Stuhltransplantation für die Behandlung der Allergie beim Hund

Die atopische Dermatitis ist eine allergische chronische Erkrankung, die meist einer lebenslangen Behandlung bedarf. In der Schweiz leidet je nach Rasse fast jeder 2. Hund an einer Allergie. Bei Menschen ist es nicht viel anders.

Die Behandlung einer Allergie stützt sich meist auf die Unterdrückung der Symptome – wie Juckreiz, Haut- und Ohrenentzündungen – vermag die Erkrankung aber nicht zu heilen. Zudem können diese Medikamente vor allem auf Dauer mit grossen Nebenwirkungen einhergehen.

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Gibt es neue und gesunde Wege, die Allergie zu behandeln?

Viele Studien stützen die Hypothese, dass die Bakterienpopulation im Darm (Mikrobiom) die Entwicklung von vielen Krankheiten – unter anderem Allergien – beim Menschen beeinflusst. Das Mikrobiom wird durch den genetischen Hintergrund, aber auch durch die Nahrung und viele Umwelteinflüsse bestimmt.

Die Stuhltransplantation (oder auch fäkale Mikrobiom-Transplantation = FMT genannt) ist ein neues, vielversprechendes Instrument zur Vorbeugung oder Behandlung verschiedener gastrointestinaler und nicht-gastrointestinaler Erkrankungen. Hierbei überführt man die «gute» Darmflora aus dem Stuhl eines gesunden Spenders in den Darm einer erkrankten Person mittels Einlaufs oder Kapseln. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Therapieansatz auch bei der atopischen Dermatitis wirksam sein kann.

Anmeldung FMT-Studie Dermatologie

Wenn Sie an einer Teilnahme an der FMT-Studie (Kottransplantation) interessiert sind, füllen Sie bitte unseren Fragebogen aus. Sollten Sie Hilfe beim Beantworten der Fragen benötigen, wenden Sie sich bitte an Ihren Privattierarzt/Ihre Privattierärztin.
Bitte rechnen Sie mit einer Bearbeitungszeit von ein paar Tagen. Wir freuen uns auf Sie und Ihren Hund!

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Informationen zur Studie

Die Hunde erhalten jeweils 3x im Abstand von einem Monat eine rektale Kot-Transplantation (Einlauf). Dieser Einlauf dauert wenige Minuten und ist nicht schmerzhaft. Es ist vorteilhaft, wenn Ihr Hund vor dem Einlauf Kot abgesetzt hat. Zusätzlich erhalten Sie geschmacksneutrale Kapseln, die 1x täglich ohne Futter (mind. 2 Stunden Abstand zur nächsten Fütterung) verabreicht werden (eingefroren gelagert und verabreicht).

Die Hunde erhalten jeweils 3x im Abstand von einem Monat eine rektale Kot-Transplantation (Einlauf). Dieser Einlauf dauert wenige Minuten und ist nicht schmerzhaft. Vor dem Einlauf sollte Ihr Hund Kot abgesetzt haben. Zusätzlich erhalten Sie geschmacksneutrale Kapseln, die 1x täglich ohne Futter (mind. 2 Stunden Abstand zur nächsten Fütterung) verabreicht werden (eingefroren gelagert und verabreicht).

Die Mikroorganismen im Kot interagieren mit der Schleimhaut des Darms, beeinflussen dessen Durchlässigkeit, die Aufnahme/Ausscheidung von Nährstoffen, Bildung von Vitaminen, Fermentation von Kohlenhy­draten, Metabolismus von Gallenflüssigkeit und Hormonen. Zudem beeinflussen sie das Immunsystem positiv.

Die Studiendauer beträgt mindestens sechs Monate (vier Besuche bei uns). Patienten mit gutem Therapieerfolg würden wir gerne zusätzlich 6 und 12 Monate nach Studienbeginn noch einmal sehen.

Sie führen ein Symptom-Tagebuch, geben täglich Kapseln ein und nehmen die Kontrollen wahr.

Sie bringen bei jedem Besuch eine frische Kotprobe (im Robidog-Sack) mit. Insgesamt wird 3x eine Blut- und Hautprobe entnommen.

Ja. Die Hälfte der teilnehmenden Hunde (25 von 50) wird mit einem Placebo behandelt. Die Placebo-Kapseln und die FMT-Kapseln sehen gleich aus, und sowohl der Besitzer, die Besitzerin als auch die Tierärzt:innen werden hinsichtlich des Inhalts verblindet sein. Die Zuteilung ist willkürlich (randomisiert) und weder der Besitzer noch der Tierarzt/die Tierärztin können diese beeinflussen.

Nach drei Monaten wird die Verblindung aufgehoben und Ihr Hund kann dann die richtige FMT Therapie erhalten. Diese Leistungen sind ab da kostenfrei. Somit zahlen Besitzer der Hunde in der Verum (richtigen)-Gruppe sowie die Besitzer der Plazebo-Gruppe das Gleiche.

Ja, Ihr Hund darf während der Studie Apoquel und Prednisolon bekommen. Auch alle topischen Präparate (antibiotische Salben, Cremes, Wipes) sind erlaubt.

Pilotstudien zeigen, dass diese Therapie bei vielen Patienten wirkt. Wir vermuten, dass mindestens 60% der Hunde davon profitieren werden.

Nach der Beendigung der Studie wird es möglich sein, die Therapie weiterzuführen.

Diese Therapie beinhaltet einen Hautallergietest, drei Kot-Transplantationen, Kapseln für drei Monate, Kontrolluntersuchungen sowie Beratungen (Kosten ca. CHF 1’200.00). Wir übernehmen gut die Hälfte der Kosten. Futter und Medikamente werden vom Tierbesitzer oder von der Tierbesitzerin getragen.

Hunde für Studie gesucht.

Am Universitären Tierspital Zürich läuft seit Oktober 2023 eine neue Studie, um die Stuhltransplantation als Therapie für die Allergie beim Hund zu untersuchen.

Mit der Teilnahme an der Studie mit Ihrem gesunden oder allergischen Hund leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der Pathogenese und Therapie der atopischen Dermatitis. Wir hoffen, dass wir damit vielen allergischen Tieren und Menschen neue Therapieoptionen fundiert eröffnen können. Wir freuen uns auf Sie und Ihren Hund!

Wir suchen allergische Hunde.

  1. Hunde mit einer Umweltallergie, die seit > 1 Jahr besteht mit ganzjährigen Symptomen
  2. Hunde, mit einem positiven Allergietest mindestens gegen Milben
  3. Hunde, ohne Besserung nach strikter Eliminationsdiät
  4. Hunde, die zusätzlich Futterallergisch sind

Hunde mit folgenden Einschlusskriterien dürfen teilnehmen:

  • Umweltallergie, die seit > 1 Jahr besteht mit ganzjährigen Symptomen
  • Positiver Allergietest mindestens gegen Milben
  • Hunde, die trotz strikter Eliminationsdiät noch signifikante Allergiesymptome zeigen
  • Hunde, die zusätzlich Futterallergisch sind
  • Negative Kotanalyse mittels Flotation (maximal vor 1 Monat durchgeführt)
  • 1x monatliche Entwurmung während der Studie (oder präventiv monatliche Kotanalysen)
  • Regelmässige Floh/Zeckenprophylaxe
  1. Andere schwere systemische Erkrankungen
  2. Allergenspezifische Immuntherapie (ASIT) vor < 1 Jahr

Wir suchen gesunde Hunde.

  1. Hunde mit einer Umweltallergie, die seit > 1 Jahr besteht mit ganzjährigen Symptomen
  2. Hunde, mit einem positiven Allergietest mindestens gegen Milben
  3. Hunde, ohne Besserung nach strikter Eliminationsdiät
  4. Hunde, die zusätzlich Futterallergisch sind

Um besser verstehen zu können, welche Rolle das Darmmikrobiom bei der Entstehung von Allergien spielt.

  1. Alter 3-10 Jahre und nicht übergewichtig
  2. Gesund (keine Allergien oder andere systemische Erkrankungen)
  3. Keine Medikamente in den letzten 6 Monaten

Über uns

Wir arbeiten seit 2013 gemeinsam in der Dermatologie Abteilung des Tierspital Zürich. Wir teilen uns erfolgreich die Aufgaben in Klinik, Forschung und Lehre. Diese eingespielte und bewährte Teamarbeit ermöglicht es uns, unseren täglichen Arbeitsaufgaben sowie unsere Karriereambitionen mit Mutterschaft und Teilzeitarbeit zu verbinden. Unser Foschungsschwerpunkt liegt dabei seit Jahren im Bereich der Tierallergologie – auch die Habilitationsschriften beschäftigen sich mit der Entstehung bzw. der Behandlung der Allergie beim Hund.

Dr. Nina Fischer, dipl ECVD

2023 Habilitation

2014 Diplomate ECVD

2011 – 2014
Residency, Dermatologische Abteilung, Vetsuisse- Fakultät, UZH

2009 – 2010
Internship, Kleintiermedizin, Vetsuisse-Fakultät, UZH

2009 Dissertation (magna cum laude)

2001 – 2007 Studium der Veterinärmedizin an der Ludwig- Maximilians-Universität München und der Universität Leipzig

1992-2001 Gymnasium – Immenstadt, Allgäu

Dr. Ana Rostaher, dipl ECVD

2022 Habilitation

2011 Diplomate ECVD

2008-2011 Residency in Veterinärdermatologie (Tierärztliche Fakultät München, LMU)

2010 Famulatur, Jackson Laboratory Maine, USA

2004-2005 Internship, Veterinärmedizinische Universität, Wien

2002 Dissertation (magna cum laude)

1995-2002 Studium der Veterinärmedizin, Universität von Ljubljana, Slowenien

1991-1995 Gymnasium, Maribor, Slowenien

Vera Carina Felten, med. vet.

seit 2023
Doktorandin in der Dermatologischen Abteilung, Vetsuisse Fakultät, UZH

2022-2023
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Tierschutz an der Tierärztlichen Hochschule Hannover

2022-2023
Angestellte Tierärztin in der Kleintierpraxis Webksy in Hannover, Deutschland

2016-2022
Studium der Veterinärmedizin, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Deutschland

2006-2015
Gymnasium Trittau, Deutschland

Text

Fäkale Trasplantation – Studien zu diversen Erkrankungen

In der Tabelle zum Runterladen sind alle Erkrankungen zusammengefasst (Tkach, 2022), bei denen FMT als mögliche Therapieoption in Studien untersucht wurde. Wie man in der jeweiligen rechten Spalte sehen kann, gibt es hierbei bereits viele vielversprechende Ergebnisse. Es fällt auch auf, dass Studien zu allergischen Erkrankungen fehlen, im Bereich der dermatologischen Erkrankungen stand bisher nur die Psoriasis im Fokus.

Die FMT scheint – gerade bei chronisch immunologischen Erkrankungen – ein vielversprechender Ansatz die jeweilige Erkrankung am Ursprung zu therapieren – evtl. später dadurch auch präventiv verhindern zu können.

Tkach, S.; Dorofeyev, A.; Kuzenko, I.; Boyko, N.; Falalyeyeva, T.; Boccuto, L.; Scarpellini, E.; Kobyliak, N.; Abenavoli, L. Current Status and Future Therapeutic Options for Fecal Microbiota Transplantation. Medicina 2022, 58, 84. https://doi.org/10.3390/medicina58010084

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Fäkale Trasplantation – Studien zu Caniner Atopischer Dermatits

Die Erkrankung atopische Dermatitis beim Menschen und beim Hund weist viele Parallelen auf. Derzeit gibt es weder in der Humanmedizin noch in der Veterinärmedizin eine universelle Therapieoption bei atopischer Dermatits. Es deutet vieles darauf hin, dass eine bakterielle Dysbiose im Magen-Darm-Trakt und auch in der Haut mit allergischen Erkrankungen in Zusammenhang steht. Das Darm-Mikrobiom kann durch verschiedene Ansätze positiv (Probiotika, FMT, diätetische Interventionen) aber auch negativ (Antibiotika) beeinflusst werden. Es wurde erforscht, dass sich das Darmmikrobiom bei allergischen Hunden (sowie Menschen) in der Zusammensetzung und der Anzahl der Bakterien zu dem von gesunden Individuen unterscheidet. Hier setzt die fäkale Mikrobiota Transplantation an. Es wurde herausgefunden, dass es wichtig ist, dass der gesamte Kot mit der Gesamtheit der Mikroorganismen als Einheit übertragen wird. Werden nur einzelne Bakterien-Spezies (Probiotika) übertragen, hat dies nicht den gleichen positiven Effekt. Wir geben einem allergischen Tier eine gesunde Darmflora im Gesamten. Die fäkale Transplantation ist eine sichere und wirksame Methode zur Wiederherstellung einer gesunden Darmmikroflora und trägt zur erfolgreichen Behandlung von gastrointestinalen und nicht-gastrointestinalen Erkrankungen bei, einschließlich atopischer Dermatitis.

In der Tabelle (PDF; 69 KB) finden Sie die bisherigen Forschungsarbeiten zur fäkalen Transplantation bei allergischen Hunden.

Abteilung für Dermatologie
Klinik für Kleintiermedizin
Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich
Winterthurerstrasse 260
CH-8057 Zürich

E-Mail

+41 44 635 81 12

Anfahrt

                         

                         

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