Hufabszess
Der Hufabszess ist eine häufige Ursache einer spontan auftretenden hochgradigen Lahmheit. Es handelt sich dabei um eine septische Entzündung der Huflederhaut.
Durch Eindringen von Bakterien in die Hornkapsel und fehlendem Abfluss kommt es zur Infektion der Huflederhaut und zur Ansammlung von Eiter innerhalb des Hornschuhes. Da die Hufkapsel gegen aussen einen festen Abschluss bildet, entwickelt sich ein hoher Druck auf die Huflederhaut, der dem Pferd starke Schmerzen bereitet und so eine hochgradige Lahmheit verursachen kann.
Alles im Überblick – Hufabszsess
0.5 – 1 Stunde | Mehrere Wochen |
Sedation, je nach Schweregrad auch Vollnarkose | Mehrere Wochen Boxe und Auslaufboxe |
Mehrere Wochen Spitalaufenthalt | Mehrere Wochen Schritt, je nach Schweregrad |
Keine | Gute Prognose |
Wissenswertes zum Hufabszess
Was sind die Symptome eines Hufabszesses?
Hauptsymptom des Hufabszesses ist häufig eine akute starke Lahmheit. Der Huf ist meistens vermehrt warm und ein starkes Pulsieren der Zehenarterien ist zu fühlen. Oft ist die ganze untere Gliedmasse geschwollen. Durch Druck mit der Hufzange ist meistens eine starke Schmerzreaktion auslösbar. Auch können die Pferde Fieber aufweisen.
Was sind die Ursachen eines Hufabszesses?
Als Ursache der Infektion kommen in Frage:
- Nageldruck: Der Hufnagel ist beim Beschlagen etwas zu “fett“ gesetzt worden und hat eine Entzündung und Infektion in unmittelbarer Nähe der Lederhaut verursacht.
- Nagelstich: Der Hufschmied hat mit einem Hufnagel in die Lederhaut gestochen und eine Infektion gesetzt.
- Eingetretene Steinchen: Spitze Kieselsteine können das Horn durchdringen und einen Hufabszess verursachen.
- Trachtenquetschungen: Eingerollte Trachten können einen Hufabszess begünstigen, weil das Gewebe chronisch beschädigt und so anfälliger für eine Infektion ist.
- Vorbestehende Läsionen der Lederhaut oder Hornwand, die eine Infektion begünstigen. Dazu zählen Hornsäulen oder chronische Veränderungen bei Hufrehepatienten.
Lokalisieren der Lahmheit
Mittels einer diagnostischen Anästhesie der Nerven kann die Lahmheit sicher auf den Huf lokalisiert werden und eine anschliessende Behandlung kann schmerzfrei durchgeführt werden.
Zangenprobe
Das Eisen muss beim Verdacht auf einen Hufabszess abgenommen und jeder Nagel geprüft werden, ob er feucht ist oder nach Eiter riecht. Anschliessend wird versucht, mit der Hufuntersuchungszange den Entzündungsherd zu lokalisieren. Dies kann besonders bei sehr hartem Horn äusserst schwierig sein, so dass es erforderlich werden kann, zunächst einen nassen Hufverband anzulegen. Dadurch wird das Horn aufgeweicht, was einerseits die Lokalisation des Abszesses wie auch das Ausschneiden erleichtert.
Radiologische Untersuchung
Manchmal erlaubt eine radiologische Untersuchung, die Verdachtsdiagnose eines Hufabszesses zu bestätigen. Auch kann mittels der radiologischen Untersuchung eine Ausdehnung innerhalb der Hornkapsel erkannt werden. Dabei wird vor allem geschaut, ob das Hufbein mitbetroffen ist und schon infiziert ist.
Hufabszess gefunden
Wird ein Abszess gefunden, muss alles faule, losgelöste Horn im Bereich der Sohle weggeschnitten werden. Danach wird die infizierte Stelle mit desinfizierender Lösung behandelt und ein Hufverband mit einem Betadinetupfer auf der veränderten Region angelegt. Dieser Hufverband sollte nach ca. 2-3 Tagen gewechselt werden. Dabei wird kontrolliert, ob noch mehr Horn weggeschnitten werden muss.
Sobald die offene Stelle nicht mehr feucht ist, kann das Pferd wieder beschlagen werden, allerdings ist zum Schutze der Lederhaut eine Ledersohle unter dem Eisen anzubringen.
Komplizierte Hufabszesse
Wird der Hufabszess nicht richtig oder zu spät behandelt, kann der Eiter am Kronsaum nach aussen durchbrechen oder sich in die Tiefe ausdehnen und das Hufbein angreifen. In diesen Fällen ist es oft notwendig ein Fenster in die Hufwand zu machen, um das infizierte Gewebe zu entfernen.
Oftmals sind mehrere Spülungen und Debridements notwendig, um den tiefsitzenden Infekt zu behandeln. Die Behandlung wird nun recht aufwendig und braucht mehrere Wochen.
Medikamente beim Hufabszess
Bei Hufabzessen sollte eine begleitende Therapie mit Schmerzmitteln und Antibiotika unbedingt vermieden werden. Der Grund dafür ist der Umstand, dass eine Behandlung mit Schmerzmitteln und auch Antibiotika die Abszessreifung stört und so auch den Heilungsprozess verzögert. Die Abszesse bleiben in der Tiefe sitzen und schlummern weiter. In dieser Zeit breiten sie sich zum Hufbein aus und infizieren dieses. Nur bei sehr schlechter Belastung sollte während einigen Tagen Schmerzmittel verabreicht werden, wenn der Abszess gefunden und eröffnet ist und Komplet ausgeschnitten ist.
Die Nachsorge
Die Nachsorge ist für eine optimale Heilung und ein schönes Ergebnis sehr wichtig. Wir erklären Ihnen worauf sie bei Ihrem Pferd zu Hause achten müssen, was ihr Pferd machen darf und was nicht. Zudem erhalten Sie einen schriftlichen Bericht mit genauen Anweisungen. Die Nachsorge zu Hause wird durch Ihren Privattierarzt überwacht, diesen informieren wir bevor Ihr Pferd nach Hause geht.
In der Regel benötigt Ihr Pferd zu Hause noch einen Hufverband, bis dass der Defekt in der Hufkapsel schön trocken und verhornt ist. Danach kann ein Eisen mit einer Ledersohle angebracht werden.
Anstatt eines Verbandes kann in einzelnen Fällen kann manchmal auch ein Eisen angebracht werden mit einem Deckel auf der Sohle, welcher weggeschraubt werden kann, um den abheilenden Abszess zu behandeln und zu beurteilen, ein sogenanntes «Treatment plate». Besprechen sie dies doch mit Ihrem behandelnden Tierarzt.
Die Prognose und Abheilzeit
Die Prognose für einen Hufabszess ist sehr gut. Die Dauer der Rekonvaleszenz ist sehr stark abhängig von dem Schweregrad des Hufabszesses. Bei einfachen Abszessen kann dies wenige Tage bis Wochen sein. Bei tiefreichenden Hufabszessen mit Beteiligung des Hufbeines kann diese mehrere Wochen dauern.
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