Sehnenstelzfuss
Es handelt sich um eine relative Verkürzung der oberflächlichen Beugesehen. Ähnlich wie beim Bockhuf, wo jedoch die tiefe Beugesehne verkürzt ist, kommt es zu einem vermehrten Zug der Sehne an ihrem Ansatz, dem Kronbein. Dadurch entsteht eine Beugung im Bereich des Fesselgelenkes und in Folge kann die steile Stellung in Fessel- und Krongelenk beobachtet werden. Bei manchen Fohlen kann eine Verkürzung der oberflächlichen als auch der tiefen Beugesehen in Kombination vorliegen.
Alles im Überblick – Operation Durchtrennung des Unterstützungsbandes der oberflächlichen Beugesehne
ca. 1 Stunde | 14 Tage unter Verband |
Vollnarkose | 2-3 Wochen Boxe
4-6 Wochen Auslaufboxe |
3 Tage Spitalaufenthalt | 4-6 Wochen Schritt und kleiner Paddock
Nachher gewohnte Bewegung und Weide |
Nach 10 Tagen Nahtentfernung | Gute Prognose |
Wissenswertes zum Sehnenstelzfuss
Symptome und Aussehen
Die Pferde werden häufig im Alter von einem Jahr (9-18 Monate) vorgestellt, somit wesentlich später als die Patienten mit einem Bockhuf, welche vor allem in den ersten Lebensmonaten (ca. 3-6 Monaten) vorgestellt werden.
Es handelt sich um eine entwicklungsbedingte Fehlstellung. Vollblüter sind häufig betroffen oder Pferde, welche zu rasch gewachsen sind. Durch das rasche Wachstum sind die Sehnen dann relativ zu kurz zu den Knochen und es kommt zu dieser typischen steilen Stellung im Fesselgelenk. Auch kann sich die Hufkapsel deformieren.
Wie stelle ich die Diagnose?
Das klinische Bild ist sehr typisch, trotzdem müssen alle Sehnen unter Belastung und am aufgenommen Bein palpiert werden, um die Spannung erfassen zu können. Zusätzlich sollten Röntgenbilder der distalen Gliedmasse im seitlichen Strahlengang angefertigt werden. Damit können Deformationen und knöcherne oder Gelenksveränderungen erkannt werden. Zudem ist eine objektive Beurteilung der Fehlstellung möglich.
Was sind mögliche Differentialdiagnosen?
- Bockhuf
- Sekundäre Kontraktur infolge einer schmerzhaften Erkrankung in der Gliedmasse
Wissenswertes zur Behandlung des Sehnenstelzfusses
Die konservative Therapie
Die konservative Therapie soll immer versucht werden, wobei die Erfolge von mehreren Faktoren, wie Alter und Schweregrad abhängig sind. Der Erfolg der konservativen Therapie sollte mittels regelmässiger Röntgenuntersuchung kontrolliert werden.
- Futter reduzieren; Achtung, Fohlen fressen gerne das Kraftfutter, das für die Stute gedacht ist.
- Mineralsalz korrigieren: Kalzium-Phosphor Verhältnis muss stimmen.
- Hufkorrektur
- Hufschutz: Der Huf muss im Bereich der vorderen Sohlenregion unbedingt mit einem Hufschutz versehen werden, weil sonst eine Huflederhautentzündung entsteht. Dadurch belasten die Fohlen die Gliedmasse noch schlechter, was den Sehnenstelzfuss verschlimmert.
5. Feste Verbände führen zu einer gewissen Sehnenerschlaffung.
6. Tetrazyklinjektionen: Die Verabreichung von hohen Dosen des Antibiotikums. Oxytetrazyklin kann bei jungen Fohlen zu einer Erschlaffung der Sehnen führen.
7. Schmerzmittel, falls die Belastung schlecht ist.
Die chirurgische Therapie
In bestimmten Fällen ist eine chirurgische Durchtrennung des Unterstützungsbandes der oberflächlichen Beugesehne und manchmal auch der tiefen Beugesehne erforderlich. Bei sehr schweren Fällen kann es auch notwendig werden, dass der Fesselträger durchtrennt wird, wobei sich dann die Prognose deutlich verschlechtert. Der Entscheid, welche Sehne durchtrennt wird, ist abhängig davon, welche Sehne bei der Palpation stark gespannt ist, und welche Kontraktur der Sehne zur Fehlstellung geführt hat.
In den meisten Fällen werden beide Unterstützungsbänder (oberflächliche und tiefe Beugesehne) durchtrennt. Die Operation kann über einen langen Zugang oder auch minimalinvasiv tenovaginoskopisch über die Karpalbeugesehnenscheide erfolgen.
Minimal invasive Durchtrennung des Unterstützungsbandes der oberflächlichen Beugesehne
Die Desmotomie des Unterstützungsbandes der oberflächlichen Beugesehne wird beim Pferd unter Allgemeinanaästhesie durchgeführt. Dieser Eingriff wird bei uns arthroskopisch minimal invasiv gemacht. Mit einer Kamera wird in die Karpalbeugesehnenscheide zugegangen und unter Sichtkontrolle wird mittels eines speziellen chirurgischen Hochfrequenz-Instruments das Unterstützungsband durchtrennt. In manchen Fällen muss auch das Retinakulum, ein Halteband der oberflächlichen Beugesehne, durchtrennt werden, weil es im Karpalkanal zu eng wird und das Retinakulum auf die entzündete Sehne drückt. Die Sehnenscheide wird im Anschluss gespült. Im letzten Schritt werden die kleinen Zugänge in der Karpalbeugesehnenscheide verschlossen und ein Verband angebracht. Nach dem Eingriff wird Ihr Pferd in eine spezielle Aufwachboxe gebracht, wo es von der Narkose aufwachen und sicher aufstehen kann.
Desmotomie des Unterstützungsbandes der tiefen Beugesehne?
Die Desmotomie des Unterstützungsbandes der tiefen Beugesehne wird beim Pferd unter Allgemeinanaästhesie in Seitenlage durchgeführt.
Nach aseptischer Vorbereitung des Patienten macht der Chirurg einen Hautschnitt auf der Aussenseite des Röhrbeines. Dieser ist direkt über dem Unterstützungsband der tiefen Beugesehne lokalisiert. Um das Unterstützungsband der tiefen Beugesehne in der Operation leichter identifizieren zu können wird oftmals der Ultraschall genutzt. Im nächsten Schritt wird das Unterstützungsband der tiefen Beugesehne durchtrennt. Im letzten Schritt werden die Unterhaut und Haut vernäht.
Nach dem Eingriff wird Ihrem Pferd ein Verband angelegt und in eine spezielle Aufwachboxe gebracht, wo es von der Narkose aufwachen und sicher aufstehen kann.
Nachbehandlung
Nach der Operation müssen die Fohlen für 2-3 Wochen einen Verband tragen, dieser schützt die Wunde und begünstigt eine Sehnenerschlaffung.
Die Hufstellung muss immer besonders sorgfältig kontrolliert werden und die Hufe sollten regelmässig in kurzen Intervallen geraspelt werden.
Prognose
Die Durchtrennung der Unterstützungsbänder der oberflächlichen wie auch der tiefen Beugesehnen führen in der Regel zu einem guten funktionellen und kosmetischen Resultat. Die Pferde können später normal eingesetzt werden, auch ist eine sportliche Karriere möglich. Der Eingriff dauert nicht lange und die postoperativen Schmerzen sind relativ gering.
Bei frühem Erkennen der Erkrankung und einer frühzeitigen Untersuchung und Therapie ist die Prognose relativ gut. Sie ist fraglich wenn schon Veränderungen an den Gelenken und Knochen bestehen.
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