Verhinderung von schweren chronischen Erkrankungen durch Vorsorgemedizin

Das schnelle Erkennen und Behandeln von angeborenen sowie Stoffwechselerkrankungen im Rahmen der Vorsorgemedizin ist für Junghunde oft lebensrettend. Hündin Luna kann nach erfolgreicher Behandlung ihres Herzfehlers das Leben in vollen Zügen geniessen.
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Chronische Infektionskrankheiten, Stoffwechselerkrankungen, Ernährungsdefizite sowie angeborene Herzerkrankungen können die Lebensqualität eines Welpen deutlich einschränken und sogar zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. Das schnelle Erkennen und Behandeln dieser Probleme ist für diese jungen Patienten oft lebensrettend. Genau das ist das Ziel einer guten Vorsorgemedizin. Das wusste auch Lunas Privattierärztin, welche bei der Erstuntersuchung des Welpen Hautveränderungen und ein lautes Herzgeräusch feststellte. Sie überwies Luna zu den Spezialist:innen an das Universitäre Tierspital in Zürich.

Das Gesundheitsvorsorge-Team der Klinik für Kleintiermedizin führte eine komplette Blutuntersuchung durch, um mögliche Stoffwechselerkrankungen, angeborene hormonelle Erkrankungen, Vitaminmangel sowie chronische Infektionskrankheiten zu erkennen. Letzteres war bei Luna ganz besonders wichtig, da sie ursprünglich aus Osteuropa stammt, wo Infektionskrankheiten wie die Leishmaniose sehr häufig sind und den Gesundheitszustand deutlich verschlechtern können. Die Blutuntersuchung zeigte glücklicherweise keine Auffälligkeiten.

Luna wies eine sogenannte Brillenbildung (Haarausfall rund um die Augen) auf. Dies ist verdächtig für eine durch Demodex-Milben verursachte Hauterkrankung, welche sich auf den ganzen Körper ausbreiten kann. Unter dem Mikroskop wurden auch tatsächlich Demodex-Milben gefunden. Diese Parasiten leben in den Haarbälgen und kommen bei fast allen Hunden vor. Ist aber das Immunsystem geschwächt, können die Milben die Oberhand gewinnen, sich unkontrolliert vermehren und die typischen Symptome einer Demodikose verursachen. Bei jungen Hunden ist dies nicht selten der Fall, denn das Immunsystem ist im jungen Alter noch nicht voll ausgereift und stressanfällig. Die Demodikose wurde sofort behandelt und Lunas Haut wurde von diesen kleinen, ungewollten Bewohnern befreit.

Doch die klinische Untersuchung ergab noch einen weiteren sehr auffälligen Befund: Bei der Herzauskultation wurde bei Luna ein sogenanntes Maschinengeräusch festgestellt, welches typisch für einen angeborenen Herzfehler namens «Persistierender Ductus arteriosus Botalli (PDA)» ist. Im Herzultraschall konnte der PDA optisch eindeutig bestätigt werden. Dabei war der Doppler-Ultraschall besonders hilfreich. Mit Hilfe von Ultraschallwellen, die in das Gewebe vordringen, werden dabei die Blutströme untersucht und farblich dargestellt

Links: Herzultraschallbild mit Darstellung eines Teils des Herzens und deutlicher Präsenz des PDA (Pfeilspitzen)
Rechts: dasselbe Bild mit Verwendung eines Farbdopplers. Mit dieser Methode kann der oder die Spezialist:in den Blutfluss durch den PDA sehen.
Dr. med. vet. Baron Toaldo, Kardiologie, Universitäres Tierspital Zürich

Die abnormal verbleibende Verbindung zwischen grossem und kleinem Kreislauf ist für Herzspezialist:innen damit nicht zu übersehen. Die beste Behandlungsmöglichkeit für einen PDA ist nach aktuellem Wissensstand der minimal-invasive Verschluss mittels Herzkathetereingriff. Dieser sollte möglichst erfolgen, bevor es zu chronischen Umbauprozessen und damit zu einer Schädigung des Herzens kommt. Lunas Besitzer wollte ihr unbedingt die besten Chancen geben und entschied sich für den Eingriff in Allgemeinanästhesie. Der Verschluss erfolgte komplikationslos durch unsere Herzspezialist:innen.

Oben: invasive Katheterisierung des Herzens und Injektion eines radiologischen Kontrastmittels. Das abnorme Gefäß (PDA) ist durch die Pfeilspitzen gekennzeichnet. PA: Pulmonalarterie
Unten: Nach dem Eingriff ist ein vollständiger Verschluss des PDA zu sehen.
Dr. med. vet. Baron Toaldo, Kardiologie, Universitäres Tierspital Zürich

Luna erwachte schnell und ruhig aus der Narkose und konnte bereits am Tag nach dem Eingriff nach Hause entlassen werden. Seitdem kann Luna ihr Leben in vollen Zügen geniessen! Noch besser – weil die Herzerkrankung im Rahmen der Vorsorgemedizin so schnell erkannt wurde, konnte das Entstehen einer chronischen Herzerkrankung vermieden werden. Somit können die Besitzer mit einer normalen Lebenserwartung ihrer jungen Schäferhündin rechnen

Wie wir an Lunas Beispiel sehen können, ist Vorsorge die Basis für eine gute Gesundheit. Chronische Erkrankungen scheinen nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Hunden und Katzen zuzunehmen. Gesundheitsvorsorge und Früherkennung sind daher wichtiger denn je. Die Klinik für Kleintiermedizin des Universitären Tierspitals bietet einen speziellen Service zur Gesundheitsvorsoge bei Hunden und Katzen an. Für eine Terminvereinbarung wenden Sie sich gerne telefonisch an den Empfang der Kleintierklinik (+41 44 635 81 12).

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