Wussten Sie? Neues aus der Literatur

Multifokale Urolithiasis inklusive obstruktiven Ureterolithen und dadurch bedingtes akutes Nierenversagen (ANV) wurden kürzlich bei zwei Katzen beschrieben, die mit unlizenziertem GS-441524 therapiert wurden (Allinder et al., Journal of Veterinary Internal Medicine, 2024).
2404KT_TA Ar. 2B_16_9

In beiden Fällen ergab die übliche Konkrementanalyse nicht identifizierbares Material. Zusätzliche Tests (insbesondere Massenspektrometrie/Flüssigchromatografie) bestätigten, dass die Urolithen beider Katzen zu 98 % mit GS-441524 übereinstimmten.

Es bleibt noch offen, ob diese Komplikation dosisabhängig ist und/oder ob Patientencharakteristika (insbesondere die ursprüngliche Nierenfunktion) dabei eine Rolle spielen. Nicht lizenzierte Präparate vom Schwarzmarkt enthalten oft höhere Dosen von GS-441524 als angegeben (Kent et al., Journal of the American Veterinary Medical Association, 2024).

In unserer Studie zeigte ein 11 Monate alter, männlich-kastrierter Burma-Kater am Tag 7 der oralen GS-441524 Therapie mikroskopisch unklassifizierbare Urin-Kristalle. Klinisch zeigte er ein gutes Allgemeinbefinden und die restlichen Laborwerte waren unauffällig. Ob diese Kristalle aus GS-441524 bestehen, konnte nicht weiter untersucht werden.

Zum Zeitpunkt der FIP-Diagnose zeigte der Kater eine normale Nierenfunktion. In der ultrasonographischen Untersuchung des Abdomens war unter anderem eine bilaterale Renomegalie mit einem subkapsulären, hypoechogenen Saum erkennbar. Diese wurde als Folgeerscheinung der FIP interpretiert (und ging während der Therapie in Remission). Glücklicherweise blieb die Nierenfunktion der hier vorgestellten Katze während der restlichen Therapie normal, und es konnten ultrasonographisch weder Urolithen noch Hinweise auf eine post-renale Obstruktion gefunden werden. Am Tag 42 der Therapie war die Urinuntersuchung unauffällig.

Es wird jedoch empfohlen, bei Katzen, die während der Behandlung mit GS-441524 azotämisch werden oder Symptome der unteren Harnwege entwickeln, ein Screening auf Urolithiasis durchzuführen..

Ultrasonographisches Bild der rechten Niere zum Zeitpunkt der FIP-Diagnose. Neben der Renomegalie ist ein subkapsulärer hypoechogener Saum erkennbar.

Remdesivir wurde während der COVID-19 Pandemie notfallmässig für die Therapie von hospitalisierten COVID-19-Patienten zugelassen. Remdesivir ist ein sogenanntes «Prodrug», also eine inaktive Vorstufe, die erst im Organismus in seine aktive Form GS-441524 umgewandelt wird. Bedenken hinsichtlich seiner potenziellen Nephrotoxizität haben zu mehreren humanmedizinischen Studien geführt, die sich auf die Entwicklung eines akuten Nierenversagens (ANV) im Rahmen der Therapie konzentrierten.

In der von Shams et al. durchgeführten und kürzlich publizierten systematischen Überprüfung und Metaanalyse von 2507 COVID-19-Patienten, in der eine 10-tägige Remdesivir-Therapie mit einer Kontrollgruppe verglichen wurde, konnte kein erhöhtes Risiko für ANV unter Remdesivir-Behandlung festgestellt werden (Shams et al., Clinics (Sao Paulo)., 2023). Dennoch wird in der Humanmedizin empfohlen, Remdesivir bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion nur mit Vorsicht anzuwenden (Choe et al., Clinical and Translational Science, 2022).

Ob dies auf unsere Katzenpatienten übertragbar ist, muss sich noch zeigen. Wir führen daher bei jedem Kontrollbesuch im Rahmen unserer FIP-Therapiestudie eine Urinanalyse, eine Messung der Nierenwerte sowie eine Ultraschalluntersuchung des Urogenitaltraktes durch.

Suche