Verletzungen von Sehnen

Komplette Sehnenrupturen können durch massive Überbelastungen der Gliedmaße auftreten. Häufiger kommt es allerdings zu kompletten Durchtrennungen von Sehnen durch direkte Traumata. Beispiele sind Schnittverletzungen durch Weidezaundraht, das Treten in scharfe Gegenstände oder durch Hufeisen selbstzugefügte Wunden. Hierbei sind die Strecksehnen in der Regel häufiger betroffen als die Beugesehnen.

Bei diesem Pferd ist die tiefe Beugesehne gerissen.

Wissenswertes zu Sehnenverletzungen

Wie kann ich meinem Pferd helfen bis der Tierarzt kommt?

Sollte ihr Pferd zum Beispiel noch im Weidezaun gefangen sein, befreien sie es vorsichtig aus dieser Situation. So wird vermieden, dass sich das Pferd in Panik noch weiter verletzt. Im Falle einer vollständigen Durchtrennung von Sehnen ist es wichtig das Pferd ruhig zu halten. Warten Sie im Zweifel an Ort und Stelle auf den Tierarzt. Je nachdem welche Sehne(n) durchtrennt wurde, kann das Pferd die Gliedmaße nicht mehr oder nur sehr unkontrolliert belasten. Jede weitere Bewegung erhöht dann das Risiko für weitere Verletzungen.

Schema, welche eine spezielle Nahttechnik aufzeigt, um die Sehnen möglichst reissfest zu nähen.

Wie diagnostiziert man eine Sehnenverletzung?

Im Falle einer großen Verletzung kann man die durchtrennten Sehnenstümpfe gut erkennen. Bei nur kleinen Hautwunden kann es dennoch zu einer Verletzung der Sehnen gekommen sein, die man nicht auf den ersten Blick erkennt. Hier ist es hilfreich das Pferd im Stand und Schritt zu beobachten. Ein typisches Bild einer Durchtrennung der Strecksehnen ist, das das Pferd die betroffene Zehe im Schritt nicht richtig Strecken kann. Häufig schleift die Zehe in der Vorfürphase über den Boden.

Bei einer Durchtrennung der oberflächlichen Beugesehne, kommt es zu einem Absinken des Fesselgelenkes im Vergleich zur Gegenseite. Wurde durch das Trauma gleichzeitig die tiefe Beugesehne durchtrennt, kommt es zusätzlich bei Belastung zu einem Anheben der Zehenspitze. Sind beide Beugesehnen und der Fesselträger durchtrennt, berührt das Fesselgelenk den Boden.

Führt das teils pathognomische klinische Bild nicht zu einer Diagnose, kann diese endgültig mittels einer ultrasonographischen Untersuchung gestellt werden.

Wie behandelt man eine Sehnenverletzung?

Grundsätzlich sollte jede Wunde gründlich gereinigt und wenn möglich per Naht verschlossen werden. Bezüglich der durchtrennten Strecksehnen, sollte auch hier eine gründliche Wundtoilette stattfinden und kontaminiertes Sehnenmaterial entfernt werden. Es gibt zwei unterschiedliche Arten eine Sehnenverletzung zu therapieren:

Die konservative Therapie

Abhängig vom Alter/Kontaminationsgrad einer Wunde oder wenn die Sehnenstümpfe zu weit entfernt sind, wird eine konservative Therapie angestrebt. Hierbei wird eine Sekundärheilung der Sehne durch Granulationsgewebe angestrebt. Im Falle der durchtrennten Strecksehne hat diese Methode eine sehr gute Prognose.

Schema, welche eine spezielle Nahttechnik aufzeigt, um die Sehnen möglichst reissfest zu nähen.

Die chirurgische Therapie

Im Allgemeinen ist bei frischen und sauberen Schnitten immer eine Naht für eine Primärheilung anzustreben.

Ziel einer Sehnennaht ist es, die Sehnenstümpfe mittels Naht wieder in Berührung zu bringen. Dies sollte eine schnellere und qualitativ bessere Heilung gewährleisten. Durch eine Naht entsteht eine insgesamt kleinere Narbe.

Die Sehnenstümpfe müssen mit einer speziellen Nahttechnik wieder in Kontakt gebracht werden. Diese ist sehr anspruchsvoll, da die Sehnennaht im Anschluss dauerhaft unter Spannung steht und falsch angebracht hält die Naht diesen Kräften nicht stand.

Nachsorge

Bei der konservativen wie auch der chirurgischen Therapie ist es wichtig, nachdem die Wunde versorgt wurde, die Gliedmasse zu unterstützen und ruhig zu stellen. Das Ruhigstellen der Gliedmasse wird durch Anlegen von Gips- oder Castverbänden gewährleistet. Diese verhindern ein Strecken oder Beugen der Gliedmasse im Bereich der Verletzung und somit ein Auseinanderweichen der Sehnenstümpfe durch die Bewegung. Zusätzlich werden die Pferde mit Schmerzmitteln und Antibiotika medikamentös abgedeckt. Grundsätzlich ist die Nachsorge und Rehabilitation recht aufwendig und zeitintensiv. So müssen regelmäßige Castwechsel vorgenommen und später ein striktes Bewegungsprogramm eingehalten werden.

Wie lange dauert die Abheilung einer Sehnenverletzung?

Die Cast und/oder Schienenverbände müssen nach der Versorgung der Wunde mindestens 4-6 Wochen getragen werden. Solange hat das Pferd strikte Boxenruhe.

Im Falle einer durchtrennten Strecksehne dauert es bis zu 6 Monate, bis eine vollständige Abheilung und Funktion der Sehne wiederhergestellt ist. Die Prognose für eine durchtrennte Beugesehne ist dagegen deutlich schlechter. Hier dauert die Abheilung mindestens 6 Monate bis zu einem Jahr und betroffene Pferde können meist nicht mehr im Sport eingesetzt werden.

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