Knochenbrüche (Frakturen) und Knochenrisse (Fissuren)

Noch vor wenigen Jahrzehnten bedeutete der Bruch eines langen Röhrenknochens meistens das Todesurteil für das Pferd. Die technischen Möglichkeiten für eine stabile Fixation der gebrochenen Gliedmasse waren unzureichend. Zudem fehlten die entsprechenden Medikamente, die für eine erfolgreiche Bruchbehandlung erforderlich sind.

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Enorme Fortschritte in der Human- wie auch in der Veterinärorthopädie führten in den letzten Jahrzehnten zu wesentlich verbesserten Therapiemöglichkeiten auch bei komplizierten Brüchen. Viele Leute sind sich auch nicht bewusst, dass bestimmte Brüche eine bessere Prognose als ernsthafte Weichteilverletzungen haben. So ist die Prognose eines Knochenhaarrisses des Fesselbeines sicher nicht schlechter als die einer Fesselträgertendinitis oder eines tiefen Nageltrittes.

Wissenswertes zum Frakturpatienten

Welche Faktoren beeinflussen eine Frakturbehandlung?

Das Resultat einer erfolgreichen Frakturbehandlung ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Einige können wir beeinflussen während andere Bedingungen, wie die Art des Traumas oder das Gewicht des Pferdes, gegeben sind.

  • Das enorme Körpergewicht ist das grösste Problem bei der Frakturbehandlung beim Pferd. Wenige Stunden nach der Operation wird die operierte Gliedmasse wieder mit dem ganzen Gewicht des Pferdes belastet. Aus diesem Grund ist die Prognose von Frakturen bei Fohlen und Kleinpferden wesentlich besser als bei ausgewachsenen Pferden.
  • Der Charakter des Pferdes ist für eine erfolgreiche Frakturbehandlung äusserst wichtig, was gerade beim Aufstehen nach der Narkose ersichtlich wird. Ein ruhiges, gelassenes Tier kommt mit der Situation (neue Umgebung, immobilisierte Gliedmasse) besser zurecht als ein nervöses Pferd.
  • Die Prognose hängt entscheidend vom Ort der Fraktur ab. So sind Frakturen an Knochen, die weniger belastet werden, zum Beispiel am Kopf, wesentlich besser zu fixieren als Frakturen an Knochen, die eine grosse Last tragen müssen, zum Beispiel langen Röhrenknochen. Offene Frakturen der langen Röhrenknochen besitzen eine markant schlechtere Prognose für eine erfolgreiche Operation. Trümmerfrakturen besitzen eine schlechtere Prognose als einfache Frakturen.
  • Die Chirurgen müssen das entsprechende Wissen und genügend Erfahrung in der Osteosynthese haben, damit eine erfolgreiche Operation möglich ist. Moderne Platten und Schrauben sind für komplizierte Frakturen unbedingt erforderlich.
  • Ebenso ist ein Aufwachpool bei der Fixation von langen Röhrenknochen bei schweren Pferden von unschätzbarem Wert.

Untersuchung des Frakturpatienten: klinische Untersuchung

Die Untersuchung des Frakturpatienten soll sorgfältig erfolgen, weil übersehene Befunde von grosser diagnostischer und prognostischer Bedeutung sein können. Denken wir nur an kleine Hautwunden im Bereich der Fraktur oder an andere zusätzliche Verletzungen. Meistens kann aufgrund des akuten Geschehens und der hochgradigen Lahmheit ein Knochenriss oder ein Bruch vermutet werden.

Aufgrund der klinischen Untersuchung kann ein Verdacht geäussert werden, welcher Knochen betroffen ist. Weiter ist auch eine Aussage möglich, ob es sich um eine geschlossene oder offene bzw. um eine unvollständige oder vollständige Fraktur handelt. Damit kann auch eine gute Angabe über die Prognose der Fraktur gemacht werden.

Transport des Frakturpatienten an eine Klinik

Der Transport von Frakturpatienten kann sehr schwierig sein. Der Privattierarzt sollte das Pferd vorher notfallmässig stabilisieren. Abhängig von der Fraktur und von dem Zustand des Pferdes empfehlen wir den Transport mittels dem Grosstierrettungsdienst (GTRD) Ein Laienhafter Transport dieser Hochrisikopatienten kann die klinisch Ausgangslage verschlimmern. Lassen Sie sich gerne beraten.

Röntgenbild eines Esels mit einer Ellbogenfraktur.

Untersuchung des Frakturpatienten: Röntgen

Nach der klinischen Untersuchung des Frakturpatienten folgt die radiologische. Mittels Röntgen kann der Knochen beurteilt werden und eine gute Angabe über die Prognose der Fraktur gemacht werden.

Pferd mit einem Abbruch eines Knochenvorsprunges im Hufgelenksbereich (Processus extensorius), welcher mittels einer Zugschraube befestigt wurde.

Untersuchung des Frakturpatienten: Computertomographie

Bei gewissen Knochenbrüchen, wie zum Beispiel im Kopfbereich oder bei gewissen komplizierten Trümmerfrakturen, ist es notwendig eine Computertomographie durchzuführen vor der Frakturfixation, damit die Operation besser geplant werden kann.

In gewissen Frakturen, z.b. Hufbein, Strahlbein, Fesselbein oder Tarsal/Karpalknochen wird die Fraktur gerade unter CT Kontrolle fixiert.

Therapie Möglichkeiten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Frakturen bei den Pferden versorgt werden können. Dies hängt in erster Linie vom betroffenen Knochen, sowie von der Art und Lokalisation der Fraktur ab. Aber auch das Alter sowie das Gewicht des Pferdes entscheiden über die Art der Therapie und die Prognose der Fraktur.

Mögliche Therapien sind:

  • Boxenruhe
  • Spezialbeschlag
  • Cast/Schiene
  • Drahtcerclagen
  • Schrauben
  • Platten und Schrauben

Behandlung und Prognosen bei Frakturen

Leitfaden zur Frakturbehandlung

Entdecken Sie unseren web-basierter Leitfaden zur Frakturbehandlung bei Pferden.

Schwimmbad Aufwachsystem für Pferde

Einzigartig in ganz Europa haben wir in Zürich ein speziell angefertigtes Schwimmbad in der die Pferde nach einer Bruchbehandlung schonend von der Allgemeinnarkose aufwachen können. 

Dieses Schwimmbad Aufwachsystem gibt es in ganz Europa nur am Universitären Tierspital in Zürich.

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