Kolikoperationen
Wenn eine Kolik nicht mit konservativen Mitteln gelöst werden kann bedarf es eine Kolikoperation. Bei einer Kolikoperation handelt es sich um eine Notfalloperation in der ein für das Pferd lebensbedrohlicher Zustand gelöst werden soll. Diese Operation wird in Vollnarkose durchgeführt, das Pferd liegt dabei auf dem Rücken. Die Kolikoperation ist eine der häufigsten Operationen beim Pferd.

Alles im Überblick
- Operation: ca. 2 – 4 Stunden
- Vollnarkose
- Stationärer Spitalaufenthalt: 7 – 10 Tage
- Nachbehandlung: Keine Nähte zum Entfernen
- Bauchverband
- 4 Wochen Boxe, dann 8 Wochen Boxe mit Paddoc
- Nach 3 Monaten: freier Werdegang
- 4 Wochen: Schrittbewegung an der Hand, 1 bis 2 Mal täglich 30 Minuten
- nach 4 Wochen: Schritt
- während 4 Wochen Aufbau
- nach 3 Monaten: normales Trainingspensum
- ab Woche 16: Springtraining
- gute Prognose
Wissenswertes zur Kolikoperationen
Eine Kolikoperation wird dann in Betracht gezogen, wenn für den Patienten erhebliche Lebensgefahr besteht. Jeder Patient wird vor einer Operation gründlich untersucht um die Notwendigkeit der Operation sicherzustellen (Kolikuntersuchung).
Eine Kolikoperation wird dann in Betracht gezogen, wenn für den Patienten erhebliche Lebensgefahr besteht. Jeder Patient wird vor einer Operation gründlich untersucht um die Notwendigkeit der Operation sicherzustellen (Kolikuntersuchung).
Ist ein Abschnitt des Darmes von der Blutversorgung abgeschnitten wird dieser zwangsläufig absterben. Kommt es soweit wird die Barriere des Darms für die Darmbakterien durchlässig und es kommt zu einer Infektion der Bauchhöhle auch Bauchfellentzündung genannt. Von hier breiten sich die Bakterien weiter über das Blut im ganzen Pferdekörper aus, dies wird auch als Blutvergiftung oder Sepsis bezeichnet. Dieser Zustand ist mit erheblichen Schmerzen verbunden und der Körper kann die lebenswichtigen Funktionen nicht mehr aufrecht erhalten.
- Dickdarmverlagerung
- Dickdarmdrehung (Torsion)
- Dünndarmverschluss
Was ist der Dickdarm?
Der Dickdarm bildet den grössten Teil des Verdauungsapparats des Pferdes und ist unter anderem für die bakterielle Verdauung des pflanzlichen Futters verantwortlich. In diesem Darmabschnitt wird somit durch die beteiligten Bakterien sehr viel Gas gebildet. Der grösste Bereich des Dickdarms ist das Kolon, welches in einer doppelten Hufeisenform in der Bauchhöhle liegt.
Dickdarmverlagerung – was passiert genau?
Der Dickdarm liegt beweglich im Bauchraum, damit er optimal arbeiten und das Futter und Gas weiterschieben kann. Um normal zu funktionieren, muss er jedoch in einer gewissen Lage sein. Dies lässt sich dies mit einem Gartenwasserschlauch vergleichen. Liegt der Gartenschlauch ordentlich, dass heisst nicht verdreht oder geknickt, funktioniert dieser problemlos. Wird er allerdings zu sehr von seiner Position bewegt ist die Gefahr gross, das ein Knick oder eine Drehung entsteht und er nicht mehr wie gewohnt funktioniert.
Wenn sich einzelne Darmabschnitte mit Gas füllen, zum Beispiel durch Fehlgärungen, sorgt der dadurch entstandene Auftrieb dafür, dass sich der Darm in seiner Position verlagert oder sogar verdreht, so dass Futter und Gas nicht mehr weitergeschoben werden. Diese Verlagerung kann beim Pferd durch Zug an der Darmaufhängung oder durch Aufgasen des Darms zu Schmerzen führen.
Liegt der Dickdarm in seiner normalen Position oder Lage, funktioniert er problemlos. Bewegt er sich jedoch in eine unnormale Position oder Lage, spricht man von einer Verlagerung. Diese Verlagerung kann beim Pferd durch Zug an der Darmaufhängung, am Darm selbst oder durch Aufgasen des Darms zu Schmerzen führen. Vor allem das Aufgasen des Darms spielt eine grosse Rolle bei der Entstehung einer Kolik. Wenn sich einzelne Darmabschnitte mit Gas füllen, sorgt der dadurch entstandene Auftrieb, dass sich der Darm in seiner Position verlagert oder sogar dreht. Eine Sonderform der Dickdarmverlagerung ist die Verlagerung des Dickdarms in den Milznierenraum.
Spezielle Form der Dickdarmverlagerung – Die Verlagerung in den Milznierenraum
Eine Sonderform der Dickdarmverlagerung ist die Verlagerung des Kolons in den Milznierenraum. Ein Band verbindet die Niere und die Milz im linken oberen Bauchquadranten. Der Dickdarm, der normalerweise innen an der Milz anliegt, kann sich aufgrund einer Aufgasung und Verlagerung aussen zwischen Milz und Bauchwand nach oben schieben. Im schlimmsten Fall hängt sich der Darm in das Band zwischen Milz und Niere ein. Dies ist eine häufige Kolikform bei grossen und langen Pferden, vor allem Wallachen.
Milznierenraumverlagerung – ist eine Operation notwendig?
Diese Situation erscheint verzwickt, benötigt jedoch nur in seltenen Fällen eine Operation. Eine Therapie ist allerdings in vielen Fällen trotzdem notwendig.
So kann durch die Gabe eines Medikamentes (Phenylephrin), die Milz kurzzeitig verkleinert werden und in Kombination mit einem speziellen Bewegungsprogramm das Aushaken des Dickdarms erreicht werden. Eine weitere Therapie mit sehr hoher Erfolgschance ist das sogenannte Wälzen. Dabei wird der Patient in Vollnarkose nach einem festgelegten Ablauf über den Rücken kontrolliert gewälzt. Dadurch wird der Dickdarm vom Haken gelöst und kann wieder nach unten an seinen normalen Platz sinken.
Beide Methoden haben eine sehr gute Aussicht auf Erfolg. Trotzdem ist bei circa 2 von 10 Fällen der Dickdarm so fest eingehakt, dass eine Operation unausweichlich ist.
Der Milznierenraum kann verschlossen werden und diese Art der Kolik verhindert werden
Wie oben bereits erwähnt sind vor allem grosse und lange Pferde betroffen, und diese können immer wieder eine Milznierenraumverlagerung entwickeln. Bei diesen Patienten kann der Milznierenraum mittels einer speziellen Nahttechnik verschlossen werden. Dadurch wird ein Einhaken des Dickdarms verhindert. Dieser sogenannte Milznierenraumverschluss wird mit Hilfe einer Bauchhöhlenspiegelung (Laparoskopie) am stehenden sedierten Pferd minimal invasiv durchgeführt. Durch den Verschluss des Milznierenraumes erleidet das Pferd keinerlei Einschränkung und kann nach der Operation wie gehabt genutzt werden.
Die Dickdarmdrehung
Die Dickdarmdrehung oder auch Torsion genannt entsteht aus einer vorangegangen Dickdarmverlagerung. Auch hier spielt die Entstehung von Gas im Dickdarm selbst eine grosse Rolle. Das Gas wird durch Darmbakterien produziert und verursacht in einem Teil des Dickdarms Auftrieb da dieser nun leichter ist. Durch einen komplexen Ablauf kann sich in solchen Fällen der Dickdarm um sich selbst drehen.
Durch die Drehung wird die Blutversorgung des Dickdarms unterbrochen. Diese Form der Kolik gehört zu den gefährlichsten und schmerzhaftesten. Wird die Blutversorgung durch ein Aufdrehen der Drehung nicht wieder hergestellt stirbt der Dickdarm und somit das Pferd. In seltenen Fällen kann sich der Dickdarm von selbst wieder aufdrehen in den meisten Fällen benötigten betroffene Pferde jedoch eine Operation.
Was ist der Dünndarm?
Der Dünndarm ist eine Art langer Schlauch, der den Magen mit dem Blinddarm verbindet. Dieser Schlauch ist auf ganzer Länge an einer Gardine, dem sogenannten Gekröse aufgehängt.
Der Dünndarmverschluss
Wie bei der Dickdarmdrehung kann es auch beim Dünndarm durch ein Abknicken oder eine Drehung zu einer Unterbrechung der Blutzufuhr kommen. Auch diese stellt eine sehr schmerzhafte und lebensbedrohliche Form der Kolik dar. Gründe für ein Abknicken, eine Abschnürung oder eine Drehung können hier sehr vielseitig sein.
Kommt es durch die Abschnürung einer Unterbrechung der Blutzufuhr des betroffenen Dünndarms besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der betroffene Abschnitt des Dünndarms abstirbt. In den meisten Fällen in denen die Kolikursache auf ein Dünndarmproblem zurück zuführen ist benötigen die Pferde eine Operation. Es ist abhängig vom Grad der bereits eingetretenen Schädigung des Dünndarms und ob ein Teil des Darms entfernt werden muss. Ist der betroffene Anteil soweit geschädigt, dass er sich nicht mehr erholen kann ist es nötig einen Teil zu entfernen (Resektion) und eine neue Verbindung zu machen (Anastomose).
Spezielle Art der Dünndarm Kolik – Einklemmen des Dünndarmes in das Formalen epiploicum
Eine spezielle Art der Dünndarm Kolik ist die Inkarzeration (Einklemmen) eines Dünndarmteils in das Foramen epiploicum. Dieses Foramen epiploicum ist ein natürlich vorkommender Schlitz/Loch im Bereich der rechten vorderen Bauchhöhle. Oftmals legen sich Dünndarmschlingen in dieses Lochrein und kommen nicht mehr raus. Weil das Loch sehr eng ist kommt es zu einer Unterbrechung der Blutzufuhr des Darms, der Teil stirbt ab und oftmals ist es notwendig den betroffenen Dünndarmteil dann zu entfernen. Damit sich eine solche Kolik nicht wiederholt gibt es die Möglichkeit, ein spezielles Diabolo förmiges Netzchen in dieses Loch zu legen. Dies kann entweder gerade bei der Kolik Operation gemacht werden oder auch im nach hinein durch eine minimal invasive laparoskopische Technik, das heisst über eine Bauchhöhlenspiegelung.
Notfallteam
Das Ziel einer Kolikoperation ist es die schmerzhaften und oft lebensbedrochliche Ursache der Kolik chirurgisch zu lösen. Um eine Kolikoperation fachgerecht durchführen zu können wird ein ganzes ausgebildetes Team benötigt. Dieses besteht aus mindestens zwei Chirurgen, einem Anästhesisten (Narkosetierarzt) und einem Operationspfleger.
Die Operationsvorbereitungen
Sie erhalten die Handynummern von unseren Tierärzten, damit Sie immer einen Ansprechpartner haben, wenn Sie Fragen haben. In der Regel rufen wir Sie an wenn ihr Pferd von der Narkose aufgestanden ist. In einzelnen Fällen rufen wir Sie auch mitten in der Operation an, wenn es z.B. Befunde gibt, welche den Ausgang Ihres Pferdes stark beeinflussen und dies mit Ihnen besprochen werden muss.
Ihr Pferd wird vom zuständigen Narkosetierarzt klinisch untersucht. Vor der Operation wird Ihrem Pferd einen Venenkatheter gesteckt. Durch diesen werden vor der Operation Breitspektrum-Antibiotika, entzündungshemmende Medikamente sowie Schmerzmittel verabreicht. Ihr Pferd erhält schon Infusionen zur Stabilisierung des Kreislaufes sowie ein Vitamin E-Präparat zum Schutz der Muskulatur. Eine Magenschlundsonde wird gesetzt, um den Magen zu entlasten. Ihr Pferd wird in der Boxe leicht sediert und das Maul wird ausgespült.
Narkose
Eine Kolikoperation benötigt eine Vollnarkose. Die heutigen sehr schonenden Narkosemethoden sind sehr sicher und deutlich weniger belastend als frühere Methoden. Alle Narkosen, auch im Notfalldienst, werden von speziell hierfür ausgebildete Tierärzte durchgeführt. Vor einer Operation wird Sie der zuständige Tierarzt über die Operation, die notwendige Narkose, allfällige Risiken und mögliche Komplikation informieren und Ihre Einwilligung für den Eingriff einholen. Bitte zögern Sie nicht, Fragen zu stellen um Unklarheiten oder Unsicherheiten zu vermeiden.
Ungefähr eine Stunde nach der Aufstehphase wird Ihr Pferd wieder in die Box gebracht und Sie können es ab diesem Zeitpunkt zu den normalen Besuchszeiten besuchen.
Die Operation (Laparotomie)
Ihr Pferd wird in Rückenlage auf den gepolsterten Operationstisch verbracht. Dann wird das Operationsfeld vorbereitet. Das Pferd wird mit sterilen Tüchern komplett abgedeckt, sodass nur der zuvor gesäuberte Bereich des Pferdebauches freiliegt.
Jetzt kann die Operation beginnen. Um in die Bauchhöhle zu gelangen wird ein etwa 20 cm langer Schnitt beginnend vom Bauchnabel Richtung Brustkorb, in der Mittellinie des Bauches durch die Haut, Muskelfaszien und das Bauchfell gemacht und somit die Bauchhöhle eröffnet. Der Chirurg tastet nun die gesamten Organe in der Bauchhöhle ab um die zugrundeliegende Kolikursache zu finden. Nachfolgend wird jeder Darmabschnitt einzeln untersucht. Hierbei beginnt man damit den Blinddarm und den Dünndarm aus der Bauchhöhle aus dem Schnitt vorzulagern und Stück für Stück auf Veränderungen zu untersuchen. Wenn der Dünndarm vollständig kontrolliert wurde wird er wieder in die Bauchhöhle verlagert und man beginnt den Dickdarm (Kolon) über den Schnitt aus der Bauchhöhle vorzulagern und auch dieser wird gründlich untersucht.
Je nach Kolikursache wird dann spezifisch weiter operiert, zum Beispiel kann es sein das ein Darm entleert werden oder ein Darmteil entfernt werden muss. Abschliessend folgt eine weitere Kontrolle, dass alle Darmteile an der richtigen Stelle in der Bauchhöhle liegen. Dann kann die Bauchhöhle wieder verschlossen werden und einen Wundschutz wird angebracht.
Nach Beenden der Operation wird ihr Pferd in eine spezielle Aufwachboxe verbracht in der es aus der Narkose aufwacht und aufsteht.
Dickdarmentleerung
Bei einer Dickdarmverstopfung oder einer Verlagerung des Dickdarmes muss der Dickdarminhalt entleert werden um die Problematik zu lösen. Hierbei wird ein kleiner Schnitt in den Darm gemacht (Enterotomie) und der Inhalt mittels Wasser ausgespült. Nachfolgend wird der Schnitt im Darm wieder vernäht. Bei einer Verdrehung des Kolons wird das Kolon an der verdrehten Stelle wieder aufgedreht und nachfolgend auch hier der Dickdarminhalt entleert. Diese Prozedur erleichtert es den Dickdarm wieder an die richtige Stelle in der Bauchhöhle zu platzieren und nach der Operation dem Darm wieder zu arbeiten.
Dünndarmresektion (Entfernung) und Anastomose (neue Enden verbinden)
Liegt ein wie oben genannter Dünndarmverschluss vor, ist der verschlossene Darmabschnitt aufgrund der fehlenden Blutzufuhr meist deutlich verfärbt und zum Teil abgestorben. Dieser Anteil ist natürlich nicht mehr lebensfähig und muss entfernt werden.
Die Dünndarmresektion und folgende Anastomose ist eine anspruchsvolle Operationsprozedur, welche nur von speziell ausgebildeten Chirurgen durchgeführt werden kann und ist von vielen Pferdebesitzer gefürchtet. Dies liegt vor allem an der hohen Komplikationsrate der Vergangenheit. Durch moderne Techniken und Medikamente konnte die Komplikationsrate in den vergangenen Jahren stark reduziert werden. Dadurch haben betroffene Pferde heute eine realistische Chance auf ein uneingeschränktes Leben nach einer Darmentfernung.
Das Ziel ist es, den abgestorbenen Darmteil zu entfernen, um ein weiter Leben des Pferdes zu gewährleisten. Hierbei wird der Darm im noch gesunden Gewebe jeweils vor und nach dem abgestorbenen Darmteil abgesetzt und dieser somit entfernt (Dünndarmresektion). Im nächsten Schritt vernäht man die zwei gesunden Darmenden wieder miteinander, um einen durchgängigen und funktionierenden Darm zu erhalten.
Welche Arten von Anastomosen gibt es?
Hier die zwei häufigsten Anastomosearten:
- Dünndarm wird mit Dünndarm verbunden (Jejunojejunale oder jejunoileale Anastomose)
- Ein neuer Eingang des Dünndarms wird in den Blinddarm geschaffen (Jejunozäkale Anastomose)
In seltenen Fällen wird ein Eingang des Dünndarmes in den Dickdarm geschaffen und den Blinddarm umgangen.
Unser Chirurgenteam besteht aus ausgewiesenen Spezialistinnen und Spezialisten mit der höchsten Qualifikationsstufe in der Veterinärchirurgie, dem Diplomate des ECVS (European College of Veterinary Surgeons) und/oder ACVS (American College of Veterinary Surgeons).
Um den höchsten Standard zu gewährleisten, werden alle Operationen von einem Chefarzt oder erfahrenen Oberarzt, einer erfahrenen Oberärztin geleitet. Dies ist auch in der Nacht, an den Wochenenden sowie an den Feiertagen der Fall. Ein Oberarzt, eine Oberärztin hat immer Bereitschaftsdienst, damit unsere Patienten bestens betreut sind. Wir beherrschen eine Vielzahl von Techniken, die es uns erlauben bei den verschiedensten Ausgangssituationen optimale Ergebnisse zu erzielen.
Auch wenn die Kolikursache gelöst werden kann, können nach der Kolikoperation Komplikationen auftreten. Das Ausmass der Komplikationen ist stark von der Kolikursache abhängig sowie auch vom Kreislaufzustand des Pferdes.
Folgende Komplikationen sind möglich:
- Post operativer Ileus (vorübergehende Dünndarmlähmung)
- Bauchnahtinfektion
- Bauchhernie (Bruch)
- Hufrehe
- Durchfall
- Venenentzündung
Postoperativer Ileus (Vorübergehende Dünndarmlähmung)
Der postoperative Ileus (POI) zählt zu den häufigsten Komplikationen nach einer Kolikoperation. Viele verschiedene Kolikursachen können nachfolgend zu einem postoperativen oder paralytischen Ileus führen. Meist tritt er aber als Folge von Dünndarmproblemen in Erscheinung. Die Darmwand wird im Kolikgeschehen häufig durch Gas oder im Darminneren gestaute Flüssigkeit stark überdehnt. Dies führt zu einer meist länger bestehenden Lähmung (Paralyse) der Darmmuskulatur und somit zu einem sistieren der Darmbewegung. So kann der Darminhalt nicht weiter transportiert werden.
Nach einer Kolikoperation wird das Pferd deshalb in unseren Intensivstall verbracht, engmaschig überwacht, erhält Infusionstherapie und wenn nötig Medikamente die die Darmmotorik unterstützen (sogenannte Prokinetika). Auch muss regelmässig eine Nasenschlundsonde gesetzt werden um die Flüssigkeit aus dem Magen abzuhebern, damit dieser nicht platzt, weil Pferde ja nicht erbrechen können.
Hier finden Sie mehr Fakten zur Intensivtherapie
Pferde können sich nicht übergeben – der Magen kann platzen
In allen Fällen, in denen die Durchgängigkeit des Dünndarms eingeschränkt ist, kommt es zu einem Rückstau des Futterbreies. Oder wenn der Dünndarm gelähmt ist und der Darminhalt deswegen nicht weitertransportiert wird, kommt es zu einem Rückstau des Darminhaltes in den Magen, der so genannte Reflux.
Dies stellt für das Pferd eine lebensbedrohliche Situation dar. Grund hierfür ist, dass das Pferd durch einen stark ausgebildeten Schliessmuskels am Mageneingang nicht in der Lage ist sich zu übergeben. Wird dieser Umstand nicht behoben kann es soweit kommen, dass der Magen dem Druck nicht mehr standhalten kann und platzt. Das regelmässige Setzen einer Magenschlundsonde ist deshalb bei Pferden mit Kolik zum Beispiel mit einem Dünndarmverschluss oder bei Pferden mit bekannter Dünndarmlähmung zum Beispiel im Anschluss an eine Operation sehr wichtig.
Ein geplatzter Magen ist mit dem Leben nicht vereinbar und bedeutet leider das Todesurteil für ein Pferd.
Bauchnahtinfektion
Die Bauchnahtinfektion kann nach einer Kolikoperation auftreten. Hierbei kommt es, wie der Name schon sagt, zu einer Infektion der Bauchnaht mit Bakterien. In den meisten Fällen erkennt man dies daran, dass die Pferde Fieber entwickeln und die Operationswunde eitrigen Abfluss zeigt. Man behandelt die Infektion indem man die Keime und den Eiter mit desinfizierenden Lösungen aus der Wunde spült und diese täglich reinigt bis die Wunde komplett verheilt ist. Eine Bauchnahtinfektion begünstigt die Entstehung einer Bauchhernie.
Bauchhernie
Eine Hernie oder umgangssprachlich Bruch oder Eingeweidebruch durch die Bauchwand entsteht, wenn die Muskeln und deren Faszien, die die feste äussere Hülle des Bauchraumes bilden nach der Operation nicht vollständig zusammenwachsen. So kommt es zu Schwachstellen und nachfolgend zu Lücken in der Mittellinie der Muskulatur des Bauches und ermöglicht es Darmteilen durch diese Lücken vorzutreten. Dieses vortreten der Eingeweide aüssert sich in einem Vorwölben der Haut und Muskulatur im Bereich der Hernie.
Alle Risiken zusammengefasst
Selbstverständlich ist auch eine Kolikoperation, wie jede Operation, ein Eingriff, der Komplikationen nach sich ziehen kann. Es ist jedoch eine Notfalloperation, welche durchgeführt werden muss.
Nach einer Kolikoperation wird das Pferd in unseren Intensivstall verbracht, engmaschig überwacht, erhält Infusionstherapie und wenn nötig Medikamente die die Darmmotorik unterstützen (sogenannte Prokinetika). Weiters werden je nach Verlauf Antibiotika und Schmerzmittel verabreicht. Auch muss regelmässig. eine Nasenschlundsonde gesetzt werden um die Flüssigkeit aus dem Magen abzuhebern, damit dieser nicht platzt, weil Pferde ja nicht erbrechen können. Die Pferde werden nach 12 Stunden angetränkt und angefüttert, ausser eine Anastomose musste durchgeführt werden, dann dauert die Fastenperiode länger und es muss langsamer abgefüttert werden. Die ersten 1-3 Tage sind entscheidend um abzuschätzen, ob und welche unmittelbaren Komplikationen in der post operativen Phase auftreten. Ein Nahtinfekt hingegen entwickelt sich oft erst nach 5-7 Tagen. Wenn alles gut verläuft werden die Pferde nach ca. 3 Tagen in eine normale Boxe verlegt, weiter angefüttert und die Medikamente langsam abgesetzt. Nach ca. 7-10 Tagen kann das Pferd zur weiteren Nachsorge nach Hause entlassen werden.
Die Nachsorge
Die Nachsorge ist für eine optimale Heilung und ein schönes Ergebnis sehr wichtig. Wir erklären Ihnen, worauf sie bei Ihrem Pferd zu Hause achten müssen, was ihr Pferd machen darf und was nicht. Zudem erhalten Sie einen schriftlichen Bericht mit genauen Anweisungen. Die Nachsorge zu Hause wird durch Ihren Privattierarzt überwacht, diesen informieren wir bevor Ihr Pferd nach Hause geht.
Die Abheilzeit
In den ersten 4 Wochen nach der Operation sollte Ihr Pferd täglich ein bis zwei Mal während 30 Minuten an der Hand im Schritt geführt werden. In dieser Zeit soll Ihr Pferd in einer Box gehalten werden.
In den darauf folgenden 4 Wochen (4 Wochen nach Klinikaustritt) darf das Pferd im Schritt geritten werden. Ihr Pferd kann jetzt auch in einer Box mit kleinem Paddock (max. 20m2) gehalten werden. In den darauf folgenden 4 Wochen (8 Wochen nach Klinikaustritt) können Sie mit einem Aufbautraining beginnen und die Bewegungsdauer kann langsam gesteigert werden.
Ab der 12. Woche darf Ihr Pferd wieder dem üblichen Trainingspensum entsprechend gearbeitet werden. Erst nach Ablauf von 3 Monaten ist freier Weidegang, Freilaufstall oder Gruppenhaltung wieder möglich. Wir empfehlen das Pferd erst ab der 16. Woche nach Klinikaustritt wieder im Springtraining zu reiten.
Die Prognose
Die Prognose ist im Allgemeinen vorsichtig bis gut. Die Prognose ist abhängig von dem unterliegenden Kolik Problem (Dickdarm – oder Dünndarmproblem) und ob Darmschädigungen vorliegen oder nicht.
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