Samenstrangfistel
Von einer Samenstrangfistel spricht man dann, wenn eine Kastrationswunde nach durchschnittlich 6 Wochen nicht verheilt ist und eine eitrige Sekretion aus der Operationswunde besteht. Manchmal kann die Samenstrangfistel auch viele Monate bis Jahre nach der Operation auftreten. Bei der Funikulitis handelt es sich um eine Entzündung des Samenstrangs, wobei es auch zu einer Abszedierung im Leistenspalt oder auch in der Bauchhöhle kommen kann.
Alles im Überblick – Samenstrangfistel / Funikulitis Operation
ca.1- 2 Stunden | Kein Verband |
Vollnarkose | 2-3 Wochen Boxe mit kleinem Auslauf
danach gewohnte Haltung |
3-7 Tage Spitalaufenthalt | 2-4 Wochen Schrittbewegung
danach gewohnte Bewegung |
Keine Nahtentfernung | Gute Prognose |
Wissenswertes zur Samenstrangfistel / Funikulitis
Klinische Symptome – Samenstrangfistel
Bei der Palpation stellt sich der Samenstrang als bis unterarmdickes Gebilde dar. Zudem kann auch an der Fistelöffnung kirschgrosses Granulationsgewebe aufgefunden werden. Meistens ist das Allgemeinbefinden der Pferde nicht gestört, zT. bestehen aber auch Fieber und reduziertes Allgemeinbefinden. Klammer Gang oder sogar Lahmheiten können gesehen werden. Schwellungen des Hodensackes sind häufig.
Klinisch Symptome – Funikulitis
Bei der Funikulitis ist das Allgemeinbefinden gestört: Die Pferde zeigen in der Regel eine erhöhte Temperatur und manchmal auch eine starke Hangbeinlahmheit an der betroffenen Seite. Der Samenstrang ist rektal ertastbar und ist deutlich verdickt.
Operative Behandlung einer Samenstrangfistel / Funikulitis
Wer operiert mein Pferd?
Um den höchsten Standard zu gewährleisten, werden Operationen von einem Chefarzt oder einer erfahrenen Oberärztin, einem erfahrenen Oberarzt geleitet.
Die Beratung
Eine intensive und ausführliche Beratung ist einer der wichtigsten Punkte bei einer OP. Wir erklären Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten und empfehlen Ihnen eine Behandlungsmethode. Wir beantworten in aller Ruhe alle Ihre Fragen über Ablauf, Kosten, Risiken, Ergebnis und Pflege nach der OP.
Die Operationsvorbereitungen
Ihr Pferd wird am Tag vor der Operation stationär aufgenommen. Sie erhalten die Handynummern von unseren Tierärzten, damit Sie immer einen Ansprechpartner haben, wenn Sie Fragen haben. Jedes Pferd wird vor der Operation gewogen.
Ihr Pferd wird vom zuständigen Chirurgen und vom Narkosetierarzt untersucht. Dabei wird geschaut, dass beide Hoden in die Hodensäcke abgestiegen sind. Ist dies nicht der Fall kann sich der Bedarf für weitere Untersuchungen ergeben.
Ihr Pferd muss nüchtern sein vor der Operation und wird deshalb über Nacht gefastet.
Operation – Samenstrangfistel / Funikulitis
Vor der Operation wird Ihrem Pferd einen Venenkatheter gesteckt. Durch diesen werden vor der Operation breitspektrum Antibiotika, entzündungshemmende Medikamente sowie Schmerzmittel verabreicht. Ihr Pferd wird in der Boxe leicht sediert und das Maul wird ausgewaschen.
Nach einer sanften Einleitung der Narkose wird die Haut im OP-Gebiet mehrfach desinfiziert, anschließend wird die Region mit sterilen Tüchern abgeklebt. Ein Harnkatheter wird über den Penis bis in die Harnblase geschoben damit das Operationsgebiet nicht mit Harn kontaminiert wird. Nun beginnt der eigentliche Eingriff.
Der Fistelkanal wird grossflächig umschnitten, Fistelkanal und der Abszess werden herausgeschält, dabei kommt man immer zum Samenstrang. Sobald man das gesunde Gewebe erreicht hat, wird dies dünner und feiner. Der Samenstrang wird im gesunden Teil abgesetzt und mit der Zange gequetscht, um die Blutgefässe zu verschliessen. Anschliessend wird alles offen gelassen, wie bei der offenen Kastration, zudem werden Drainagen eingelegt. Idealerweise werden immer beide Samenstränge neu abgesetzt.
Nach dem Eingriff wird Ihrem Pferd in eine spezielle Aufwachboxe gebracht, wo es von der Narkose ruhig aufstehen kann.
Die Narkose
Dieser Eingriff wird bei uns an der Klinik immer in Vollnarkose durchgeführt. Die heutigen sehr schonenden Narkosemethoden sind sehr sicher und deutlich weniger belastend als frühere Methoden. Alle Narkosen werden von speziell hierfür ausgebildete Tierärzte durchgeführt. Vor einer Operation wird Sie der zuständige Tierarzt über die Operation, die notwendige Narkose, allfällige Risiken und mögliche Komplikation informieren und Ihre Einwilligung für den Eingriff einholen. Bitte zögern Sie nicht, Fragen zu stellen um Unklarheiten oder Unsicherheiten zu vermeiden.
Ungefähr eine Stunde nach der Aufstehphase wird Ihr Pferd wieder in die Box gebracht und Sie können es ab diesem Zeitpunkt zu den normalen Besuchszeiten besuchen.
Nach der Operation
Nach der Operation verbringt Ihr Pferd ca. 3-5 Tage an unserer Klinik. Von ambulanten Operationen unter Vollnarkose raten wir eher ab, da Ihr Pferd so unmittelbar nach der Operation vorerst mal Ruhe hat und optimaler betreut werden kann.
Sechs Stunden nach Aufstehen aus der Vollnarkose wird Ihr Pferd mit einem Mash und Heu angefüttert. Ihr Pferd wird intensiv überwacht und es werden die notwendigen Medikamenten in regelmässigen Abständen verabreicht.
Die Nachsorge
Die eingelegten Drainagen/Tücher werden nach ca. 2 Tagen gezogen und es wird täglich eine lokale Wundtoilette mittels Desinfektionsmitteln durchgeführt. Die Wundhöhlen werden gesäubert und gespült. Ihr Pferd wird mit entzündungshemmenden Medikamenten sowie mit Antibiotika behandelt.
Die Nachsorge ist für eine optimale Heilung und ein schönes Ergebnis sehr wichtig. Wir erklären Ihnen worauf sie bei Ihrem Pferd zu Hause achten müssen, was ihr Pferd machen darf und was nicht. Zudem erhalten Sie einen schriftlichen Bericht mit genauen Anweisungen. Die Nachsorge zu Hause wird durch Ihren Privattierarzt überwacht, diesen informieren wir bevor Ihr Pferd nach Hause geht.
Die lokale Wundtoilette sollte dann zu Hause unter Aufsicht Ihres Privattierarztes weitergeführt werden. Auch müssen in der Regel Medikamente zu Hause über das Futter weiter verabreicht werden.
Die Prognose und Abheilzeit
Die Prognose ist in der Regel gut. Die Dauer der Rekonvaleszenz ist in der Regel 2-4 Wochen.
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