Strahlbeinerkrankung

Die Strahlbeinerkrankung beschreibt eine chronisch-degenerative Erkrankung der Hufrolle des Pferdes. Die Hufrolle besteht aus dem Strahlbein, dem Hufrollenschleimbeutel (Bursa podotrochlearis) und dem unteren Teil der tiefen Beugesehne. Das Strahlbein funktioniert sozusagen als „Umlenkrolle“ für die tiefe Beugesehne. Der Hufrollenschleimbeutel verhindert dabei, dass diese Strukturen aufeinander reiben.

Wissenswertes zur Strahlbeinerkrankung

Dies ist eine sogenannte Oxspring Röntgenaufnahme. Dies ist eine spezielle Aufnahme in der das Strahlbein beurteilt wird. Dieses Pferd hat eine hochgradige Strahlbeinerkrankung.

Die Symptome einer Strahlbeinerkrankung

Die Erkrankung kann sich sehr unterschiedlich zeigen und ist in den meisten Fällen wechselhaft und zeitweilig aussetzend (intermittierend).

Neben einer leicht- bis mittelgradigen Lahmheit zeigen betroffene Pferde oft auch einen klammen Gang mit einer verkürzten Vorführphase und Zehenfussen, welches zu einem erhöhten Abnutzen der Zehen führt. Häufig wird ein Stolpern beobachtet.

Bei der orthopädischen Untersuchung fällt die Brettprobe meist positiv aus und die Zangenprobe kann in der Mitte vom Strahl eine Schmerzreaktion auslösen.

Ursachen

Die Ursache der Strahlbeinerkrankung ist noch nicht eindeutig geklärt. In der Fachliteratur finden sich verschiedene Entstehungstheorien. Es ist davon auszugehen, dass verschiedene Faktoren an der Entstehung beteiligt sind. Neben einer vermehrten Belastung des Hufrollenkomplexes spielt auch eine verminderte Durchblutung im betroffenen Gebiet eine Rolle.

Welche Faktoren begünstigen eine Entstehung?

Insbesondere Pferde mit einer langen, spitzen Hufform und untergeschobenen Trachten besitzen ein höheres Risiko von einer Strahlbeinerkrankung betroffen zu sein. Eine gebrochene Zehenachse mit einer Überstreckung des Hufgelenks führt ebenfalls zu einer erhöhten Belastung im Bereich des Strahlbeins.

Tangentiale Strahlbeinröntgenaufnahme eines Pferdes mit einer hochgradigen Strahlbeinerkrankung.

Diagnosestellung

Um die Diagnose stellen zu können, sind die orthopädische Untersuchung inklusive diagnostischer Anästhesien sowie eine röntgenologische Untersuchung von Bedeutung. Mittels diagnostischer Anästhesien wird die Lokalisation der Lahmheitsursache eingegrenzt. Typischerweise kann nach der einseitigen Anästhesie ein Umspringen der Lahmheit auf die andere Seite beobachtet werden. Dies hängt damit zusammen, dass beide Vordergliedmassen unterschiedlich stark erkrankt sind. An der anästhesierten Gliedmasse fühlt das Pferd den Schmerz nicht mehr, somit sind die vorher geringeren Schmerzen der anderen Gliedmasse die stärkeren und das Pferd lahmt folglich auf der vorher lahmfreien Gliedmasse.

Die röntgenologische Untersuchung umfasst immer mehrere Aufnahmen des Strahlbeins um sowohl die Struktur als auch die Gleitfläche, über die die tiefe Beugesehne verläuft, beurteilen zu können.

Die Strahlbeinerkrankung umfasst typischerweise nicht nur den Knochen, sondern auch die mit diesem Knochen assoziierten Weichteilstrukturen. Um die Beteiligung dieser kleinen Weichteilstrukturen (z.B. Ansatz der tiefen Beugesehne, Strahlbeinseitenbänder, Lig. impar sowie Strahlbeinschleimbeutel) zu diagnostizieren in der Hufkapsel ist eine MRI Untersuchung des Hufes notwendig.

Therapie

Da es sich um eine degenerative Erkrankung handelt, können die Veränderungen nicht geheilt werden. Das Ziel der Therapie ist den Prozess zu verlangsamen und mittels eines optimalen Managements den Pferden ein schmerzfreies Leben zu ermöglichen.
Hierfür ist vor allem kontrollierte, regelmässige Bewegung entscheidend, sowie ein korrekter orthopädischer Beschlag. Dieser soll das «Abrollen» erleichtern, sowie die Strahlbeinregion beim «Abstossen» entlasten. Hierzu ist eine Erhöhung der Trachten und ein deutliches Kürzen der Zehe nötig.

Zusätzlich werden verschiedene Medikamente eingesetzt: Entzündungshemmer können sowohl systemisch z.B. mit dem Futter oder mittels einer Injektion direkt in das Hufgelenk oder in den Hufrollenschleimbeutel verabreicht werden.

Sollten die oben erwähnten Therapiemöglichkeiten keinen Erfolg bringen, besteht als letzte Möglichkeit noch die sogenannten Neurektomie (Nervenschnitt), bei der die Nerven durchgetrennt werden. Somit spürt das Pferd keine Schmerzen mehr im Bereich der unteren Gliedmasse. Dies führt aber in den meisten Fällen dazu, dass die degenerativen Prozesse weiter unbemerkt fortschreiten. Da dieser Eingriff jedoch nicht ohne Risiken für das Pferd ist, dürfen sie nicht mehr an offiziellen Turnieren teilnehmen.

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