Studie zu Weichteilsarkomen bei Hunde und Katzen
Einsatz einer Fluoreszenzbildgebung zur intraoperativen Darstellung von Weichteilsarkomen bei Hund und Katze.
Hintergrundinformation
Weichteilsarkome zählen zu den zehn häufigsten Hauttumortypen bei Hunden und Katzen. Es handelt sich um Tumore, die sich vor allem durch ein lokal invasives Wachstum in das umliegende Gewebe mit schlecht abgrenzbaren Tumorgrenzen auszeichnen. Die Therapie der Wahl ist die vollständige chirurgische Entfernung. Wird der Tumor nicht vollständig entfernt, kommt es bei den meisten Katzen innerhalb kurzer Zeit zu einem Nachwachsen des Tumors. Bei Hunden kommt das seltener vor (in etwa einem Drittel der Fälle). Wie bei der Katze ist das Risiko, dass der Tumor zurück kommt, auch bei Hunden höher. Vorausgesetzt, der Tumor konnte nicht komplett entfernt werden.Mittels Computertomografie (Bild links) können die Ausläufer des Sarkoms besser eingeschätzt werden, als mittels abtasten. Wenn der Tumor nicht vollständig entfernt wurde, kommt es bei etwa einem Drittel aller Hund zu einem Rezidiv. Obwohl es lange dauern kann bis die Tumore nachwachsen, kann ein Rückfall auch bereits kurz nach der Entfernung vorkommen (das rechte Bild zeigt ein sogenanntes Rezidiv, das innerhalb von 10 Wochen nach inkompletter Entfernung eines Weichteilsarkoms entstanden ist).
Aus diesen Gründen empfehlen wir bei Hunden und Katzen eine vollständige Entfernung des Tumors anzustreben. Da bislang keine Möglichkeit besteht, das Ausmass der Infiltration des Tumors in das umliegende Gewebe in der OP zu bestimmen, wird aktuell beim Hund ein Sicherheitsrand von 3 cm zur Seite und einer Gewebeschicht in der Tiefe entfernt. Bei der Katze betragen die Ränder sogar 5 cm zur Seite und zwei Gewebeschichten in der Tiefe, da die Tumore sich bei ihnen aggressiver verhalten. Bei sehr alten Hunden, oder bei Patienten, bei denen eine große Operation aufgrund ihres Allgemeinzustandes nicht sinnvoll erscheint, kann eine kleinere OP in Ausnahmefällen Betracht gezogen werden. Bei Katzen ist ein solches Vorgehen nicht sinnvoll.Das Bild zeigt das heutige Goldstandard-Vorgehen zur Operation einer Katze mit Fibrosarkom. Die Katze ist im OP Steril abgedeckt, der Kopf ist links, der Schwanz rechts und das Tier liegt auf der Seite. Der innere Kreis zeigt die Ausdehnung des Tumors die man fühlen kann. Der äussere Kreis zeigt den Sicherheitsabstand von 5 cm darum herum, und somit das Gewebe das (inklusive Haut und unterliegenden Muskeln) entfernt werden muss. Nach einer solchen OP bleiben die meisten Tiere 2-3 Tage bei uns stationär um eine gute Schmerztherapie zu gewährleisten.
Trotz dieser Sicherheitsränder wird das Ziel der kompletten Entfernung häufig nicht erreicht, weil der oder die Chirurg:in zelluläre Ausläufer des Tumors nicht sehen oder fühlen kann. Seit neuestem gibt es die Möglichkeit, die Tumorgrenzen mit Fluoreszenzfarbstoffen sichtbar zu machen. Dazu wurden bei Hund und Katze bereits einige Farbstoffe getestet, die vielversprechende Resultate lieferten. In einer Studie am Universitären Tierspital Zürich konnte kürzlich gezeigt werden, dass mit Farbstoff 90% der Operationen beim Hund komplett waren, während ohne Farbstoff 30% der Operationen nicht das gewünschte Ziel, also eine vollständige Entfernung des Tumorgewebes, erreichten. Eine ähnliche Studie aus Belgien konnte einen entsprechenden Effekt auch bei Katzen belegen.12 Stunden nach Gabe eines tumorspezifischen neuen Fluoreszenzfarbstoffes reichert das Signal bei diesem Hund, der wenige Wochen nach Entfernung eines Sarkoms ein Rezidiv entwickelt hat, sowohl im Tumor, als auch in einem Teil der Narbe an. Die spätere histologische Untersuchung zeigt, dass der Tumor im leuchtenden Bereich der Narbe bereits wieder zurückgekommen ist, während der Teil ohne Signal tumorfrei ist.
Da aktuell verschiedene neue Farbstoffe entwickelt wurden, mit denen man Sarkome sichtbar machen kann, ist es nun wichtig zu testen, welcher Farbstoff bei Hund und Katze die besten Resultate erzielt.Das Ziel der Studie ist es zwei verschiedene Fluoreszenzfarbstoffe (ICG und AngiostampTM) zur Verbesserung der Tumorentfernung von Weichteilsarkomen bei Hund und Katze zu vergleichen.
Das Ziel der Studie ist es zwei verschiedene Fluoreszenzfarbstoffe (ICG und AngiostampTM) zur Verbesserung der Tumorentfernung von Weichteilsarkomen bei Hund und Katze zu vergleichen.
Insgesamt werden in dieser Studie 60 Hunde und 60 Katzen eingeschlossen.
Vorraussetzung ist
Ihr Hund/Ihre Katze hat ein bestätigtes Weichteilsarkom, das operiert werden muss.
ODER
Ihr Hund/ihre Katze hatte eine Operation, in der ein Weichteilsarkom nicht komplett entfernt wurde und soll nun nachoperiert werden.
UND
Ihr Hund/ Ihre Katze hat keine schwerwiegende Herz oder Nierenerkrankung (gilt nur bei Tieren, die durch die Erkrankung als nicht mehr anästhesiefähig gelten – leichte und gut eingestellte Erkrankungen sind erlaubt).
Vor dem Einschluss in die Studie wird ihr Tier routinemässigen Voruntersuchungen unterzogen, um das Ausmass der Erkrankung zu erfassen, und zu bestimmen, ob eine Chirurgie für Ihr Tier die beste Therapieoption darstellt. Zu diesem «Tumorstaging» zählt eine Laboruntersuchung, eine Biopsieentnahme des Tumors zur Diagnosestellung, sowie bei Katzen – und in den meisten Fällen beim Hund – eine in Anästhesie durchgeführte präoperative Computertomographie. Diese Voruntersuchungen können auch bei ihrem Haustierarzt erfolgen.
Wenn Ihr Hund/Ihre Katze ein Sarkom hat, können Sie an der Studie teilnehmen. Dabei wird per Zufall entschieden, welchen Fluoreszenzfarbstoff ein Tier vor der Operation erhält. Dieser Farbstoff wird ihrer Katze dann 24-26 Stunden vor dem geplanten Eingriff intravenös gespritzt. Bei Hunden erfolgt die Injektion 12-24 Stunden vor der Operation. Die Studie wurde unter der Kantonalen Nummer ZH026/2023 genehmigt.
Beide Farbstoffe wurden bereits bei Hund und Katze eingesetzt und sind gut verträglich. Aus dem Vorgehen ergeben sich keine potenziellen Nachteile für Ihr Tier.
Um die Aussagekraft der Studie zu gewährleisten, müssen Sie uns jedoch über den Verlauf der Erkrankung Ihres Tieres auf dem Laufenden halten. Insbesondere müssen Sie uns informieren, wenn ein erneutes Auftreten des Tumors oder die Bildung von Ablegern vorkommen, und/oder wenn Ihr Tier verstirbt (sowohl Tumor assoziiert als auch aus anderen Gründen).
Klinische Studien geben uns die Möglichkeit, unseren Patienten bereits heute neue vielversprechende Therapien anzubieten, die ausserhalb einer Studie noch nicht verfügbar sind.
Die Operation kann anhand der Bilder der Fluoreszenzbildgebung gezielt angepasst werden. Sollte noch leuchtendes Gewebe nach der Resektion des Tumors im Tumorbett sichtbar sein, so wird dieses entfernt. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Tumorresektion. Der tumorspezifische Farbstoff AngiostampTM ist aktuell noch nicht zugelassen. Aus diesem Grund ist die Teilnahme an dieser Studie die einzige Möglichkeit, dass Ihr Tier von einem entsprechenden Farbstoff profitieren kann. Aktuell bietet das Universitäre Tierspital Zürich als einzige Klinik in Europa eine entsprechende Studie an.
Mit Ihrer Teilnahme unterstützen Sie zudem eine Studie, die einen wichtigen Wissensgewinn in der Therapie von Weichteilsarkomen bei Hund und Katze leistet, und die Grundlage schafft, in Zukunft auch Menschen mit entsprechenden Erkrankungen besser behandeln zu können.
Alle verwendeten persönlichen Daten werden vertraulich behandelt und anonymisiert. Die Ergebnisse der Studie werden in anonymisierter Form wissenschaftlich publiziert.
Diese Studie wurde unter der DOI 10.17590/asr.0000321 bei animalstudyregistry.org registriert.
Sie haben Fragen oder wollen wissen, ob wir Ihr Tier in die Studie aufnehmen können? Wenden Sie sich gerne an die Studienleitung Frau PD Dr. Mirja Nolff.
Fragen zur Studie?
Sie haben einen Hund oder eine Katze mit Weichteilsarkom und haben Fragen zur Studie?