Frühgeburt

Die durchschnittliche Trächtigkeit beim Pferd dauert 336 Tage (Spannweite 310-360 Tage). Werden Fohlen zu früh geboren sind sie nicht vollständig ausgereift (prämatur). Pferde sind ‚Nestflüchter‘ und neugeborenen Fohlen müssen deshalb sofort nach der Geburt in der Lage sein, der Stute zu folgen. Zu früh geborene Fohlen sind meist schwach und haben Startschwierigkeiten. Verschiedene Organe wie die Lunge, der Darm, die Nieren und das Nervensystem funktionieren noch nicht vollständig. Die Knochen sind zum Teil noch nicht vollständig ausgebildet und die Muskeln und das Bindegewebe sind schwach. Viele dieser Fohlen brauchen ‚Starthilfe‘ und eine permanente intensivmedizinische Betreuung während den ersten Tagen, bis sich alle Organsysteme angepasst haben.

Alles im Überblick – Frühgeburt beim Fohlen

UTZ_PF_Piktogramm_Dauer
1h für die Erstuntersuchung
Kein Verband
Evtl. Sedation
Keine
Stationär, ca. 3-7 Tage
Normal
Keine
Vorsichtig

Wissenswertes zur Frühgeburt beim Fohlen

Wer behandelt mein Fohlen?

Ihr Pferd wird von einer Tierärztin oder einem Tierarzt mit Spezialgebiet Pferdemedizin untersucht. Für spezielle Behandlungen werden weitere Spezialistinnen und Spezialisten anderer Fachgebiete beigezogen.

Bei uns stehen Spezialisten zur Verfügung, die mit Hilfe von modernsten Untersuchungsmethoden die Ursache der Symptome bei Ihrem Fohlen diagnostizieren, den Schweregrad und die Prognose der Erkrankung beurteilen und Ihnen die Therapiemöglichkeiten aufzeigen, sollte es zu früh geboren worden sein.

Frühgeburt (290 Tage) mit typischer vorgewölbter Stirn.

Was sind die Symptome?

Manche Symptome sind bei der klinischen Untersuchung zu sehen. Andere sind nur mit Hilfe von weiterführenden Untersuchungen und bildgebenden Verfahren feststellbar:

  • Kleines Fohlen bzw. geringes Geburtsgewicht
  • Schwäche (Vermehrtes Liegen, Schwierigkeiten alleine aufzustehen)
  • Reduzierte oder aufgehobene Sauglust
  • Schwierigkeiten das Euter zu finden und zu trinken
  • Abnorme Bindung an die Mutter
  • Vorgewölbte Stirn
  • Seidenes Haarkleid
  • Weiche Ohren und Lippen
  • Orthopädische Fehlstellungen
  • Eingeschränkte Nieren- Darm- und Lungenfunktion
  • Unzureichende Verknöchern der kleinen Karpal- und Tarsalknochen

Was sind die Ursachen?

Die Gründe für eine Frühgeburt sind vielfältig. Mögliche Ursachen sind Erkrankungen der Stute oder des Fohlens. Auch eine Zwillingsträchtigkeit führt beim Pferd meistens zu einer Frühgeburt, da die Gebärmutter und die Plazenta nicht dafür ausgebildet sind, zwei Fohlen zu versorgen. Viele Faktoren sind noch unbekannt.

Beim Pferd sollte die Geburt nicht eingeleitet werden, auch wenn die durchschnittliche Trächtigkeitsdauer bereits erreicht ist. Die lebensnotwendige Lungenreifung findet erst in den letzten 2 Tagen der Trächtigkeit statt und kann kaum durch Medikamente beeinflusst werden. Wenn die Lunge nicht ausgereift ist, sind die Überlebenschancen des Fohlens gering.

Wie wird eine Diagnose gestellt?

Nach der klinischen Untersuchung werden verschiedene weiterführende Untersuchungen durchgeführt, um den Reifegrad zu bestimmen und festzustellen, welche Organsysteme betroffen sind. Mit Hilfe dieser Untersuchungsergebnisse kann eine Prognose gestellt und ein Therapieplan aufgestellt werden:

  • Blutuntersuchung
  • Bestimmung der Antikörperkonzentration im Blut
  • Blutkultur
  • Ultrasonographische Untersuchung der Bauchhöhle
  • Ultrasonographische Untersuchung der Lunge und des Nabels
  • Röntgen der Lunge
  • Röntgen der Vorder- und Hinterhandwurzelknochen
Fohlen welches mittels Plasmatransfusion behandelt wird.

Wie wird es behandelt?

Zu früh geborene Fohlen benötigen für einige Tage eine intensivmedizinische Überwachung und Therapie bis der Körper nachgereift ist. Die Fohlen müssen regelmässig aufgestellt und getränkt werden. Kann das Fohlen nicht selbständig am Euter saugen, bekommt es die Stutenmilch über eine Ernährungssonde verabreicht. .

Alle Körperfunktionen werden engmaschig überwacht, damit die Therapie sofort angepasst werden kann, wenn es zu Problemen kommt. Betroffene Fohlen benötigen oft Unterstützung bei der Wärmeregulation, eine intravenöse Flüssigkeitstherapie und verschiedene Medikamente, die die Organe unterstützen. Meistens ist auch eine Plasmatransfusion nötig, um die lebenswichtigen Antikörper zuzuführen.

Die Betreuung von prämaturen Fohlen ist meist sehr personal- und zeitintensiv und wird daher nur in wenigen spezialisierten Kliniken angeboten. Bei uns sind rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr Tierärzte und Mitarbeiter vom Pflegedienst vor Ort, die sich um Ihr Fohlen kümmern. Wir sind mit den modernsten Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten ausgestattet und können die nötige intensivmedizinische Betreuung Ihres Fohlens gewährleisten. Wenn das Fohlen bei der Geburt lebensfähig ist und sich sein Allgemeinzustand in den ersten 48h kontinuierlich verbessert, ist die Prognose meistens gut.

Nachsorge

Nach der stationären Behandlung erstellen wir basierend auf den Befunden in Absprache mit Ihnen einen individuellen Behandlungsplan für Ihr Fohlen. Sie können die notwendigen Medikamente direkt von uns oder je nach Absprache, bei Ihrem Privattierarzt oder Ihrer Privattierärztin beziehen.

Sie bekommen einen detaillierten Bericht, in dem nochmals alle Befunde zusammengefasst sind, die Behandlung aufgeführt ist, sowie wichtige Informationen zur Erkrankung und Nachsorge aufgeführt sind. Wir informieren auch Ihren Privattierarzt oder Ihre Privattierärztin, damit Nachkontrollen wenn möglich zu Hause durchgeführt werden können.

Das könnte Sie auch interessieren

Intensivmedizin bei Fohlen

Die Betreuung von neugeborenen Fohlen ist sehr zeitintensiv und wird nur in wenigen spezialisierten Kliniken angeboten. An der Klinik für Pferdemedizin können wir mittels modernster Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten jederzeit eine intensivmedizinische Betreuung Ihres Fohlens sicherstellen.

Suche