Sehnenscheidenspiegelung (Tenovaginoskopie)
Oftmals kommen Sehnenzerrungen/Risse im Bereich der Sehnenscheiden vor. Ein Sehnenscheidenentzündung ist dann die Folge davon. Mittels einer Sehnenscheidenspiegelung kann die Sehnenscheide und die Sehnen auf auffällige Läsionen beurteilt und debridiert (gesäubert) werden. Dies hilft die Sehnenscheidenentzündung und die damit verbundene Lahmheit zu behandeln. Auch kann, falls notwendig, das Fesselringband unter Sichtkontrolle durchtrennt werden.
Alles im Überblick – Tenovaginoskopie (Sehnenscheidenspiegelung)
ca. 2-3 Stunden | 14 Tage unter Verband |
Vollnarkose | 2 Wochen Boxe
6 – 10 Wochen Auslaufboxe |
3 Tage Spitalaufenthalt | 2-10 Wochen Schritt
danach Bewegung abhängig von der Sehnenbeteiligung |
Nach 10 Tagen Nahtentfernung | Prognose ist stark abhängig von der unterliegenden Erkrankung
|
Wissenswertes zur Tenovaginoskopie
Welche Abklärungen werden gemacht
Mittels diagnostischer Anästhesien lässt sich die Lahmheit genau auf die Sehnenscheide lokalisieren. Die betrifft in den meisten Fällen die Fesselbeugesehnenscheide, kann aber auch Sehnenscheiden im Bereich des Carpus oder des Tarsus betreffen.
Nachfolgend wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um allfällige Sehnenläsionen innerhalb der jeweiligen Sehnenscheide darzustellen. In einer weiteren Untersuchung kann mittels einem Kontraströntgen die geschädigten Strukturen innerhalb der Fesselbeugesehnenscheide dargestellt werden. Diese Untersuchung wird gemacht, um spezifisch die Manica flexoria darzustellen. Dies ist eine kleine Gewebsmanchette, welche die oberflächliche Beugesehne umfasst, einreissen und folglich zu Lahmheit führen kann.
In manchen Fällen muss auch eine stehende MRT Untersuchung durchgeführt werden, um die Sehnen innerhalb der Sehnenscheide genauer anzuschauen.
Wann braucht es eine Sehnenscheidenspiegelung?
Mögliche Indikationen von Sehnenscheidenspiegelungen sind:
- Sehnenscheidenentzündungen als Folge von Sehnen/Manica Zerrungen innerhalb der Sehnenscheide: Ist dies der Fall müssen die verletzten, oberflächlich gelegenen Sehnenfasern beurteilt werden und mit speziellen chirurgischen Instrumenten debridiert (entfernt) werden. Dies passiert unter Sichtkontrolle über eine Sehnenscheidenspiegelung.
- Sekundäres Fesselringbandsyndrom: Ist dies der Fall kann unter Sichtkontrolle dass einengende Fesselringband durchtrennt werden (siehe unten).
- Sehnenscheideninfektionen: Ist dies der Fall kann unter Sichtkontrolle die Sehnenscheide gespült werden, Fibrin und kontaminiertes Material entfernt werden.
Sehnenscheidenspiegelung indiziert bei sekundärem Fesselringbandsyndrom
Hier kommt es zu einer Zerrung/Entzündung der Beugesehnen in der Fesselbeugesehnenscheide und nachfolgenden Verdickung der Sehnen. Durch die Dickenzunahme werden die Beugesehnen dann unter dem Fesselringband eingeklemmt und heilen sehr schlecht. Das Ringband wird dann unter Sichtkontrolle über eine Sehnenscheidenspiegelung durchtrennt.
Wissenswertes zur Operation
Wer operiert mein Pferd?
Um den höchsten Standard zu gewährleisten, werden Operationen von einem Chefarzt oder einer erfahrenen Oberärztin, einem erfahrenen Oberarzt geleitet.
Die Beratung
Eine intensive und ausführliche Beratung ist einer der wichtigsten Punkte bei einer OP. Wir erklären Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten und empfehlen Ihnen eine Behandlungsmethode. Wir beantworten in aller Ruhe alle Ihre Fragen über Ablauf, Kosten, Risiken, Ergebnis und Pflege nach der OP.
Die Operationsvorbereitungen
Ihr Pferd wird am Tag vor der Operation stationär aufgenommen. Sie erhalten die Handynummern von unseren Tierärzten, damit Sie immer einen Ansprechpartner haben, wenn Sie Fragen haben. Jedes Pferd wird vor der Operation gewogen.
Ihr Pferd wird vom zuständigen Chirurgen und vom Narkosetierarzt untersucht. Sollte sich der Bedarf für weitere Untersuchungen ergeben, dann weisen wir Sie darauf hin.
Um den Ablauf am OP Tag zu beschleunigen, werden die OP Gebiete schon ausgeschoren und vorgewaschen. Dann werden Verbände angebracht, um die OP Gebiete sauber zu halten und um Ihr Pferd an die Verbände zu gewöhnen. Ihr Pferd muss nüchtern sein vor der Operation und wird deshalb über Nacht gefastet.
Die Narkose
Dieser Eingriff wird heutzutage fast immer in Vollnarkose (Intubationsnarkose) durchgeführt. Stehende Eingriffe werden zwar gemacht, sind aber aufgrund der unsichereren Ruhigstellung des Pferdes mit einigen Risiken behaftet. Die heutigen sehr schonenden Narkosemethoden sind sicher und deutlich weniger belastend als frühere Methoden. Alle Narkosen werden von speziell hierfür ausgebildete Tierärzte durchgeführt. Vor einer Operation wird Sie der zuständige Tierarzt über die Operation, die notwendige Narkose, allfällige Risiken und mögliche Komplikation informieren und Ihre Einwilligung für den Eingriff einholen. Bitte zögern Sie nicht, Fragen zu stellen um Unklarheiten oder Unsicherheiten zu vermeiden.
Ungefähr eine Stunde nach der Aufstehphase wird Ihr Pferd wieder in die Box gebracht und Sie können es ab diesem Zeitpunkt zu den normalen Besuchszeiten besuchen.
Operationsablauf – Sehnenscheidenspiegelung
Die Sehnenscheidenspiegelung (Tenovaginoskopie) findet beim Pferd in Allgemeinnarkose statt. Hierbei wird das Pferd meistens in Seitenlage auf den Operationstisch verbracht und nachfolgend das Operationsgebiet gründlich gereinigt und desinfiziert. Der Chirurg deckt das Operationsgebiet mit sterilen Tüchern ab.
Bei der Sehnenscheidenspiegelung, wie auch bei der Arthroskopie, wird zuerst ein Portal für das Arthroskop und anschliessend unter Sichtkontrolle das Portal für die Instrumente präpariert. Nachdem das Arthroskop in die Sehnenscheide eingeführt wurde, kann diese komplett untersucht werden. Dann werden je nach Befund über das Instrumentenportal Instrumente eingeführt, um die jeweilige Läsion zu bearbeiten, sei dies die Sehnenfasern oberflächlich zu bearbeiten, Verklebungen zu lösen oder das Ringband zu durchtrennen.
Die Zugänge der Sehnenscheide werden im Anschluss in zwei Schichten vernäht und ein fester Verband wird angelegt. Dann wird Ihr Pferd in eine spezielle Aufwachboxe verbracht, wo es von der Narkose aufsteht.
Alle Risiken zusammengefasst
Selbstverständlich ist auch eine Sehnenscheidenspiegelung, wie jede Operation, ein Eingriff, der Komplikationen nach sich ziehen kann. Diese sind jedoch sehr selten. Komplikationsmöglichkeiten sind Wundheilungsstörungen bei den kleinen Zugängen und allenfalls Verbandsdrücke (für beide Techniken).
Generell ist eine Sehnenscheidenspiegelung jedoch ein sehr sicherer Eingriff, den unsere Spezialisten sehr häufig und sehr sicher durchführen.
Am Tag nach der Operation
Direkt nach der Operation verbringt Ihr Pferd zur Sicherheit mindestens eine Nacht in unserer Klinik. Von ambulanten Operationen unter Vollnarkose raten wir ab, da Ihr Pferd so unmittelbar nach der Operation vorerst mal Ruhe hat und optimaler betreut werden kann. Sechs Stunden nach Aufstehen aus der Vollnarkose wird Ihr Pferd mit einem Mash und Heu angefüttert. Ihr Pferd wird überwacht und notwendige Medikamente werden verabreicht.
Am nächsten Morgen werden die Verbände meistens gewechselt. Dabei werden die Nähte kontrolliert. Danach kann bei gutem Verlauf Ihr Pferd wieder in Ihre Obhut überlassen werden.
Die Nachsorge
Die Nachsorge ist für eine optimale Heilung und ein schönes Ergebnis sehr wichtig. Wir erklären Ihnen worauf sie bei Ihrem Pferd zu Hause achten müssen, was Ihr Pferd machen darf und was nicht. Zudem erhalten Sie einen schriftlichen Bericht mit Anweisungen. Die Nachsorge zu Hause wird durch Ihren Privattierarzt überwacht, diesen informieren wir bevor Ihr Pferd nach Hause geht.
Die Nähte sollten bis die Fäden nach 10-14 Tagen gezogen werden können unter Verband bleiben. Währenddem das Pferd einen verband hat, sollte es auch Boxenruhe haben damit die chirurgischen Zugänge schön abheilen können. Danach wird dann ein Schrittprogramm begonnen. Die Dauer und Intensität des Aufbauprogramms ist sehr stark abhängig von der Sehnenscheidenpathologie. Gerade wenn Sehnenzerrungen vorhanden sind, kann dies über mehrere Monate dauern.
Die Prognose und Abheilzeit
Die Prognose für ein Pferd, welches eine Sehnenscheidenspiegelung bedarf, ist sehr stark abhängig vom der vorhandenen Pathologie innerhalb der Sehnenscheide. Auch ist es schwierig, die Rekonvaleszenzdauer zu generalisieren, weil auch diese sehr stark vom Schweregrad der Erkrankung abhängt. Sie beträgt aber mindestens 8-12 Wochen.
2-3 Wochen nach der Operation kann in der Regel mit Schrittbewegung an der Hand und oder unter dem Sattel begonnen werden. Dieses Schrittprogramm wird dann langsam gesteigert je nach Schweregrad der Erkrankung.
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