In den letzten Jahren häufen sich die wissenschaftlichen Beweise für die Wirksamkeit von antiviralen Wirkstoffen als Therapie der felinen infektiösen Peritonitis (FIP). Die orale Anwendung von GS-441524 führte bereits in einer kontrollierten Studie von Prof. Hartmann von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München in Zusammenarbeit mit Prof. Hofmann-Lehmann, veterinärmedizinisches Labors der Universität Zürich, zu einer sehr schnellen klinischen Besserung und zu einer vollständigen Heilung von 18 Katzen mit FIP (Krentz et al., Viruses, 2021). Aufgrund der fehlenden Zulassung steht die Therapie derzeit nicht für die tierärztliche Anwendung ausserhalb einer Studie zur Verfügung. Viele an FIP erkrankte Katzen werden daher ohne tierärztliche Aufsicht mit Medikamenten vom Schwarzmarkt «therapiert». Die Zusammensetzung dieser Produkte ist oft unklar und die Katzen sind einem Risiko ausgesetzt (Kent et al., Journal of the American Veterinary Medical Association, 2024)
Unsere vom Kantonalen Veterinäramt Zürich bewilligte Langzeitstudie, die seit Anfang 2023 am Universitären Tierspital Zürich durchgeführt wird, ermöglicht erstmals in der Schweiz eine legale und sichere Therapie von FIP-kranken Katzen. Sie wird in Form einer Bizenter-Studie zusammen mit der LMU durchgeführt und hat die Überprüfung der Wirksamkeit der oralen Therapie mit GS-441524 sowie die Erfassung potenzieller (Langzeit-) Nebenwirkungen und prognostischen Faktoren zum Ziel. Die Studie ermöglicht die Therapie von 370 Katzenpatienten aus der ganzen Schweiz und trägt dazu bei, das Leiden und den Tod vieler Katzenpatienten zu verhindern.
In die Studie werden ausschließlich Katzen mit gesicherter FIP-Diagnose gemäss ABCD-Richtlinien aufgenommen. Katzen mit Verdacht auf FIP ohne gesicherte Diagnose dürfen jederzeit zur weiteren Abklärung an das Universitäre Tierspital Zürich überwiesen werden.

Nach der individuellen Diagnosestellung werden die Katzen für mindestens 3 Tage (je nach Gesundheitszustand auch länger) stationär aufgenommen, um sie optimal behandeln zu können. Jede Katze wird täglich oral mit dem antiviralen Studienmedikament GS-441524 behandelt (15 mg/kg GS-441524, Bova Specials UK Ltd, London, UK). Zusätzlich erhalten die Katzen je nach Befund eine individuell abgestimmte symptomatische Therapie. Anschließend können die Katzen mit Tabletten nach Hause entlassen werden. An den Tagen 7, 42 und 84 sowie nach 6, 12 und 24 Monaten nach Therapiestart finden regelmässige Kontrolltermine am Tierspital statt. Dies ermöglicht eine Langzeitkontrolle des Therapieerfolges.
Bis heute konnten wir schon über 100 Katzen in die Therapiestudie in Zürich einschliessen. Die bisher ermittelte Überlebensrate liegt derzeit bei 92% und zeigt eindrucksvoll, dass im Rahmen der Therapiestudie die überwiegende Mehrheit der Katzen von einer sonst tödlich verlaufenden Erkrankung geheilt werden konnte. Es sind bisher keine Nebenwirkungen aufgetreten, die zum Abbruch der Therapie führten.
Weitere vorläufige Daten der Studie werden im Rahmen von zwei Präsentationen an den Schweizerischen Tierärztetagen 2024 in Basel vorgestellt (https://vstt.ch/ SVVLD Freitagnachmittag). Dieses einzigartige Projekt wäre ohne die grosszügige Unterstützung vieler mitwirkender Personen nicht möglich. Unser besonderer Dank gilt den Studienteilnehmenden, den überweisenden Tierärztinnen und Tierärzten, den Mitarbeitenden des Universitären Tierspitals Zürich, des veterinmärmedizinischen Labors und des Instituts für Veterinärpathologie, der Stiftung für Kleintiere der Vetsuisse-Fakultät, der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin SVK, dem UZH Global Strategy and Partnerships Funding Scheme sowie unseren Kolleginnen und Kollegen der Arbeitsgruppe „Coronaviruses in Cats and Kids“, der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin (SVK), dem UZH Global Strategy and Partnerships Funding Scheme sowie den Kolleginnen und Kollegen der Arbeitsgruppe „Coronaviruses in Cats and Kids“ (CICK) an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München.
Bitte kontaktieren Sie uns jederzeit per Mail (fiptx@vetlabor.ch) oder über die Telefonzentrale der Kleintierklinik (044 635 81 12), wenn Sie geeignete Katzenbesitzer:innen haben, die an einer Studienteilnahme ihrer an FIP erkrankten Katze interessiert sind oder wenn Sie weitere Fragen zur Studie haben. Haben Sie ein besonderes Interesse an der Gesundheitsvorsorge und der klinischen Infektiologie? Dann merken Sie sich gerne den Termin für das Herbstseminar am 15.-16.11.2024. Weitere Informationen finden Sie in Kürze auf der Webseite des Universitären Tierspitals Zürich.