In den ersten zwei Wochen nach der Extraktion empfehlen wir Ihnen Ihr Pferd nur im Schritt zu bewegen, anschliessend kann bei gutem Verlauf wieder mit leichter Arbeit begonnen werden. Rauhfutter und Kraftfutter kann nach dem Eingriff wie gewohnt gefüttert werden. Auf das Verfüttern von harten, grossen Futterstücken (Brot, Karotten, Äpfel etc.) soll während der ersten beiden Monaten nach Klinikaustritt verzichtet werden.
Zahnrepulsion unter Vollnarkose
Es ist selten, dass ein Zahn nicht am stehenden Pferd gezogen werden kann. Manchmal kommt es zu einer Wurzelentartung. Dies kann dann die Extraktion durch die Maulhöhle erschweren. Bei der Repulsion, dem sogenannten Ausstempeln des Zahnes, wird die Zahnwurzel unter Zuhilfenahme von Röntgenbildern identifiziert, mittels speziellen Pins fixiert und dann aus dem Zahnfach gestossen. Der Ausdruck «Ausstempeln» kommt daher, dass man dazu stempelähnliche Instrumente verwendet. Bei den Zahnwurzeln, die in die Kieferhöhle ragen wird die darüberliegende Kieferhöhle eröffnet und gleichzeitig die Wurzel beurteilt. Dazu wird ein kleines Rechteck in den Knochen über der Kieferhöhle gesägt, dieses Rechteck wird «aufgeklappt» und nach der OP mittels Klammern wieder verschlossen. Wurzeln die nicht in die Kieferhöhle ragen können entweder durch eine Bukkotomie oder ein Knochenfenster über der Zahnwurzel freigelegt werden.
Das könnte Sie auch interessieren
Computertomographie
Die Computertomografie (CT) ist eine Röntgenuntersuchung, die detaillierte Schnittbilder der zu untersuchenden Körperregion liefert.
Röntgen
Eines der am häufigsten in der Pferdemedizin eingesetzten bildgebenden Verfahren ist das Röntgen.
Routine Zahnbehandlung
Eine regelmässige Maulhöhlenuntersuchung und Kontrolle des Gebisses gehören zur Pflege eines Pferdes dazu und sollten mindestens jährlich durchgeführt werden.