Kehldeckel (Epiglottis) Erkrankungen

Hat Ihr Pferd ein Atemgeräusch oder leidet es unter Leistungsschwäche? Dann könnte es eine Kehldeckelerkrankung haben.

Alles im Überblick – Kehldeckel (Epiglottis) Erkrankungen

UTZ_PF_Piktogramm_Dauer
Ca. 1 Stunde
Kein Verband
Sedation
4 Wochen Auslaufboxe
4-6 Wochen nach OP freier Weidegang
2 Tage Spitalaufenthalt
2 Wochen Schritt
2 Wochen Schritt und Trab
4-6 Wochen nach OP gewohnte Bewegung
Keine Nähte
Sehr gute Prognose

Wissenswertes zu Kehldeckel (Epiglottis) Erkrankungen

Was ist der Kehldeckel und wozu dient dieser?

Der Kehldeckel, auch Epiglottis genannt, ist ein Teil des Kehlkopfs. Der Kehldeckel ist ein dreieckiger Knorpel. Dieser bildet die vordere Begrenzung des Kehlkopfs und damit der Eingangsöffnung für den Luftstrom in die Luftröhre. Beim Schlucken klappt der Kehldeckel über diese Eingangsöffnung, um zu verhindern, dass Futter in die unteren Atemwege gelangt.

Was sind die häufigsten Kehldeckelerkrankungen?

Die häufigsten Kehldeckelerkrankungen sind das Epiglottis entrapment und Subepiglottiszysten.

Was ist ein Epiglottis entrapment?

Beim Epiglottis entrapment schiebt sich eine verdickte Schleimhautfalte über den Kehldeckel. Dieser erscheint dann wie unter dieser Schleimhautfalte eingehakt. 

Was ist eine Subepiglottiszyste?

Hierbei handelt es sich um ein rundliches, flüssigkeitsgefülltes und schleimhautbedecktes Gebilde, welches unterhalb des Kehldeckels liegt und meist einen Durchmesser von 15-40 mm hat.

Bei welchen Pferden treten Epiglottis entrapment bzw. Subepiglottiszyste meist auf? 

Das Epiglottis entrapment tritt meist bei Rennpferden auf, kann aber auch in anderen Rassen vorkommen.

Die Subepiglottiszyste ist meist schon bei der Geburt vorhanden und wird somit in der Regel bei Fohlen festgestellt. Eine Subepiglottiszyste kann sich in selteneren Fällen aber auch bei erwachsenen Pferden bilden.

Was sind typische Symptome eines Epiglottis entrapment?

Ein Epiglottis entrapment äussert sich meist in Form von Atemgeräuschen und Leistungsschwäche. Seltener treten Husten und Schluckstörungen auf.

Was sind typische Symptome einer Subepiglottiszyste?

Subepiglottiszysten können bei Fohlen zu Husten, Atemgeräuschen und Schluckstörungen bis hin zu Futteraspiration in die Lunge mit nachfolgender Lungenentzündung führen. Bei älteren Tieren äussert sich eine Subepiglottiszyste häufiger in Form von Atemgeräuschen, Husten und seltener Schluckstörungen.

Wie kann ich herausfinden, ob mein Pferd unter einer Kehldeckelerkrankung leidet?

Hierfür ist eine tierärztliche Untersuchung notwendig. Neben einer klinischen Untersuchung wird hierbei eine Endoskopie der oberen Atemwege durchgeführt. Dazu wird am stehenden Pferd, gegebenenfalls unter Sedation, ein flexibles Endoskop bis vor den Kehlkopf eingeführt. 

Wie können Kehldeckelerkrankungen behandelt werden?

Kehldeckelerkrankungen wie Epiglottis entrapment oder Subepiglottiszysten erfordern in den allermeisten Fällen eine chirurgische Behandlung, also eine Operation.

Wissenswertes zur Operation

Wer operiert mein Pferd?

Um den höchsten Standard zu gewährleisten, werden Operationen von einem Chefarzt oder einer erfahrenen Oberärztin, einem erfahrenen Oberarzt geleitet.

Die Beratung

Eine intensive und ausführliche Beratung ist einer der wichtigsten Punkte bei einer OP. Wir erklären Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten und empfehlen Ihnen eine Behandlungsmethode. Wir beantworten in aller Ruhe alle Ihre Fragen über Ablauf, Kosten, Risiken, Ergebnis und Pflege nach der OP.

Die Operationsvorbereitungen

Die meisten Kehldeckelerkrankungen können am stehenden, sedierten Pferd minimal-invasiv über einen endoskopischen Eingriff durchgeführt werden. Das Endoskop wird hierbei durch die Nase eingeführt. Durch den Arbeitskanal des Endoskops kann der Chirurg Instrumente wie Laserfasern oder elektrochirurgische Schlingen einführen.
Kurz vor der Operation wird Ihr Pferd sediert und mit schmerz- und entzündungshemmenden Medikamenten behandelt. Das Operationsgebiet wird über eine Lokalanästhesie schmerzunempfindlich gemacht.

Wie wird ein Epiglottis entrapment operiert?

Zur chirurgischen Behandlung eines Epiglottis entrapment stehen mehrere Methoden zur Verfügung. Gemeinsam ist diesen, dass die Schleimhautfalte, in welche der Kehldeckel eingehakt ist, in der Mitte durchtrennt wird, um so den Kehldeckel zu «befreien» und diesem wieder eine normale Position zu erlauben. Abhängig vom Patienten, aber auch der genauen Form und Dicke der Schleimhautfalte wählen wir in Absprache mit Ihnen die jeweils geeignete Technik aus. Am häufigsten erfolgt die Durchtrennung mittels einer transendoskopisch eingeführten Laserfaser. Die Laserfaser wird also durch den Arbeitskanal eines in die Nase eingeführten flexiblen Endoskops vor Ort gebracht. Alternativ kann auch ein spezielles Hakenmesser verwendet werden.

Wie wird eine Subepiglottiszyste operiert?

Die meisten Subepiglottiszysten können erfolgreich mittels einer transendoskopisch eingeführten elektrochirurgischen Schlinge, alternativ auch einer Laserfaser, entfernt werden. Dieser Eingriff wird meist am stehenden, sedierten Patienten über ein in die Nase eingeführtes flexibles Endoskop durchgeführt.

Die Sedation

Die meisten Eingriffe bei Kehldeckelerkrankungen werden unter Sedation durchgeführt. Bei einer Sedation wird dem Patienten ein Medikament aus der Gruppe der alpha-2 Agonisten, bei Bedarf kombiniert mit einem Opioid, über einen Katheter in die Vene injiziert. Dieses Medikament sorgt dafür, dass die Patienten müde und entspannt werden. Sie verlieren jedoch nicht das Bewusstsein und können stehenbleiben. Zusätzlich haben diese Medikamente beim Pferd eine starke schmerzstillende Wirkung. Darüber hinaus wird das Operationsgebiet noch mittels Lokalanästhesie schmerzunempfindlich gemacht. Ca. 1 Stunde nach dem Eingriff sind die Pferde wieder wach und können bald angefüttert werden.

Alle Risiken zusammengefasst

Wie jeder chirurgische Eingriff können auch Kehldeckeloperationen Komplikationen nach sich ziehen. Bei der minimal-invasiven Technik über ein flexibles Endoskop sind diese aber recht selten. Beim Epiglottis entrapment können ein Rezidiv (d.h. ein erneutes Auftreten) oder eine Dorsalverlagerung des Gaumensegels als spezifische Komplikationen auftreten. Andere Komplikationen wie Schwellungen und Entzündungen im Operationsgebiet nehmen nur selten ein relevantes Ausmass an und können meist medikamentös gut behandelt werden.

Was geschieht nach der Operation?

Nach dem Eingriff wird Ihr Pferd zurück in die Box gebracht und wenige Stunden danach wieder angefüttert. Sie können es dann zu den normalen Besuchszeiten besuchen.
Wir raten dazu, die Pferde nach dem Eingriff noch eine Nacht bei uns an der Klinik zu lassen. Ihr Pferd wird überwacht und notwendige Medikamente werden verabreicht. Am nächsten Morgen wird das Pferd untersucht und in der Regel nochmals eine Endoskopie durchgeführt.

Die Nachsorge

Die Nachsorge ist für eine optimale Heilung und ein gutes Ergebnis sehr wichtig. Wir erklären Ihnen worauf sie bei Ihrem Pferd zu Hause achten müssen, was Ihr Pferd machen darf und was nicht. Zudem erhalten Sie einen schriftlichen Bericht mit genauen Anweisungen. Die Nachsorge zu Hause wird durch Ihren Privattierarzt überwacht, diesen informieren wir bevor Ihr Pferd nach Hause geht. 

Wie sind die Erfolgsaussichten einer Epiglottis entrapment-Operation?

Bei der unkomplizierten Form des Epiglottis entrapment sind die Erfolgsaussichten der Operation sehr gut. Bei komplizierteren Formen mit chronisch-entzündlicher Schleimhautverdickung und Ulzerationen kann es sein, dass eine einfache Durchtrennung der Schleimhautfalte nicht ausreicht sondern, mitunter in mehreren Eingriffen, zusätzlich Gewebe entfernt werden muss. Komplikationsmöglichkeiten einer Epiglottis entrapment-Operation sind ein Rezidiv (d.h. ein Wiederauftreten) eines Entrapments sowie eine Dorsalverlagerung des Gaumensegels. Rezidive treten bei ca. 5-15% der Patienten auf, eine Dorsalverlagerung des Gaumensegels bei ca. 10%. 

Wie sind die Erfolgsaussichten einer Subepiglottiszysten-Operation?

Die Erfolgsaussichten der Operation sind sehr gut. In den allermeisten Fällen kann die Zyste endoskopisch gut entfernt werden. Bei sehr grossen Zysten kann in seltenen Fällen eine aufwändigere Operation mit chirurgischem Zugang in den Kehlkopfbereich notwendig werden. Ein Rezidiv (d.h. ein erneutes Auftreten) der Zyste kommt nur sehr selten vor. 

Die Abheilzeit

Nach einer endoskopischen Operation sollte Ihr Pferd geschont werden, um eine gute Abheilung der Operationswunden zu gewährleisten. In den ersten 2 Wochen kann das Pferd täglich im Schritt bewegt werden, gefolgt von 2 Wochen Aufbau in Schritt und Trab. Ab 4-6 Wochen nach der Operation kann das Pferd wieder normal belastet und trainiert werden. Bevor das Pferd wieder normal gearbeitet wird, sollte in der Regel eine endoskopische Kontrolluntersuchung durch Ihren Privattierarzt oder am Tierspital Zürich erfolgen.

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