Rückenschmerzen

Rückenschmerzen stellen einen wichtigen Grund für eine Leistungsminderung beim Pferd dar. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und hängen von verschiedensten Faktoren ab. Rückenschmerzen treten dabei oft disziplinenübergreifend und unabhängig vom Alter auf. Eine eingehende klinische Untersuchung des Rückens unter Zuhilfenahme von Röntgen und Ultraschall ist häufig indiziert.

Wissenswertes zu Rückenschmerzen

Wie äusseren sich Rückenschmerzen bei Ihrem Pferd

Der Pferderücken ist ein komplex aufgebautes Zusammenspiel aus einem knöchernen Skelett mit einer Vielzahl von Gelenken, umgeben von Nerven und Muskeln. Die Art und Weise wie ein Pferd Rückenschmerzen äussert sind vielfältig. Die Symptomatik ist unspezifisch und kann sich von Abwehrreaktionen beim Putzen oder Satteln bis hin zu Rittigkeitsproblemen, lustloser Bewegung oder Kopfschütteln äussern. Sportpferde sind in gleichem Masse betroffen wie Freizeitpferde und das Alter spielt keine wesentliche Rolle.

Rückenschmerzen können auch Lahmheiten verursachen

Bei jedem zweiten Pferd mit Leistungsschwäche spielen Rückenschmerzen entweder als primäres Problem oder als Nebenbefund eine Rolle. Rückenschmerzen können, wenn nicht frühzeitig behandelt, durch Fehlbelastungen und Verspannungen zu Lahmheiten führen. 

Pferde mit Rückenproblemen können eine leichtgradige Lahmheit oder einen steifen Gang der Hintergliedmassen aufweisen. Sie neigen auch häufig zu Zehenschleifen infolge einer reduzierten Hinterhandaktion. Auf der Longe fällt eine übertriebene Kontraktion der langen Rückenmuskulatur auf. Ebenso hat das Pferd Probleme in einer guten Biegung zu traben. Die Hinterhand zeigt wenig Schwung und ständiges Schweifschlagen und auch Kopfschütteln können vorkommen. Auch Taktunreinheiten wie Passgang und Kreuzgalopp sind typische Symptome von Rückenproblemen.

Diagnosestellung

Bei der Diagnosestellung einer Rückenerkrankung wird Ihr Pferd klinisch und orthopädisch untersucht, wobei ein besonderes Augenmerk auf den Rücken geworfen wird. Der Sattel muss bei allen Patienten mit Rückenproblemen genauestens untersucht werden. Je nach Fall können auch Laboruntersuchungen von den muskelspezifischen Enzymen weiterhelfen. Standardmässig folgt die radiologische und ultrasonographische Untersuchung.

Mittels Röntgen können die knöchernen Strukturen untersucht und Veränderungen an den Dornfortsätzen, den Wirbelkörpern und kleinen Wirbelgelenken dargestellt werden. Die Ultraschalluntersuchung erlaubt eine Aussage über die Weichteilstrukturen wie Muskulatur und Bänder. Manchmal ist auch eine szintigraphische Untersuchung notwendig.

Röntgen eines Pferderückens mit Kissing spines.

Röntgenbefunde

Es ist zwar möglich, die Wirbelsäule von Pferden mit modernen Techniken wie Röntgen oder Ultraschall zu untersuchen, wobei auch viele Veränderungen am Rücken gefunden werden. Es ist aber hinlänglich bekannt, dass nicht jede radiologisch erkennbare Veränderung auch zu Schmerzen führt. Als bekanntes Beispiel sollen nur die «kissing spines» erwähnt werden, deren Schweregrad der radiologischen Veränderungen nur selten mit den klinischen Symptomen korrelieren. Das heisst also, dass eine klinische Rückenuntersuchung von essentieller Wichtigkeit ist, um dann die allenfalls radiologisch vorhandenen Veränderungen richtig einzuschätzen.

Was sind «kissing spines»?

Unter den «kissing spines» versteht man Veränderungen an den Dornfortsätzen der Brust- bzw. Lendenwirbelsäule. Es handelt sich dabei um knöcherne Zubildungen wie auch Auflösungen besonders an den vorderen und hinteren Enden der Dornfortsätze. In schweren Fällen können sich neue Gelenke ausbilden, sogenannte Pseudogelenke. Diese Veränderungen findet man besonders häufig in der Sattellage, sie können aber auch an den letzten Widerristwirbel wie auch im Lendenbereich vorkommen.

Vollblüter sowie auch Pferde mit einem kurzen Rücken sind besonders häufig davon betroffen. Auch sind diese Veränderungen bei den Dressurpferden nicht selten zu finden. Die Folgen davon sind mehr oder weniger starke Rückenschmerzen, die zu einer massiven Leistungsreduktion führen können. Vor allem die Rückenbeweglichkeit ist stark reduziert, was sich besonders bei Sprüngen negativ auswirken kann. Interessanterweise können starke radiologische Veränderungen auch ohne klinische Symptome vorkommen.

Wissenswertes zur Behandlung von Rückenschmerzen

Schmerzlinderung und Muskelentspannung

Ein Pferd mit Rückenschmerzen verspannt sich und benutzt seine Rückenmuskeln nicht, was zu einem weiteren Muskelschwund führt und das Rückenproblem somit noch zusätzlich verschlimmern kann. Ins Maul verabreichte Entzündungshemmende Medikamente sowie Muskelentspannende Medikamente können dabei die nötige Schmerzlinderung erbringen. Während dieser Schmerzfreien Zeit muss das Pferd dann intensiv und korrekt trainiert werden, damit der Teufelskreis durchbrochen werden kann und die Rückenmuskulatur wieder aufgebaut wird.

Rückeninfiltration

Bei ausgeprägten Rückenschmerzen kann es aber nötig sein Entzündungshemmende – (meist Kortison) und Muskelentspannende Medikamente direkt zwischen die Dornfortsätze und lokal im Bereich der Rückenmuskulatur zu spritzen, damit das Pferd eine Schmerzfreiheit erlangt. Denn erst wenn das Pferd keine Schmerzen mehr spürt, kann mit den entsprechenden Aufbauübungen begonnen werden. Ebenfalls können Zusatzfuttermittel für den Aufbau der Muskulatur eingesetzt werden.

An unserer Klinik werden Pferde mit Rückenschmerzen vorgängig gründlich klinisch untersucht ehe sie dann für eine Rückenbehandlung tief sediert und in einen dazu vorgesehenen Stand geführt werden. Dort findet das Einspritzen des Rückens, die sogenannte Infiltration, statt. Die verwendeten Medikamente werden dem Patienten und seinen Befunden entsprechend sorgfältig ausgewählt und angepasst.

Die obere Verspannung des Pferdes: links in Funktion, rechts ausser Funktion.

Rückenmuskulatur Aufbautraining

Anschliessend an die Behandlung soll Ihr Pferd über 4 Wochen hinweg sorgfältig und langsam aufgebaut werden. Pferde mit Rückenprobleme sollen regelmässig longiert werden, es empfiehlt sich dabei Hilfszügel zu verwenden, um die Rückentätigkeit zu verbessern und um zu versichern, dass die obere Verspannung Ihres Pferdes in Funktion ist. Der Orthopäde, welcher Ihr Pferd untersucht, wird Ihnen dabei einen für Ihr Pferd angepassten Rückenmuskulatur-Aufbauplan geben.

Der Sattel muss passen!

Der Sattel nimmt bei allen Pferden mit Rückenproblemen eine zentrale Rolle ein. Ein symmetrischer, gut gepolsterter und auf das betreffende Pferd passender Sattel ist von aller grösster Wichtigkeit. Eine Satteldruckmessung, wie sie von der Abteilung Sportmedizin an unserer Klinik durchgeführt wird, kann dabei sehr viele wichtige Informationen betreffend Sattelpassform liefern, damit Ihr Sattler Ihren Sattel optimal an Ihr Pferd anpassen kann.

Was kann ich zusätzlich machen

Die komplementärmedizinische Herangehensweisen wie etwa der Einsatz der Akupunktur, Physiotherapie, Chiropraktik oder Osteopathie haben in den letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht und werden heutzutage erfolgreich präventiv und kurativ ergänzend eingesetzt. Wir haben Therapeuten bei uns in der Klinik, welche Sie gerne entsprechend beraten und Ihr Pferd therapieren, falls Sie dies wünschen.

Post-operatives Röntgenbild nach einer Dornfortsatz Entfernung bei einem Pferd mit einem sehr fokalen Kissing spine.

Chirurgische Therapie bei Kissing spines

In hochgradigen Fällen von Kissing spines kann eine chirurgische Herangehensweise in Betracht gezogen werden. Dabei werden einzelne oder mehrere Dornfortsätze entfernt.

In einzelnen wenigen Fällen kann diese Operation auch von Erfolg gekrönt sein, Kontaktieren Sie uns wir beraten Sie gerne.

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