Kolik bei Fohlen
Kolik beim Saugfohlen ist ein häufiges Problem und deutet auf eine akute Erkrankung im Magen-Darm-Trakt oder einen Blasenriss hin. Kolik beim Fohlen ist immer ein Notfall und muss sofort von einem Tierarzt untersucht werden.
Es gibt viele Ursachen, welche entweder chirurgisch oder medikamentös behandelt werden müssen. Der Zustand eines Fohlens mit Kolik kann sich sehr schnell verschlechtern. Da Fohlen kaum Energiereserven haben, leiden vor allem Fohlen im Alter von unter zwei Wochen sehr schnell an einer lebensbedrohlichen Unterzuckerung oder Dehydratation (Austrocknung), wenn sie einen verminderten Saugreflex und somit eine reduzierte Milchaufnahme zeigen. Wir empfehlen Fohlen mit Kolik sofort von einem Tierarzt untersuchen zu lassen und baldmöglichst an eine Klinik mit Möglichkeit zur intensivmedizinischer oder chirurgischer Therapie zu überweisen.
Alles im Überblick – Kolik beim Fohlen
1h für die Untersuchung | Kein Verband |
Konservative Therapie: Evtl. Sedation
Kolik Operation: Narkose | Konservative Therapie: Keine
Kolik Operation: Führen an der Hand |
Stationär
Konservative Therapie: 2-5 Tage
Kolik Operation: 7-10 Tage | Konservative Therapie: Normal
Kolik Operation: Führen an der Hand |
Keine | Je nach Ursache |
Was sind die Symptome?
Koliksymptome äussern sich beim Fohlen teilweise anders als beim erwachsenen Pferd und milde Symptome werden oft übersehen:
- Rückenlage oder Seitenlage mit angezogenen Beinen
- Wälzen
- Schlagen gegen den Bauch
- Reduzierte oder aufgehobene Sauglust
- Mattigkeit oder Unruhe
- Schweifschlagen
- Pressen auf Kot
- Zähneknirschen
- Aufgeblähter Bauch
Was sind die Ursachen?
Kolik beim Fohlen deutet meistens auf eine Erkrankung im Magen-Darm-Trakt hin. Neben den Magen Darm-Trakt-Erkrankungen ist die Blasenruptur eine wichtige Kolikursache beim Fohlen. Mögliche Magen-Darm-Trakt-Erkrankungen die zu Kolik führen hängen vom Alter des Fohlens ab und sind:
- Verstopfung mit Darmpech (Mekoniumobstipation)
- Beginnender Durchfall, Darmentzündung (Enteritis)
- Magengeschwüre
- Dünndarmverdrehungen
- Leistenbruch mit Beteiligung des Darmes
- Exzessive Milchaufnahme
- Prämaturität (Frühchen)
- Sepsis (Blutvergiftung)
Wie wird eine Diagnose gestellt?
Wer behandelt mein Fohlen?
Ihr Pferd wird von einer Tierärztin oder einem Tierarzt mit Spezialgebiet Pferdemedizin untersucht. Für spezielle Behandlungen werden weitere Spezialistinnen und Spezialisten anderer Fachgebiete beigezogen.
Bei uns stehen Spezialisten zur Verfügung, die mit Hilfe von modernsten Untersuchungsmethoden die Ursache der Symptome bei Ihrem Fohlen diagnostizieren, den Schweregrad und die Prognose der Erkrankung beurteilen und Ihnen die Therapiemöglichkeiten aufzeigen, sollte Ihr Fohlen an Kolik erkrankt sein. Notfallmässige Eingriffe (z.B. Kolikoperation, chirurgische Versorgung eines Blasenrisses) können jederzeit durchgeführt werden. Wir bieten auch professionelle intensivmedizinische Überwachungs- und Therapiemöglichkeiten an.
Im Anschluss an eine klinische Allgemeinuntersuchung wird eine Kolikuntersuchung durchgeführt. Diese verläuft ähnlich wie beim erwachsenen Pferd wird aber aufgrund der Grösse beim Fohlen angepasst:
- Digitale rektale Untersuchung
- Ultrasonographische Untersuchung der Bauchhöhle
- Schieben einer Nasenschlundsonde
- Gewinnung eines Bauchhöhlenpunktates und Analyse der Flüssigkeit
- Röntgen des Bauches
- Blutuntersuchung (u.a. auf Antikörper)
Wie wird es behandelt?
Geben Sie unter keinen Umständen dem Fohlen etwas ins Maul ein, weder Wasser noch Milch oder Paraffinöl. Fohlen mit Kolik sind meist geschwächt und haben einen schlechten Schluckreflex. Deshalb besteht die Gefahr, dass alles was ins Maul eingegeben wird aspiriert wird, in die Lunge fliesst und dort eine schwere Lungenentzündung verursacht. Je nach Ursache wird eine Kolik beim Fohlen konservativ (d.h. ohne Operation) oder durch eine Kolikoperation behandelt.
Die Entscheidung ob eine Operation nötig ist basiert auf der vermuteten Ursache, dem Allgemeinzustand des Fohlens und dem Ansprechen auf die Therapie.
Konservative Koliktherapie
Die konservative Koliktherapie bei Fohlen gleicht der konservativen Koliktherapie des erwachsenen Pferdes. Sie beinhaltet die Verabreichung von zuckerhaltigen Infusionen um den Energiehaushalt aufrechtzuerhalten, fasten, die Gabe von Schmerzmitteln und regelmässige Bewegung. Beim Fohlen kann auch ein Klistier verabreicht werden, was beim erwachsenen Pferd aufgrund der Länge des Enddarms nicht möglich ist.
Da Saugfohlen kaum Flüssigkeits- und Energiereserven haben ist eine engmaschige intensivmedizinische Überwachung dieser Patienten notwendig. Dies ist an unserer Klinik aufgrund der Infrastruktur und personellen Ressourcen rund um die Uhr gewährleistet.
Kolikoperation
Eine Kolikoperation beim Fohlen wird gleich durchgeführt wie bei einem erwachsenen Pferd. Die Rekonvaleszenz ist meist kürzer aber die ersten Tage nach einer Kolikoperation können von einer intensiveren Therapie gekennzeichnet sein.
Da Saugfohlen kaum Flüssigkeits- und Energiereserven haben ist eine engmaschige intensivmedizinische Überwachung dieser Patienten notwendig. Dies ist an unserer Klinik aufgrund der Infrastruktur und personellen Ressourcen rund um die Uhr gewährleistet.
Nachsorge
Nach der stationären Behandlung erstellen wir basierend auf den Befunden in Absprache mit Ihnen einen individuellen Behandlungsplan für Ihr Fohlen.
Sie können die notwendigen Medikamente direkt von uns oder je nach Absprache, bei Ihrem Privattierarzt oder Ihrer Privattierärztin beziehen. Sie bekommen einen detaillierten Bericht, in dem nochmals alle Befunde zusammengefasst sind, die Behandlung aufgeführt ist, sowie wichtige Informationen zur Erkrankung und Nachsorge aufgeführt sind. Wir informieren auch Ihren Privattierarzt oder Ihre Privattierärztin, damit Nachkontrollen wenn möglich zu Hause durchgeführt werden können.
Wie kann ich es verhindern?
Viele Erkrankungen beim Fohlen, auch einige Kolikursachen, hängen mit einem Antikörpermangel zusammen.
Fohlen erhalten vor der Geburt über den Mutterkuchen (Plazenta) keine Antikörper von der Mutter, sondern müssen diese nach der Geburt über die Biestmilch (Kolostrum) aufnehmen. Nur durch die Aufnahme von diesen Antikörpern aus der Biestmilch ist das Fohlen vor Infektionen geschützt.
Die Biestmilch enthält ausserdem viele wichtige andere Inhaltsstoffe, die sich z.B. auch auf die Darmmotilität auswirken und so einer Mekoniumobstipation vorbeugen können. Die ausreichende Aufnahme von Antikörpern sollte bei jedem Fohlen im Alter von ca. 24h mittels Blutuntersuchung überprüft werden.
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