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Ösophageale Manometrie

Ösophageale Manometrie

Ösophageale Manometrie – Druckmessung in der Speiseröhre beim Kleintier

Ösophageale Manometrie in der Klinik für Kleintiermedizin.
Dr. Peter Kook, Dipl. ACVIM

Eine der häufigsten Motilitätsstörungen der Speiseröhre (Ösophagus) beim Menschen ist die ösophageale Achalasie; bei dieser Erkrankung öffnet sich der untere Schliessmuskel (der untere Ösophagussphinkter) der Speiseröhre nicht ausreichend gegenüber dem Magen, sodass abgeschluckte Nahrung nicht in den Magen gelangen kann. Diese ständige Belastung führt unbehandelt zu einer irreversiblen Ausdehnung der Speiseröhre. Dieses Krankheitsbild wird auch Megaösophagus genannt. Als Ursache wird eine Autoimmunerkrankung mit entzündlicher Degeneration der hemmenden Nervenzellen im Nervensystem der Speiseröhre vermutet. Klinisch dominiert eine Schluckstörung (Dysphagie) für feste Speisen und Flüssigkeiten. Die definitive Diagnose beruht auf der Speiseröhrendruckmessung (Ösophagusmanometrie) mit dem Nachweis einer fehlenden Entspannung (Relaxation) des unteren Ösophagussphinkters. Der sog. idiopathische Megaösophagus ist die häufigste funktionelle Störung der Speiseröhre beim Hund. Bisher wurde vermutet, dass es sich um einen Schaden der nervalen Versorgung handelt, es wurden jedoch nie manometrische Untersuchungen des unteren Ösophagussphinkters zum Ausschluss einer primären ösophagealen Achalasie durchgeführt.

Die Speiseröhrenfunktion ist bisher weder beim gesunden Hund noch bei Patienten mit Speiseröhrenerkrankungen untersucht worden. In der Humanmedizin stellt die Manometrie die Methode der Wahl in der Speisenröhrenfunktionsdiagnostik dar. Die sog. hochauflösende Manometrie (high resolution manometry) ist ein neuartiges Verfahren, das im Gegensatz zu den früher gebräuchlichen wasserperfundierten Kathetersystemen Katheter mit eng benachbarten, ringsherum angeordneten, elektronischen Drucksensoren (Abb.1) verwendet. Dies ermöglicht eine kontinuierliche, automatische und ringförmige Erfassung sowie eine objektive Darstellung der physikalischen Druckgradienten in der gesamten Speiseröhre (Abb.2). Hierdurch können Störungen der Kontraktionswellen (Peristaltik), abnorme Druckgradienten bei funktionellen Obstruktionen und die Kontraktionen des unteren Ösophagussphinkters visualisiert werden.

Abb.1: (a) ManoScan 360™ High-Resolution Katheter (b) Der obere Katheter hat einen Durchmesser von 4,2 mm, der untere von 2,7 mm. Bei den kupferfarbenen Bereichen im Katheter (Pfeil) handelt es sich um die Drucksensoren.

Abb.2: modifiziert nach Keller et al., 2009: Darstellung eines normalen Schluckaktes mittels hochauflösender Manometrie. Es wurde ein 36-Kanal-Katheter verwendet. Die Farben geben die Höhe der Drücke an, wobei Rot für hohen und Blau für niedrigen Druck steht. Der obere und der untere Sphinkter sind deutlich als Zonen hohen Druckes zu erkennen. In diesem Beispiel ist eine normale Relaxation (Übergang von hohen in niedrigere Drücke) der beiden Sphinktern als Reaktion auf einen Schluck zu sehen. Am rechten Rand ist die schematische Lage des Messkatheters im Körper aufgezeigt.

Bei der Durchführung der Druckmessung verwenden wir bei kleineren Patienten einen hochauflösenden Ösophaguskatheter aus der Kinderheilkunde (2.75 mm Durchmesser (Abb.1b)). Dieser wird über die Nase bis in den Magen eingeführt und der Patient schluckt wiederholt kleine Mengen Flüssigkeit ab (Abb.3). Zum Einführen der Sonde wird die Nase zuvor mit einem Gel lokal betäubt, damit das Tier das Einführen des Katheters nicht als unangenehm empfindet. Die gesamte Untersuchung dauert maximal 10 Minuten.

Abb.3: Druckmessung bei einem Pyrenäenberghund, nach Einführen des Messkatheters.

Die gespeicherten Messungen der einzelnen Schluckvorgänge werden mit Hilfe einer speziellen Software ausgewertet und damit Normalwerte für relevante Parameter (Drücke, Propulsion, Identifizierung der eigentlichen unteren Sphinkterhochdruckzone im Verhältnis zum Zwerchfell u.v.m.) gebildet. Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnis erhoffen wir die Ursachen der bisher unbekannten Erkrankungen der Speiseröhre besser verstehen und damit behandeln zu können.

Da wir möglichst viele gesunde und auch kranke Hunde untersuchen wollen, sind wir auf kooperationswillige und engagierte Vierbeiner und Besitzer angewiesen. Alle Hunde werden vor der Messung von uns klinisch untersucht. Die Resultate der Messungen sollen dazu dienen, Hunden mit Erkrankungen der Speiseröhre zu helfen.

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