Universitäres Tierspital – Jahresbericht 2023

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Universitäres Tierspital

Jahresbericht

2023

Das Titelbild mit Samira Weissenberger, Tiermedizinische Praxisassistentin, bildet den Auftakt zu einer Porträtserie im Jahresbericht 2023, die Menschen und Berufe am Tierspital zeigt. Sie stehen nicht immer in der ersten Reihe, aber ohne diese kompetenten und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre der Betrieb am Tierspital nicht möglich.

Aus der

Aus den

Inhalt
Direktion 2023: Im Zeichen der strategischen Weiterentwicklung 4 Zahlen und Fakten Auf einen Blick 6 Unser Thema des Jahres Neuer Linearbeschleuniger: Tumore noch präziser und mit weniger Nebenwirkungen bestrahlen 10
Departementen Departement für Kleintiere Intensivpflege auf Top-Niveau 16 «Happy Visits» – ein gelungener Einstieg in die Gesundheitsvorsorgee 20 Aus dem Notfall: Vergiftungen bei Haustieren 22 Hirnbiopsien: Google Maps fürs Haustier-Gehirn 26 Departement für Nutztiere Ziege «Tuana»: Nach der Lähmung Grund zu doppelter Freude 30 Kuh «Jassa»: Genesung im Wasserbad 32 Departement für Pferde Gute Heilungschancen bei Hornhautgeschwüren 36 Departement für Klinische Diagnostik und Services Eine klinische Studie rettet Katzenleben 40 Klinische Forschung Laufende Studie über Iliosakralgelenk beim Pferd 42 One Health: Vogelmalaria besser verstehen und behandeln 46 Lehre und Weiterbildung Freiwilligendienst in der Kleintierklinik 50 Feedback im Praxissemester: Ein Online-Tool bewährt sich 52 Organisation Geschäftsleitung 56 Organigramm 58 Öffentlichkeitsarbeit Medienspiegel 60 Online und soziale Medien 61 Impressum 62
Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023 4 Aus der Direktion
Jean-Michel Hatt, Ärztlicher Direktor, und Beatrice Gasser, Finanzdirektorin des Universitären Tierspitals Zürich, in der neuen Intensivpflegestation der Kleintierklinik.

Mehr Kollaboration, bessere Infrastruktur – 2023 stand im Zeichen der strategischen Weiterentwicklung

Liebe Leser:innen

Das Universitäre Tierspital Zürich unternahm auch im Jahr 2023 wichtige Schritte, um seiner führenden Rolle in der Veterinärmedizin zum Wohle von Tier und Mensch gerecht zu werden. Dabei hielt das Jahr einige Herausforderungen bereit, war aber auch geprägt von erfreulichen Weiterentwicklungen, neuen Erkenntnissen und Veränderungen. So konnten wir nach Jahren der Pandemie und deren Nachwirkungen den Fokus wieder verstärkt auf unsere mittel- und langfristige Strategie richten. Unser Ziel ist es, Besitzer:innen und ihren Tieren mit den neusten Ergebnissen aus der evidenzbasierten Veterinärmedizin zur Seite zu stehen, innovative Forschung zu betreiben und die daraus gewonnenen neuen Erkenntnisse in die Ausbildung von Studierenden und die Weiterbildung von Veterinärmediziner:innen einfliessen zu lassen. Um Herausforderungen zu bewältigen, haben wir Instrumente und Konzepte aus dem Lean Management eingesetzt, um die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Disziplinen zu optimieren und die organisatorische Flexibilität und Effizienz zu fördern. Dazu haben wir sämtliche Abläufe im Rahmen eines Lean-Management-Projekts überarbeitet, das in den nächsten Jahren weitergeführt wird.

Zwei wichtige bauliche Erneuerungen wurden erfolgreich abgeschlossen: zum einen die Ersatzbeschaffung des neuen Linearbeschleunigers für die Strahlentherapie, zum anderen die Renovation der Intensivpflegestation für Kleintiere, die damit auf den neuesten medizinischen Stand gebracht wurde. Diese beiden Vorhaben bilden eine wichtige Erneuerung unserer Infrastruktur.

Einen grossen Schritt vorwärts hat auch unser Webauftritt gemacht. Das Design wurde aufgefrischt und die Nutzung für überweisende Tierärzt:innen und Tierbesitzer:innen vereinfacht.

Ein wichtiger Bestandteil des Heilungsprozesses ist die art- und krankheitsspezifische Pflege, die neben der ärztlichen Therapie durchgeführt wird. Das Ziel ist hier, die Patienten optimal zu betreuen und die Heilungsdauer zu verkürzen. Dafür wird am Universitären Tierspital Zürich auch im Bereich Pflege kontinuierlich an der Weiterentwicklung gearbeitet.

Gemeinsam haben unsere engagierten Mitarbeitenden Aussergewöhnliches geleistet, um das Tierspital zu unterstützen. Unser Dank gilt allen Mitarbeitenden, den Tierbesitzer:innen, die uns ihre Tiere zur Behandlung anvertraut haben, sowie den Tierärzt:innen, die uns Patienten zur weiteren Abklärung überwiesen haben. Wir möchten uns ebenfalls bei allen Lieferanten, Freiwilligen und Organisationen bedanken, die das Universitäre Tierspital Zürich bei seiner Aufgabenerfüllung unterstützt haben. Im Jahr 2024 werden wir unseren eingeschlagenen Weg fortsetzen und uns in spezifischen Bereichen weiter verbessern.

Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023 5

Auf einen Blick

Das Universitäre Tierspital Zürich umfasst alle klinischen Bereiche der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich. Zu seinen Aufgaben gehören die klinische Ausbildung der Studierenden, die klinische veterinärmedizinische Forschung und die umfassende tierärztliche Versorgung von kranken Tieren.

Patienten im Jahr 2023

Tierarten

28487

In seinem Einzugsgebiet stellt das Tierspital die höchste veterinärmedizinische Versorgungsstufe dar. Über 400 Mitarbeitende versorgen die Patienten an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr. Notfälle bei Nutztieren, Pferden und Kleintieren werden jederzeit durch die zuständigen Notfalldienste behandelt.

Notfälle geplante Termine

Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023
Total Patienten
47% 53% 6 Zahlen und Fakten Pferde 13% Zoo-, Heim- und Wildtiere 5% Katzen 22% Hunde 52% Rinder 7% übrige Nutztiere 1%

Zahlen

Kund:innen nach Geographie im Jahr 2023

Restliche Schweiz ohne Stadt und Kanton Zürich

Restlicher Kanton Zürich

ohne Stadt Zürich Ausland

34%

40%

19988

Total Kund:innen

20%

Stadt Zürich

Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023
DE 66% Liechtenstein 4% FR 6% IT 7% AT 10%
6%
Länder 7%
Übrige
7
und Fakten

Finanzen

Ertrag nach Herkunft

Ertrag

*Ohne

Mitarbeitende

8 Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023 Zahlen und Fakten
Betriebskosten nach Kostengruppen*
aus
Dienstleistungen
medizinischen
Finanz- und Infrastrukturkosten
Wissenschaftliche Mitarbeitende 4% Professuren Admin. und technisches Personal Nicht enthalten sind 11 Lernende und 7 Praktikant:innen Total 461 343 118 Frauen Männer 54% 45% 53% 35% Departement für Kleintiere Departement für Nutztiere Departement für Pferde Departement für Klinische Diagnostik und Services Stab & Pflege 53% 43% 85% 81% 81% 50% 47% 9% 66% 12% 13% 6% 1% 3% 12% 134 58 48 92 129 Administratives und technisches Personal Wissenschaftliche Mitarbeitende Professuren *nach Köpfen *Drittmittel von öffentlichen Institutionen, Wirtschaft und Privaten 76% 15% 9% sonstige Dienstleistungen Drittmittel* medizinische Dienstleistungen Tierhaltung Diverses Betriebsmaterial, medizinisches Material, Medikamente Behandlungen, Operationen, Anästhesien Bildgebung und Labor 44% 10% 23% 23% Betriebsmaterial, medizinisches Material, Medikamente übriger Aufwand Personalaufwand 8% 12% 80% 67%
per 31.12.2023*

Angebotene medizinische Fachrichtungen

Kleintiere

• Allgemeine Innere Medizin

• Gastroenterologie

• Endokrinologie

• Nephrologie/Urologie

• Kardiologie

• Dermatologie

• Notfall- und Intensivmedizin

• Zahnheilkunde

• Chirurgie (Orthopädie, Weichteilchirurgie, Neurochirurgie)

• Neurologie

• Radio-Onkologie

• Ophthalmologie

• Kleintierreproduktion

• Physiotherapie

• Infektionskrankheiten

• Verhaltensmedizin

• Dialyse

• Gesundheitsvorsorge und Welpensprechstunde

Nutztiere

• Innere Medizin

• Chirurgie

• Grosstierreproduktion

• Andrologie und assistierte Reproduktion

• Schweinemedizin

• Ambulanz und Bestandesmedizin

• Ophthalmologie

Pferde

• Innere Medizin

• Chirurgie

• Sportmedizin

• Ophthalmologie

Zoo-, Heim- und Wildtiere

• Innere Medizin

• Chirurgie

• Ophthalmologie

• Zahnheilkunde

• Haltungsberatung

Klinische Diagnostik und Services

• Bildgebende Diagnostik

• Veterinärmedizinisches Labor

• Anästhesiologie

• Apotheke

9 Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023 Zahlen und Fakten
Tumore noch präziser und mit weniger Nebenwirkungen bestrahlen

Seit Dezember 2023 ist am Universitären Tierspital Zürich ein neuer Linearbeschleuniger (LINAC) in Betrieb. Kleintiere mit Krebserkrankungen können mit dem moderneren Gerät noch besser bestrahlt werden als bisher. Davon profitiert auch Schäferhund-Mischling Lou.  Text von Maja Schaffner

Mit Lou stimmte schon eine ganze Weile etwas nicht: «Sie spielte nicht mehr, war lustlos und wollte nicht mehr spazieren gehen», erinnert sich ihre Besitzerin Manuela Albrecht. Dann begann das etwa zehnjährige SchäferhundMischlings-Weibchen zu sabbern, lief oft im Kreis, versteckte sich in einer Ecke oder hinter einer Tür. Zudem hatte die Hündin offenbar Schmerzen im Rücken. In der lokalen Tierarztpraxis erhielt das Besitzerpaar keine eindeutige Diagnose, weshalb es eine Zweitmeinung vom Universitären Tierspital Zürich einholte. Dort bestätigte sich der Verdacht, dass mit dem Kopf der Hündin etwas nicht in Ordnung war: Ein Computertomogramm (CT) zeigte einen riesigen Tumor in Lous Gehirn.

Hirntumore bei Hunden stets bestrahlen Gehirntumore bei Hunden werden in der Regel bestrahlt. Da die Tumoren in das umgebende Gewebe einwachsen, können sie schlecht operativ entfernt werden. «Im Gehirn ist es nicht möglich, rund um einen Tumor sicherheitshalber grosszügig Gewebe zu entfernen», erklärt Carla Rohrer Bley, Professorin für Radio-Onkologie und behandelnde Tierärztin von Lou.

Um ihre vierbeinigen Patienten zu bestrahlen, setzen Rohrer Bley und ihr Team seit dem Jahr 2000 einen Linearbeschleuniger (LINAC) ein. Seit Ende Dezember 2023 steht den Tiermedizinerinnen und Tiermedizinern ein neues Gerät zur Verfügung. Es ist das modernste seiner Art, das in Europa in der Tiermedizin verwendet wird und entspricht dem Standard der Geräte, die zur Strahlentherapie bei Menschen eingesetzt werden.

Das Besitzerpaar von Lou erfuhr, dass seine Hündin ohne Behandlung ihres Hypophysen-Tumors nur noch wenige Wochen leben würde, mit einer Strahlentherapie hingegen eine gute Chance auf zwei weitere gute Lebensjahre hätte. «Frau Rohrer Bley hat uns sehr offen und ehrlich beraten», betonte Besitzerin Albrecht. Auch sonst fühlten sich die Besitzerin und der Besitzer von Lou am Tierspital rundum sehr gut aufgehoben. Sie entschieden sich für die Strahlentherapie.

Individueller Behandlungsplan für jedes Tier Für jeden Patienten, der am Tierspital Zürich eine Strahlentherapie erhält, erstellt das Radio-Onkologie-Team zunächst einen genauen Behandlungsplan. Dabei legt es exakt fest, welche Bereiche, inklusive einem Sicherheitsrand, wie stark, wie lange und wie oft bestrahlt werden sollen und welche Strukturen dabei besonders geschont werden

müssen. Ein Medizinphysiker überprüft die Berechnungen genauso, wie es in der Humanmedizin Pflicht ist. In der ersten Zeit nach der Inbetriebnahme des neuen LINAC, stellt der Spezialist mit zwei unabhängigen Überprüfungsmethoden sicher, dass das neue Gerät bei jedem einzelnen Patienten genau das macht, was es soll. Das Ziel ist, diese Kontrollen später weitestgehend zu automatisieren.

«Im Gehirn ist es nicht sinnvoll, rund um einen Tumor sicherheitshalber grosszügig Gewebe zu entfernen.»
Carla Rohrer Bley, Professorin für Radio-Onkologie am Universitären Tierspital Zürich

Für Lou und ihr Besitzerpaar ging nun alles sehr schnell. Die Hündin wurde gleich nach Weihnachten mit einer Strahlentherapie behandelt. Damit gehörte sie zu den ersten Patienten, die am Tierspital Zürich mit dem neuen LINAC behandelt wurde. Ihr Gehirntumor wurde zehn Tage lang täglich bestrahlt.

Patienten reisen aus ganz Europa an Rohrer Bleys Team betreut pro Jahr durchschnittlich 380 Tumorpatienten, von denen 180 eine Strahlenbehandlung erhalten. Insgesamt führen die Onko-Radiologinnen und -Radiologen jährlich rund 1500 Bestrahlungen durch. Die vierbeinigen Patienten haben nicht nur Hirntumore, sondern unter anderem auch Nasen-, Maulhöhlen-, Blasenoder Prostatatumore. Mastzellentumore und Weichteilsarkome werden in Kombination mit einer Operation

Bestrahlung

mit dem LINAC: präzise und schonend

Linearbeschleuniger (LINACs) sind Geräte, mit denen sich Elektronen stark beschleunigen und in hochenergetische Röntgenstrahlung umwandeln lassen. Sie kommen im medizinischen Bereich vor allem bei der Behandlung von Krebserkrankungen zum Einsatz. Dabei wird das Tumorgewebe von verschiedenen Seiten so bestrahlt, dass das erkrankte Gewebe die erforderliche Strahlendosis erhält, während das gesunde Gewebe gleichzeitig so gering wie möglich belastet wird. Empfindliche Strukturen werden bestmöglich ausgespart und damit geschont.

Thema des Jahres – Neuer Linearbeschleuniger 10 Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023
Schäferhund-Mischling Lou wird von Carlotta Ahrens, Oberärztin der Radio-Onkologie am Universitären Tierspital Zürich, und Crystal Sulaiman, MTRA, für die Strahlenbehandlung vorbereitet.

behandelt. Die Hunde und Katzen kommen aus der ganzen Schweiz sowie aus dem europäischen Ausland ins Tierspital Zürich; drei Viertel der Tiere sind Hunde, ein Viertel Katzen. «Zwischendurch behandeln wir auch mal ein Kaninchen», erklärt Valeria Meier, Oberärztin in Rohrer Bleys Team.

Die Radio-Onkologin ist vor Ort, als Lou ihre achte Bestrahlung erhält. Während die Hündin auf ihre Behandlung wartet, wirkt sie nicht besonders fit und etwas durcheinander.

Doch sie steigt, geführt von einer tiermedizinischen Praxisassistentin, widerstandslos auf den abgesenkten Untersuchungstisch. Als dieser auf Arbeitshöhe hochgefahren ist, untersucht eine weitere Tierärztin Lou zunächst gründlich. Das Tier lässt alles stoisch über sich ergehen. Nur das Temperaturmessen im Ohr mag Lou offenbar gar nicht. Schliesslich erhält sie über einen bereits vorhandenen Zugang am rechten Vorderbein ein Narkosemittel. Sie wird rasch müde und sinkt zusammen. Die tiermedizinische Praxisassistentin und die Tierärztin stützen sie, intubieren sie rasch und schliessen sie ans Narkosegerät an, durch das sie Sauerstoff und Narkosegas erhält.

Möglichst kurze Narkose

«Vielen Besitzerinnen und Besitzern macht die Vorstellung Angst, dass ihr Tier jedes Mal eine Narkose bekommt», berichtet Oberärztin Meier. Die Narkosen sind allerdings

notwendig, da sich die Tiere während der Bestrahlung keinesfalls bewegen dürfen. Denn sonst zerstört die Strahlung nicht nur genau den Tumor und den schmalen Sicherheitsrand, sondern unter Umständen auch umliegendes gesundes und teilweise sehr empfindliches Gewebe, wie Augen, Sehnerven, Gehirngewebe und Rückenmark. «Wir betäuben die Tiere so kurz wie möglich», betont Valeria Meier. Und tatsächlich läuft, als Lou schläft, ein recht zackiges Programm ab: Geübt lagern die Tierärztin und die Praxisassistentin das Tier auf eine rote BlachenBahre auf Rädern um. Fast schon im Laufschritt fahren sie die Hündin den abfallenden Gang zum Behandlungsraum hinunter. Dort steht, durch dicke Betonwände und das umgebende Erdreich abgeschirmt, der LINAC: ein grosses, weisses, futuristisch anmutendes Gerät mit mehreren Armen.

Exakte Position ist das A und O

Auf dem integrierten Behandlungstisch verkabeln Tierärztin und Praxisassistentin die Hündin und bringen ihren Körper ganz exakt in die Position, die der Behandlungsplan vorsieht. Dabei helfen ihnen ein persönliches, dem Körper des Tieres angepasstes Lagerungskissen, ein Beissblock mit individuellem Zahnabdruck sowie eine Art Fadenkreuz aus grünem Laserlicht, das auf dem Körper des Tieres sichtbar ist. Ist der Patient in der richtigen Position, müssen alle anderen den Raum verlassen. Was im Behandlungsraum vor sich geht, überwacht das Team aus einer Art Kommandozentrale. Auf zahlreichen Bildschirmen ist der Patient, die Anzeige des Narkosegerätes oder Aufnahmen des Tumors zu sehen. Bevor es mit der Bestrahlung losgeht, wird von hier aus die Position des Patienten nochmals feinjustiert: Anhand eines Computertomogramms (CT), das das Gerät von Lous Schädel aufnimmt, überprüfen die behandelnden Medizinerinnen und Mediziner die Position von Lous Kopf und korrigieren diese noch minim mithilfe des ferngesteuert verstellbaren Behandlungstisches. Dieser lässt sich in alle drei Raumrichtungen verschieben und zusätzlich um drei Achsen neigen und rotieren – eine wichtige Innovation des neuen Gerätes.

Forschung mit dem LINAC

Das Team von Radio-Onkologin Carla Rohrer Bley nutzt den LINAC auch für Forschungszwecke: Unter anderem führt das RadioOnkologie-Team immer wieder klinische Studien durch, um neue Bestrahlungsprotokolle zu untersuchen, die sich vom herkömmlichen Vorgehen beispielsweise in der Anzahl, Dauer oder Intensität der Bestrahlung unterscheiden. Das Team vom Tierspital erforscht in Zusammenarbeit mit Humanmediziner:innen auch die sogenannte FLASH-Strahlentherapie. Bei diesem Verfahren wird die Strahlung innert Millisekunden verabreicht. Aktuell beteiligen sich die Tiermedizinerinnen und Tiermediziner an einer Studie, bei der die FLASH-Strahlentherapie zur Therapie des Oralen Pattenzellenkarzinoms der Katze zum Einsatz kommt, einem Krebs in der Mundhöhle, für den es bisher noch keine effektive Therapie gibt.

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Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023 Thema des Jahres – Neuer Linearbeschleuniger
Exakt in Position gebracht: Hündin Lou unter Narkose mit ihrem individuell angepassten Lagerungskissen und Beissblock.

Feinjustierung via Fernsteuerung: Ein Computertomogramm von Lous Schädel bestätigt die richtige Position für die Bestrahlung.

Noch präziser bestrahlen mit neuem LINAC

Auch sonst bringt der neue LINAC ein paar wichtige Verbesserungen mit: Er ist speziell auf die kleinen Patienten der Kleintierklinik zugeschnitten. Tumore können dadurch noch präziser bestrahlt und das restliche Gewebe noch besser geschont werden als bisher, was Nebenwirkungen verringert. «Zudem sind mit dem neuen LINAC ganz unterschiedliche Strahlentherapien möglich», erklärt Jürgen Besserer, einer der Medizinphysiker, die das Gerät betreuen. Da der neue LINAC im Gegensatz zum Vorgängermodell voll digital funktioniert, lassen sich die Behandlungsoptionen zukünftig durch Software-Updates erweitern.

Lous Bestrahlung ist im Nu vorbei. Kaum zwei Minuten hat sie gedauert. Schon sind die Betreuenden wieder bei ihr im Behandlungsraum. Sie betten sie zurück auf die rote Transportbahre und schieben sie wieder nach oben. Das Tier beginnt sich bereits zu regen. Es erhält noch etwas Sauerstoff und wird dann auf eine Matratze auf dem Boden umgebettet, wo es vollständig aufwachen kann. Lou scheint es allerdings nicht besonders eilig zu haben. Der Tumor in Lous Kopf ist nach den bisherigen Bestrahlungen noch nicht wesentlich geschrumpft. «Das passiert typischerweise erst in den Monaten nach der Strahlenbehandlung», erklärt Carla Rohrer Bley. Dann stirbt das Tumorgewebe nach und nach ab und wird vom Körper

abgebaut. Doch das Besitzerpaar nimmt bereits jetzt wahr, dass es seinem Tier besser geht: Die Hündin sabbert nicht mehr und läuft seltener im Kreis. Als sie Lou nach der Behandlung abholen, wirkt die Hündin jedenfalls regelrecht beschwingt.

Maja Schaffner ist Wissenschaftsjournalistin und Wissenschaftskommunikatorin. Sie lebt in Zürich.

Mit vereinten Kräften zum neuen LINAC

«Die Universität Zürich hat die Hälfte des neuen Gerätes finanziert», berichtet Carla Rohrer Bley, Professorin für Radio-Onkologie und Leiterin des Departements Kleintiere am Universitären Tierspital Zürich. Den Rest der insgesamt rund drei Millionen Schweizer Franken teuren Maschine übernahmen Stiftungen sowie private Gönnerinnen und Gönner. Grosszügige Spenden gingen über die UZH Foundation – Die Stiftung der Universität Zürich und der Stiftung für Kleintiere der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich ein. Private Spenderinnen und Spender beteiligten sich mit Beträgen im zweibis sechsstelligen Bereich. «Wir waren sehr gerührt, als uns Menschen schrieben, dass es ihnen trotz kleinem Budget wichtig ist, uns zu unterstützen», berichtet Rohrer Bley. Sehr dankbar ist die RadioOnkologin, die ohne einen LINAC ihre Patienten gar nicht behandeln könnte, auch dem Dekan der Vetsuisse-Fakultät. Sie betont: «Professor Roger Stephan hat sich sehr für das neue Gerät eingesetzt!»

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Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023

«Ich arbeite gerne im Tierspital, weil ich immer noch ein spannendes Arbeitsfeld habe und das schon seit über 27 Jahren. Nur so schaffen wir es: gemeinsam im Team.»

Barbara Lange-Reuter, Biomed. Analytikerin, Stv. Technische Leiterin, Veterinärmedizinisches Labor

«Mir gefällt die gute Zusammenarbeit mit den Tierärztinnen und Tierärzten und dass ich meinen Beitrag für die kranken Tiere leisten kann – Diagnostik und Forschung am gleichen Ort auf hohem Niveau.»

Benita Pineroli, Biomed. Analytikerin, Veterinärmedizinisches Labor

Intensivpflege auf Top-Niveau

Mit der Renovierung der Intensivpflegestation (IPS) setzt das Uni versitäre Tierspital Zürich neue Massstäbe bei Hygiene, Überwachung und Pflege, sowie beim Wohlbefinden der Patienten. Die neue IPS ermöglicht Pflege auf dem neuesten Stand von Forschung und Technik und macht Zürich zu einem inter nationalen Zentrum der tierärztlichen Notfall- und Intensivmedi zin.  Text von Chris Findlay

Mitten in der Umbauphase führt Alessio Vigani seinen Besucher durch die neu entstehende Intensivpflegestation (IPS) des Universitären Tierspitals Zürich, wo die Bauarbeiter gerade die Desinfektionsschleuse im Eingangsbereich installieren. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch längst nicht alle Bestandteile montiert sind, ist dem Professor und Leiter der Abteilung Notfall- und Intensivmedizin die Vorfreude anzumerken, die die Arbeit auf der neuen Station mit sich bringen wird. Mit dem Upgrade wird die IPS alle erforderlichen Dienste anbieten können; die Schwerpunkte liegen dabei auf dem hohen Hygienestandard, einer noch besseren Überwachung und Pflege der Patienten und dem physischen Wohlbefinden der Tiere.

Bereits am Eingang nehmen die medizinischen Pflegekräfte an der neuen Hygienestation eine obligatorische

Handdesinfektion vor. Alle Oberflächen bestehen aus Edelstahl oder Glas und können somit komplett desinfiziert werden. Als weitere Hygienemassnahme entsteht innerhalb der IPS eine interne Isolierstation. Hier können Patienten untergebracht werden, die entweder selbst ansteckende bakterielle oder virale Krankheiten haben oder

«Alle Beteiligten – von der Architektur bis hin zur Elektrik und Installation –haben grossartige Arbeit geleistet.»
Alessio Vigani, Leiter der Abteilung Notfall- und Intensivmedizin am Universitären Tierspital Zürich
16 Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023

wegen einer Immunschwäche vor solchen Krankheiten geschützt werden müssen. Dieser Raum hat ein geschlossenes Luftzirkulationssystem und ist komplett vom Rest der Station abgeschirmt.

Behandeln und beobachten

Neben dem Hygieneaspekt wird der Umbau auch die Behandlungs- und Überwachungsmöglichkeiten für Patienten weiter verbessern. Die Anzahl der Sauerstoffkammern wurde aufgrund des häufig notwendigen Einsatzes von zwei auf sieben erhöht. Für kranke Tiere, die kardiovaskuläre Beeinträchtigungen erleiden, steht eine Reanimationsstation mit Defibrilliergerät zur Verfügung.

Im Kontrollraum werden die Patientendaten laufend von einem digitalen Telemetriesystem kabellos übermittelt und können so durch das ärztliche Personal effizient über-

wacht werden. Die neue IPS hat einen direkten Zugang zur Labordiagnostik am Point of Care, wo Intensivpatienten innerhalb von 10 bis 30 Minuten getestet werden können. Blutgerinnungswerte, Blutverträglichkeit und Blutwerte können sofort ermittelt und Blut- und Plasmatransfusionen bei Bedarf ohne Verzögerung vorgenommen werden. Sollte eine Blutwäsche oder Plasmapherese nötig sein, können diese Massnahmen nun direkt auf der IPS stattfinden, ohne dass die Patienten verlegt werden müssen. Doch nicht nur die physische Infrastruktur erfährt ein Upgrade. Der Personalbestand wurde ebenfalls ausgebaut, und alle Teammitglieder sind nun in Reanimation geschult. Zum Ärzteteam gehören sechs Oberärzt:innen, die diplomierte Spezialist:innen für Notfallund Intensivpflege sind, sowie fünf Ärzt:innen in Ausbildung und 13 Praktikant:innen.

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Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023
Neu stehen in der Intensivpflegestation sieben Sauerstoffkammern zur Verfügung.
«Mit der Renovierung der IPS sorgen wir dafür, dass das Tierspital auch Notfall- und Intensivmedizin auf dem höchsten Stand bietet.»
Alessio Vigani, Leiter der Abteilung Notfall- und Intensivmedizin am Universitären Tierspital Zürich

Wohlbefinden wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus Mit dem Umbau wird zudem der Patientenkomfort weiter verbessert. Ziel ist es, das Befinden der Tiere durch geeignete Ruheplätze und Ernährung zu verbessern sowie die Schlafqualität zu erhöhen. Die Käfige wurden so angelegt, dass Katzen die Hunde nicht sehen können. Um den Stress zu reduzieren, werden die Tiere abends und nachts mit klassischer Musik beschallt, deren entspannende Wirkung speziell auf Hunde wissenschaftlich erwiesen ist.

Während der Nachtstunden wird die Beleuchtung in der IPS auf Grünlicht umgestellt, da dieses Spektrum für Hunde und Katzen nicht sichtbar ist, wohl aber für das menschliche Pflegepersonal. Das Ziel sei, den Patienten mindestens sechs Stunden Schlaf am Stück ohne Unterbrechung oder Kontakt zu ermöglichen, sagt Alessio Vigani. Ein gesonderter Bereich innerhalb der Station ist für die Futtervorbereitung reserviert, damit die kranken Tiere täglich ihre individuell angepasste Diät erhalten. Für diejenigen, die künstlich ernährt werden müssen, steht Flüssignahrung zur Verfügung.

Konkurrenzlose Pflegestandards

Nach eineinhalb Jahren Planungs- und Vorbereitungszeit wurde der Umbau der IPS in nur zwei Monaten von Oktober bis Dezember 2023 abgeschlossen. «Das war eine ziemlich beeindruckende Leistung», sagt Alessio Vigani, «vor allem, wenn man bedenkt, dass etliche Apparate und andere Elemente speziell für unsere Bedürfnisse angefertigt werden mussten. Aber die Organisation hat reibungslos funktioniert. Alle Beteiligten – von der Architektur bis hin zur Elektrik und Installation – haben grossartige Arbeit geleistet.»

Das Ergebnis ist eine Intensivstation, die Pflege auf dem allerneuesten Stand ermöglicht und mit ihrem Ausbau-

standard international konkurrenzlos ist. Zwar kommen immer noch die meisten Patienten aus Zürich und Umgebung, aber die neue IPS dürfte auch den internationalen Ruf der Kleintierklinik weiter verbessern, in der bereits jetzt Tiere aus der ganzen Welt behandelt werden. «Seit Jahrzehnten haben meine Kolleginnen und Kollegen in der Chirurgie, der Kardiologie, der Onkologie, der Ophthalmologie und in den anderen Teams sich eine hervorragende Reputation erarbeitet. In enger Zusammenarbeit mit ihnen gewährleisten wir Pflege auf Top-Niveau, im europäischen und sogar im globalen Vergleich. Mit der Renovierung der IPS sorgen wir dafür, dass das Tierspital auch Notfall- und Intensivmedizin auf dem höchsten Stand bietet», erklärt Alessio Vigani.

Natürlich werden er und seine Kolleginnen und Kollegen auch zukünftig in die akademische Arbeit des Universitären Tierspitals Zürich eingebunden sein. Erkenntnisse, die in der IPS gewonnen werden, fliessen direkt in Forschung und Lehre ein. Zu den Schwerpunkten gehören die Erforschung von Sepsis, die auch in der Humanmedizin ein hochaktuelles Thema ist, sowie der Umgang mit Antibiotikaresistenzen und die Anwendung von Plasmapherese und Hämodialyse in der Veterinärmedizin. Auf diesem Weg wird die Arbeit in der neuen Intensivstation jenseits der akuten Patientenpflege auch wissenschaftliche Erkenntnisse von langfristigem Wert hervorbringen.

18 Departement für Kleintiere – Umbau der Intensivpflegestation
Chris Findlay lebt und arbeitet als freier Journalist in Zürich.
Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023
Entspannte Nachtruhe: Die Beleuchtung mit Grünlicht ist für Hunde und Katzen nicht sichtbar.

«Happy Visits» – ein gelungener Einstieg in die Gesundheitsvorsorge

Das Universitäre Tierspital Zürich legt grossen Wert auf die Prävention und Gesundheitsvorsorge, sei es mit medizinischen Trainings oder einer Langzeitstudie zur lebenslan gen Hundegesundheit. Text von Barbara Simpson

Für Hunde wie auch ihre Besitzerinnen und Besitzer können Tierarztbesuche belastend sein. Eine Extremsituation wie Krankheit oder Notfall in der ungewohnten Umgebung der Praxis oder des Spitals zu erleben – das löst Stress und Angst, im schlimmsten Fall Panik aus. Während Menschen ihr Unwohlsein in Worte fassen können, bleibt den überforderten Hunden oft nur ängstliches Verhalten. Dies kann eine tierärztliche Behandlung erschweren oder gar unmöglich machen. Studien belegen, dass Besitzerinnen und Besitzer von Hunden, die gestresst reagieren, in der Folge seltener die Tierärztin oder den Tierarzt aufsuchen – mit negativen Folgen für die langfristige Gesundheit ihrer Vierbeiner.

Doch Gelassenheit lässt sich trainieren. Und damit beginnen die vierbeinigen Patienten am Universitären Tierspital Zürich am besten schon im Welpenalter. Mit so genannten «Happy Visits» – einer Serie von viertelstündigen Kurzbesuchen in der Kleintierklinik – werden die jungen Hunde

schrittweise und spielerisch an den Tierarztbesuch gewöhnt. Dabei lernen sie die neue Umgebung in aller Ruhe kennen, machen positive Erfahrungen und verstehen, dass Tierarztbesuche nicht unangenehm sein müssen. Doch auch für ältere Hunde ist es noch nicht zu spät. Durch medizinische Trainings können Ängste vor tierärztlichen Behandlungen abgebaut werden. Von einer positiven Grundeinstellung profitieren die Vierbeiner und ihre Halterinnen und Halter ein Leben lang, denn regelmässige tierärztliche Kontrollen sind der Schlüssel für ein längeres und gesünderes Hundeleben.

Vorsorge in der Tiermedizin verankern

Davon ist auch Stefan Unterer, Professor und Leiter der Klinik für Kleintiermedizin am Universitären Tierspital Zürich, überzeugt: «In der Humanmedizin sehen wir schon länger den Erfolg von Prävention und Gesundheitsförderung. Die Menschen werden älter und haben eine bessere Lebensqualität.» In der Tiermedizin sei dieser Ansatz noch nicht so etabliert, was nicht zuletzt an der mangelnden Datenlage liege. «Bisher wissen wir nur Grundsätzliches, zum Beispiel, dass Impfungen wichtig sind – aber auch hier nur die wirklich notwendigen. Und, ja, Entwurmungen sind notwendig – aber wie viele, in welchen Abständen werden tatsächlich durchgeführt? Und welchen Einfluss hat die Gabe von industriell hergestelltem Futter?»

«Die Gesundheitsvorsorge wird ein wichtiger Teil der tierärztlichen Praxis unserer Studierenden sein.»

Stefan Unterer, Professor und Leiter der Klinik für Kleintiermedizin, am Universitären Tierspital Zürich

Überzeugungsarbeit in Sachen Gesundheitsprophylaxe wollen er und sein Team mit einer Langzeitstudie leisten: Das im Sommer 2023 lancierte «Growing Dog Project» wird hochwertige Gesundheitsdaten von der Geburt bis zum Lebensende erheben. Beteiligt sind alle Fachrichtungen der Kleintiermedizin, von der Gastroenterologie, Tierernährung und Diätetik, Endokrinologie und Nephrologie über die Kardiologie bis hin zur Kleintierreproduktion und Dermatologie. Auf längere Sicht kann das Studiendesign von anderen Universitäten aufgegriffen und repliziert werden, um die Datenbasis zu verbreitern.

20 Departement für Kleintiere – Gesundheitsvorsorge und Welpensprechstunde
Beim medizinischen Training baut Hündin Ava Vertrauen zum medizinischen Personal auf.
Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023

Langzeitstudie sammelt wertvolle Daten

Für die jungen Hunde bilden die «Happy Visits» den spielerischen Einstieg in das Projekt, gefolgt von regelmässigen Vorsorgeuntersuchungen im halbjährlichen und später jährlichen Rhythmus. Nicht alle Untersuchungen müssen im Tierspital stattfinden, auch die behandelnde Tierärztin oder der behandelnde Tierarzt können die entsprechenden Werte zu Blut, Urin und Kot an die Forschenden übermitteln. Zudem werden die Besitzerinnen und Besitzer die Studienverantwortlichen über jegliche weitere tiermedizinische Versorgung informieren und in regelmässigen Abständen detaillierte Fragebögen ausfüllen. «Mit dieser prospektiven und präzisen Datenerfassung pflanzen wir eine Saat, deren Früchte wir erst in den nächsten Jahren ernten können», sagt Stefan Unterer. Als Spezialist für Magen-Darm-Erkrankungen interessiert er sich besonders für die Daten zur Darmflora: «Wir stellen generell fest, dass – wie beim Menschen – chronische und immunbedingte Erkrankungen zunehmen. Unsere These ist, dass zum Beispiel Hunde, die in einer frühen Lebensphase zu viele Antibiotika bekommen haben, später an chronischem Durchfall leiden. Aber um das zu beweisen, fehlen uns noch die Langzeitdaten.» Bis es so weit ist, kann die Kleintiermedizin gewisse Erkenntnisse aus der Humanmedizin übernehmen.

Studierende erhalten ein realistischeres Bild der Berufspraxis

Von den «Happy Visits», den Vorsorgeuntersuchungen des «Growing Dog Project» und der Impfsprechstunde im Rahmen der klinischen Rotation profitieren nicht nur die Vierbeiner, sondern auch die angehenden Tierärztinnen und Tierärzte. «Am Universitären Tierspital Zürich sieht man häufig schwerkranke Tiere, aber das spiegelt nicht die Realität wider», so Stefan Unterer. «Die Gesundheitsvorsorge wird ein wichtiger Teil der tierärztlichen Praxis unserer Studierenden sein.»

Der Fokus auf präventive Massnahmen wie Impfungen, Entwurmungen und Reiseprophylaxe biete daher einen realistischeren Einblick in die vielfältige veterinärmedizinische Tätigkeit. «Für unsere Studierenden ist es genial», erzählt er begeistert. «Die regelmässige Begegnung mit gesunden oder weniger schwer erkrankten Tieren ermöglicht es ihnen, positive Eindrücke zu sammeln.» In einem Umfeld, das oft von schwierigen Fällen geprägt ist, kann dies nicht nur die Ausbildung sinnvoll ergänzen, es reduziert auch die psychische Belastung für Studierende und Mitarbeitende. Schlussendlich führen «Happy Visits» nicht nur zu entspannteren Vierbeinern und ihren Besitzerinnen und Besitzern, sondern auch zu glücklicheren Tierärztinnen und Tierärzten.

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Eine Hautfalte anfassen und ein kurzer Pieks: Spielerisch übt Tierärztin Irina Spring mit Ava das Verabreichen von Spritzen für ihre nächste Impfung.
Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023
Barbara Simpson lebt und arbeitet als freie Journalistin in Zürich.

Vergiftet – was nun?

Sei es Schokolade, Cannabis, Aspirin, Süssstoff oder der Saft einer Lilie: Viele für uns Menschen ungefährliche Substanzen sind für Hunde und Katzen toxisch – teilweise sogar lebensgefährlich. Das Team der Notfall- und Intensivmedizin hilft betroffenen Tieren unter anderem mit speziellen Blutreinigungsverfahren.  Text von Santina Russo

«Hey Rufus, Rufus!» Der Angesprochene, ein knuddeliger Labrador-Pudel-Mischling, der sich eben noch in seinem Käfig ausgeruht hat, springt auf, hält den Kopf schräg und schaut aufgeweckt zu Alessio Vigani hoch. «Ja, es geht ihm wieder gut», sagt der Leiter der Abteilung Notfall- und Intensivmedizin am Universitären Tierspital Zürich. Doch noch vor einigen Stunden war der acht Monate alte Rüde in Lebensgefahr. Er hatte zuhause sein Epilepsie-Medikament aufgestöbert und ratzeputz aufgefressen. Die ganze Packung – das 30-Fache der Tagesdosis. «Ohne rasche Behandlung ist das innerhalb weniger Stunden tödlich», sagt Alessio Vigani.

Rufus ist leider kein Einzelfall. Vergiftungen sind bei Hunden und Katzen häufig und vielfältig. Etwa jeden zweiten Tag behandeln Alessio Vigani und sein Team der Notfall- und Intensivmedizin ein vergiftetes Tier im Tierspital – rund 150 Patienten pro Jahr. 80 Prozent dieser Patienten sind Hunde, 20 Prozent Katzen. Am häufigsten bei Hunden sind Vergiftungen mit Schokolade, dicht gefolgt

Schaut wieder aufgeweckt: Labrador-Pudel-Mischling Rufus nach seiner

von solchen mit Rauschmitteln wie Tabak, Cannabis oder Kokain (siehe Box, S. 25). «Schokolade finden sie häufig in der Wohnung, Rauschmittel dagegen vielfach draussen beim Spazieren», sagt Alessio Vigani. «Gerade in der Region Zürich ist das ein grosses Problem.»

«Wichtig ist, dass die Besitzerinnen und Besitzer der Tiere schnell und proaktiv handeln.»

Ebenfalls häufig sind Vergiftungen mit Medikamenten für Menschen, darunter vor allem Schmerzmittel wie Diclofenac, Ponstan, Aspirin oder Ibuprofen. Denn für Katzen und Hunde sind die Mittel bereits in Dosen hochgiftig, die für uns Menschen komplett ungefährlich sind, weil der Stoffwechsel der Tiere die Wirkstoffmoleküle anders verarbeitet. Beispiel Ibuprofen: Eine 400 Milligramm-Tablette, die bei uns gegen Kopfschmerzen hilft, stellt für kleine Hunde wie Chihuahuas oder Yorkshire Terrier eine tödliche Dosis dar. «Auch für mittelgrosse Hunde ist diese Dosis toxisch», sagt der Notfallmediziner, «nur wirklich grosse Hunde bleiben womöglich unbeschadet.»

Das Gift aus dem Blut holen

Sein Team kann vergifteten Hunden und Katzen mit sogenannten extrakorporalen Blutreinigungsverfahren helfen, also Verfahren, bei denen der Blutkreislauf ausserhalb des Körpers gereinigt wird. Diese Methoden werden schweizweit nur an den Universitären Tierspitälern Bern und Zürich angeboten. Eine davon ist die Hämodialyse. «Viele dürften die Dialyse aus der Humanmedizin kennen, wo sie bei Nierenversagen die Funktion des Organs ersetzt», sagt Alessio Vigani. Dabei wird das Blut der Patientinnen und Patienten durch ein Gerät geleitet, das dieses mithilfe einer porösen Membran filtert und reinigt. Die Methode ist darauf ausgerichtet, vergleichsweise kleine Moleküle zu entfernen, etwa Harnstoff und Kreatinin, die sich im Blut ansammeln, wenn die Nieren versagen. «Weil medizinische Wirkstoffe meist aus ähnlich kleinen Molekülen bestehen, funktioniert die Dialyse auch, um manche toxische Überdosierungen zu behandeln», erklärt er. So wie Rufus’ Vergiftung mit seinem Epilepsie-Medikament.

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Behandlung.

Hund Rufus während der Dialyse: Ohne rasche Behandlung wäre seine Medikamentenvergiftung tödlich verlaufen.

Als der Hund mitten in der letzten Nacht am Tierspital ankam, konnte er sich schon längst nicht mehr bewegen. Er wurde auf einer Bahre getragen. «Rufus reagierte auch nicht mehr, wenn man ihn rief oder berührte», erzählt Alessio Vigani. Ganz komatös war er noch nicht, aber in einem kritischen Zustand. Da in seinem Fall klar war, welche Substanz die Vergiftung ausgelöst hatte, wurde der Hund sofort an die Dialyse angeschlossen und die Behandlung gestartet.

Entscheidend: Rasch handeln

Das Perfide an den vielen Vergiftungen ist allerdings, dass sie sich vielfach erst spät bemerkbar machen. Häufig sieht man Hunden und Katzen zunächst nichts an, allenfalls haben sie Durchfall, übergeben sich ein paar Mal oder wirken müde. Erst mit der Zeit werden die Effekte offensichtlicher, weil die Tiere lethargisch werden. Dies aufgrund der Organschäden durch die Vergiftung – in den Nieren, der Leber, dem Darm. Nach 24 bis 40 Stunden lassen sich diese Schäden in den Laborwerten der Organe erkennen. Je länger die Tiere unbehandelt bleiben, desto schlimmer und kritischer wird es.

«Wichtig ist, dass die Besitzerinnen und Besitzer der Tiere schnell und proaktiv handeln, wenn sie mitbekommen oder schon nur den Verdacht haben, dass ihr Schützling etwas potenziell Toxisches gefressen hat», sagt darum

Notfallmediziner Alessio Vigani. Sie sollten das Tier sofort zum Tierarzt oder in eine Notfallklinik bringen, auch mitten in der Nacht oder an einem Sonntag. Oder zumindest bei den Veterinären anrufen, damit diese das Risiko einschätzen können.

Ist erst wenig Zeit vergangen, können Tierärztinnen und Tierärzte ein Medikament verabreichen, das die Tiere zum Erbrechen bringt. Damit wird die toxische Substanz aus dem Magen entfernt, bevor sie absorbiert wird und ins Blut gelangt. Je nach Substanz hat man dafür 30 bis 90 Minuten Zeit. Danach aber bringt diese Massnahme nichts mehr. Tierarztpraxen haben dann noch die Möglichkeit, Kohletabletten zu geben oder eine Infusion mit einer Lipidemulsion aus Sojabohnen-Öl zu legen, um die im Darm und im Blut zirkulierenden Toxine zu binden – oder zumindest einen Teil davon.

Neue Behandlungsmöglichkeiten

Ansonsten sind die Blutreinigungsverfahren an den Universitären Tierspitälern die einzige Möglichkeit, dem Körper zu helfen, mit der Vergiftung klarzukommen. Kürzlich hat Alessio Viganis Team eine Möglichkeit entwickelt, um eine Vergiftung mit Schneckenkörner durch Dialyse zu behandeln. Die Körner schmecken süss – auch für Hunde. Schon geringe Konzentrationen des darin enthaltenen Metaldehyd sind gefährlich. Bisher litten vergiftete

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Tiere typischerweise eine Woche lang unter Krampfanfällen. Neu kann die Substanz mit eigens entwickelten Filtern aus dem Blut entfernt werden. Innert drei Stunden geht es dem Tier wieder gut.

Neben der Dialyse nutzen die Tierärztinnen und Tierärzte die sogenannte Plasmapherese, etwa für Überdosen mit Medikamenten wie Ibuprofen. Denn diese werden im

«Hätte Rufus die Blutreinigungstherapie nicht erhalten, wäre er vermutlich eine Woche lang in einem annähernd komatösen Zustand gewesen, bis sein Körper die Überdosis abgebaut hätte.»
Alessio Vigani, Leiter der Abteilung Notfall- und Intensivmedizin am Universitären Tierspital Zürich

Blutkreislauf an körpereigene Proteine gebunden und bilden damit Partikel, die zu gross sind, um sie mittels Dialysemembran zu entfernen. In der Plasmapherese dagegen wird das Blutplasma der Patienten mit Plasma von einem Spendertier ausgetauscht – und so die Blutbahn gereinigt.

Eine seltene Vergiftung Unfall in der Badewanne

Leo Chichi, ein drei Monate alter Kater, ging baden –ganz unfreiwillig. Er wurde vom jüngsten Kind der Besitzerfamilie mit in die Badewanne genommen, zuvor hatte das Kind darin eine ganze Handvoll Badebomben aufgelöst. Nach fünf Minuten retteten die Eltern Leo Chichi aus dem Wasser. Doch nachdem der Kater sich trocken geleckt hatte, schwoll seine Zunge immer mehr an, so stark, dass sie nicht mehr in seinem Maul Platz hatte. Im Tierspital angekommen, erhielt der Kater eine Infusion, weil er dehydriert war, Entzündungshemmer sowie vorsichtshalber ein Antihistaminikum und ein Antibiotikum. Etwas Detektivarbeit der behandelnden Tierärztin Hélène Jainek deckte die Ursache der Beschwerden auf: Badebomben enthalten Bicarbonat, das für Katzen giftig ist. Leo Chichi leckte es von seinem Fell auf und verätzte sich damit die Zunge. Er blieb über Nacht im Tierspital, bekam weiterhin Medikamente und wurde mit Flüssignahrung gefüttert. Schon am nächsten Tag sah die Zunge viel besser aus – und Leo Chichi konnte nach Hause.

Eine dritte Methode, die Hämoperfusion, nutzt eine Art Schwamm, um Giftstoffe zu binden.

Ein Leben gerettet

Diese Blutreinigungsverfahren schlagen rasch an. Auch Rufus war schon nach einer halben Stunde am Dialysegerät wacher und nach einer Stunde komplett wach und aufmerksam, wie Alessio Vigani erzählt. Während der restlichen zwei Stunden am Gerät reagierte Rufus auf Streicheleinheiten und Spiele. Der Leiter der Notfall- und Intensivmedizin zeigt einige Handyfotos, auf denen das Betreuerteam den Hund herzt und mit ihm spielt, um ihn zu zerstreuen. Nach rund drei Stunden Therapie, um vier Uhr morgens, ging es ihm wieder so gut, dass er sich mit Appetit über sein Frühstück hermachte.

«Hätte Rufus die Blutreinigungstherapie nicht erhalten, wäre er vermutlich eine Woche lang in einem annähernd komatösen Zustand gewesen, bis sein Körper die Überdosis abgebaut hätte», sagt Alessio Vigani. Die Therapie hatte nur eine Chance auf Erfolg, weil Rufus’ Besitzer ihn rasch in eine Tierklinik gebracht haben, in der als erstes sein Magen geleert wurde, bevor er dann zur weiteren Behandlung ans Tierspital kam. «Sonst wäre Rufus jetzt womöglich nicht mehr am Leben.»

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Nicht nur für Hunde, sondern auch für Katzen sind manche alltägliche Dinge hochtoxisch. Beispielsweise Lilien: Schon das Herumkauen an Blütenblättern oder das Schlucken von etwas Liliensaft kann für eine Katze tödlich enden. «Darum sollten Katzenbesitzerinnen und -besitzer die Blumen unter keinen Umständen zuhause haben und auch all ihren Freunden sagen, dass sie keine Lilien geschenkt bekommen möchten», sagt Alessio Vigani. Haben die Tiere Saft geschluckt, kann einzig das rechtzeitige Leeren des Magens helfen – eine andere Behandlungsmethode gibt es nicht.

Achtung Rattengift

Meistens passieren Vergiftungen aus Versehen oder Zufall. Und doch: Jedes 20. Tier, das in der Notfall- und Intensivmedizin am Universitären Tierspital Zürich deswegen behandelt wird, wurde mutwillig vergiftet. Meist mit einem Fleischköder, der mit Rattengift versetzt war. Bei einem solchen Verdacht können Alessio Vigani und sein Team eine Blutprobe forensisch analysieren lassen. Im

Aufgepasst: Die neun häufigsten Vergiftungen

Notfall ist das Ergebnis innert vier Stunden da und gibt Hinweise über die Art und Menge des Gifts und über die richtige Behandlung. Vielfach hat Rattengift zur Folge, dass das Blut der Tiere nicht mehr gerinnt. So kann bereits eine winzige äussere oder innere Verletzung schwere Blutungen verursachen. «Wird die Vergiftung rasch entdeckt, ist die Prognose aber gut», sagt Alessio Vigani. Ein Vitamin-K-Präparat kann die Blutgerinnung wieder ankurbeln, und im Notfall lassen sich über eine Transfusion mit Blutplasma Gerinnungsfaktoren übertragen.

Auch bei Rufus ist inzwischen wieder alles gut. Einzig der mit einer weissen Bandage fixierte Venenzugang an seiner linken Vorderpfote erinnert noch an die Gefahr, in der er bis vor Kurzem schwebte. «Seine Prognose ist sehr gut», sagt der Notfallmediziner. Rufus muss noch einige Stunden zur Beobachtung am Tierspital bleiben, doch schon am Nachmittag darf er wieder nach Hause.

Santina Russo lebt und arbeitet als freie Journalistin in Zürich.

Das Team der Notfall- und Intensivmedizin um Alessio Vigani hat die Vergiftungsfälle der letzten zwei Jahre am Tierspital analysiert.

• 27% – Schokolade: Vor allem Hunde verschlingen die für sie toxischen Leckerbissen, wenn sie sie finden. Besonders gefährlich sind dunkle Schokolade und dunkles Kakaopulver. Entscheidend ist die Dosis: Eine Praline ist für einen mittelgrossen Hund nicht gefährlich, aber wenn ein kleiner Hund eine Packung erwischt, wird es kritisch. Der Kakao wirkt aufputschend und kann Herzrhythmusstörungen verursachen. Meist hilft eine Infusion beim Tierarzt, nur in schweren Fällen ist eine Dialyse nötig.

• 20% – Rauschmittel: Auch diese Vergiftungsart betrifft vor allem Hunde. Immerhin: Die Besitzerinnen und Besitzer merken meist rasch, dass etwas nicht stimmt, wenn ihre Schützlinge plötzlich wackelig auf den Beinen sind. Nicht so schlimm und gut behandelbar ist Cannabis, heikler sind Amphetamine oder synthetische Amphetaminderivate (MDMA).

• 10% – nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR): Darunter fallen Schmerzmittel wie Diclofenac, Ibuprofen oder Aspirin. Eine solche Vergiftung lässt sich am Universitären Tierspital Zürich mit Plasmapherese behandeln.

• 8% – Lilie: Ist harmlos für Hunde aber hochtoxisch für Katzen. Innert 24 Stunden droht ein Nierenversagen. Bei einem Verdacht kann der Tierarzt oder die Tierärztin ein Mittel geben, damit sich die Katze übergibt. Das senkt die Dosis, die in den Blutkreislauf gelangt.

• 8% – Trauben oder Rosinen: Die Vergiftung wird durch eine Säure ausgelöst, die die Nieren schädigt. Sie ist nicht in allen Traubensorten enthalten. Auch hier gilt: Im Zweifelsfall zum Tierarzt.

• 7% – Süssstoff Xylitol (Birkenzucker): Steckt in zuckerfreien Kaugummis. Ein einziger Kaugummi ist für einen Hund von zehn Kilogramm toxisch. Der Süssstoff stimuliert die Bauchspeicheldrüse dazu, einen Überschuss an Insulin auszuschütten, sodass der Blutzuckerspiegel drastisch sinkt. Es drohen Krampfanfälle und Koma.

• 5% – Rattengift: Betrifft meist Hunde und stammt von böswillig ausgelegten Fleischködern, aber auch Katzen, wenn sie von einer zuvor vergifteten Maus fressen. Meist hemmt der Wirkstoff die Blutgerinnung. Andere Rattengifte enthalten viel Vitamin D, was zu einem Überschuss von Kalzium führt und die Nieren schädigen kann. Wieder andere Giftstoffe wirken im Gehirn.

• 4% – Permethrin: Der Wirkstoff in Floh-Spot-ons für Hunde: Dürfen nicht für Katzen verwendet werden, da ihnen das Enzym für den Abbau des Wirkstoffs fehlt. Die Flohmittel schädigen das zentrale Nervensystem, es kommt zu Zittern, Krampfanfällen oder Atemnot. Eine Infusion mit Intralipid, einer Öl-Emulsion, bindet den Wirkstoff und hat gute Aussichten, rasch zu helfen.

• 2% – Ethylenglykol: Wird häufig als Enteiser und Frostschutzmittel verwendet, beispielsweise in Verbrennungsmotoren. Die Flüssigkeit schmeckt süss und ist für Hunde und Katzen extrem giftig. Schon ein Esslöffel ist für eine Katze tödlich. Das Ethylenglykol wird in der Leber in eine Substanz umgewandelt, die die Nieren schwer schädigt. Eine Notfallbehandlung mit einer Hämodialyse entfernt das Toxin aus dem Blutkreislauf.

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Google Maps fürs Haustier-Gehirn

Wer präzise diagnostiziert, kann besser behandeln. Das gilt auch in der Tiermedizin. Frank Steffen und Katrin Beckmann aus der Neurologie am Universitären Tierspital Zürich erklären im Interview, wie sie ein Neuronavigationsgerät nutzen, um bei Tieren mit Hirn tumoren Biopsien zu entnehmen und dann gezielt zu behandeln. Es gibt aber auch weitere Einsatzszenarien für das innovative Navigationssystem.  Text von Philipp Grätzel von Grätz

Wie häufig sind Hirntumore bei Hunden und Katzen, und woran erkennt man sie?

katrin beckmann: Bei Hunden sind sie ähnlich häufig wie bei Menschen, bei Katzen etwas seltener. Wir sehen am Universitären Tierspital Zürich ungefähr zwei Tiere pro Woche. Das Spektrum der Beschwerden ist breit und reicht von Teilnahmslosigkeit über Gangstörungen bis zu Krampfanfällen. Je älter das Tier, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tumor die Ursache ist, wenn ein Krampfanfall auftritt. Generell sind Tiere durch Hirntumore nicht so stark beeinträchtigt wie Menschen, weil die menschliche Feinmotorik komplexer und entsprechend störanfälliger ist.

Wie gehen Sie bei einem Hund oder einer Katze mit verdächtigen Symptomen konkret vor?

beckmann: Grundsätzlich starten wir, wie in der Humanmedizin, mit einer allgemeinen und danach einer spezifisch neurologischen Untersuchung. Reflexe, Kopfnerventests, Pupillenreaktion – das alles gibt es bei Tieren wie bei Menschen. Wir erhalten dadurch Hinweise, wo im Gehirn das Problem liegt. Am Ende brauchen wir aber eine Bildgebung. Bei uns ist das meist die Magnetresonanztomographie, die MRT.

Was passiert, wenn Sie in der MRT etwas sehen, das nach Tumor aussieht?

frank steffen: Die häufigsten Tumore beim Hund sind Meningeome. Die sind auch am besten untersucht. Sie liegen oft oberflächlich, was sie für Operationen zugänglich macht. Schwieriger sind Gliome. Die liegen tiefer und sind leichter mit anderen Erkrankungen zu verwechseln. Bisher mussten wir hier oft auf Verdacht be-

handeln, weil wir keine sichere Diagnose stellen konnten. Seit Kurzem haben wir aber eine moderne Neuronavigation zur Verfügung. Wir können Gewebeproben entnehmen und damit die Diagnose sichern. Solche navigierten Biopsien sind ein Riesenfortschritt.

«Seit Kurzem haben wir eine moderne Neuronavigation zur Verfügung. Wir können Gewebeproben entnehmen und damit die Diagnose sichern.»
Frank Steffen, Neurologe am Universitären Tierspital Zürich

Wie läuft das genau ab? Wird der Kopf des Tiers eingespannt, wie beim Menschen?

beckmann: Tiermedizinische Forschung funktioniert oft so, dass Verfahren aus der Humanmedizin für unsere Zwecke adaptiert werden. So war es hier auch. Das Navigationssystem ist eines, das auch bei Menschen genutzt wird. Wir spannen die Köpfe aber nicht ein, sondern nutzen ein Beissblock-System, ähnlich wie die Zahnabdrücke in der Kieferorthopädie. Zusammen mit einem Vakuumkissen gibt das eine sehr präzise Lagerung ohne Schrauben oder Ähnliches. Wir können dann mit Biopsienadeln Gewebe aus dem vorher identifizierten Areal entnehmen. «Stereotaktisch» nennen wir das. Das Navigationssystem zeigt uns den Weg und führt zusammen mit uns die Nadel.

Woran liegt es, dass diese Diagnostik bisher anderswo kaum genutzt wird?

steffen: Das liegt zum einen an der Verfügbarkeit. Diese Geräte sind sehr teuer, so etwas lässt sich in einem normalen Klinikbetrieb nur schwer amortisieren. Das zweite ist die Akzeptanz: Der Gedanke, dass da jemand am Hirn manipuliert, ist emotional ein relativ grosser Schritt für viele Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer. Aber so ist es mit jeder neuen Technologie, die in der Tiermedizin eingeführt wird. Irgendwann ist die Schwelle zur Akzeptanz überschritten, dann wird es einfacher.

Können Sie über ein oder zwei Patienten berichten, bei denen die Neuronavigation die Therapie verändert hat?

beckmann: Wir hatten einen Hund, der eine Gliomatosis cerebri hatte, das ist ein diffus wachsender Hirntumor. Dort war es in der MRT nicht klar, ob es ein Tumor oder eine entzündliche Erkrankung war; sogar eine Vergiftung stand kurzzeitig im Raum. Nach der Biopsie hatten wir die Diagnose, der Hund hat eine Strahlentherapie mit Chemotherapie erhalten. Das hätten wir ohne Biopsie nicht geschafft. Bei einem anderen Hund sah die Bildgebung eigentlich nach Hirntumor aus, aber es war am Ende doch «nur» eine Entzündung. Diesem Hund konnte eine Bestrahlung erspart bleiben.

Chemotherapie bei Hunden mit Hirntumoren, ist das Standard?

beckmann: Nein. Das ist auch eine Besonderheit bei uns am Tierspital. Wir versuchen, die Behandlung bei Hirntumoren zu verbessern. Aus der Humanmedizin wissen wir, dass kombinierte Therapien Vorteile haben. Wir untersuchen deswegen, ob die Behandlungsergebnisse besser werden,

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Die Neuronavigation macht es möglich: Mit Biopsienadeln wird Gewebe gezielt aus dem vorher identifizierten Areal entnommen.

wenn wir Hunde mit Gliomen nicht nur, wie es Standard ist, bestrahlen, sondern zusätzlich eine Chemotherapie einsetzen. Eine solche klinische Studie könnten wir ohne Neuronavigation und Biopsie nicht machen, auch weil die Hirntumore bestimmte Gewebemerkmale haben müssen, damit die Chemotherapie wirkt. Möglich wird die Studie durch Fördermittel in Höhe von 190 000 Franken, die wir von der Iten-Kohaut-Stiftung erhalten haben.

Waren solche Studien der Grund, warum Sie die Neuronavigation angeschafft haben?

steffen: Der eigentliche Grund war die Epilepsie. Die ist häufig bei Klein-

tieren. Sie wird medikamentös behandelt, aber das klappt nicht immer. Es gibt Patienten, die am Ende eingeschläfert werden müssen, weil nichts hilft. Nun gibt es in der Humanmedizin seit einiger Zeit High-End-MRTSequenzen, mit denen die Region des Gehirns identifiziert werden kann, in der die Epilepsie entsteht. Mit Hilfe der Neuronavigation wird es dann möglich, diese Region gezielt zu entfernen und so – vielleicht – die Epilepsie zu heilen. Das ist im Moment noch eine Vision.

MRT bei Tieren

Philipp Grätzel von Grätz, ausgebildet als Arzt, arbeitet als Medizinjournalist in Berlin.

Die Magnetresonanztomographie (MRT, auch: «Kernspin») ist das wichtigste bildgebende Verfahren für die Darstellung von Hirngewebe und Hirntumoren. Durch sehr starke Magnetfelder werden Wasserstoffatome angeregt, daraus wird dann ein Abbild des Gewebes rekonstruiert. Mittels MRT kann das Gehirn sehr detailgetreu dargestellt werden, viel besser als mit Computertomographie (CT). Zudem kommt die MRT ohne schädliche Strahlen aus. Prinzipiell gilt: Je stärker der genutzte Magnet, desto besser das Bild. Am Tierspital kommt ein MRT-Gerät mit einem Magneten der Feldstärke «3 Tesla» zum Einsatz. Identische MRT-Geräte werden auch in der Humanmedizin genutzt.

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« Kein Fall ist wie der andere, und kein Tag ist wie der gestrige. Wir werden fortlaufend weitergebildet und können auf gegenseitige Unterstützung zählen.

Vivian Sachsenberg, Tierpflegerin Pferdechirurgie Mirjam Dürr, Radiologiefachperson HF, Klinik für Bildgebende Diagnostik « Gemeinsam geht alles etwas leichter.»

Nach der Lähmung Grund zur doppelten Freude für Ziege Tuana

Für einen Parasiten bedeutet der falsche Wirt eine Sackgasse. Er befällt ihn, ohne sich in ihm weiterzuentwickeln, sein Lebenszyklus endet. Trotzdem kann er in den infizierten Tieren Krankheiten auslösen und dabei zunächst als Auslöser unentdeckt bleiben.  Text von Matthias Manych

Bisher war die junge Pfauenziege kerngesund. Da fällt ihrer Besitzerin auf, dass Tuana unsicher auf den Beinen ist. Der gerufene Tierarzt bestätigt die als Ataxie bezeichnete Gangunsicherheit. Fünf Tage später kann sie trotz Therapie nicht mehr aus eigener Kraft aufstehen, die Hinterbeine versagen. Dieser Zustand weist auf ein schwerwiegendes Problem hin, dessen Auslöser noch identifiziert werden muss. Der Tierarzt vor Ort entscheidet, die Ziege an die Nutztierklinik des Universitären Tierspitals Zürich zu überweisen.

Kaum angekommen, beginnen die dortigen Tierärztinnen und Tierärzte ein umfangreiches Untersuchungsprogramm. Denn es gibt mehrere Gründe dafür, warum ein Tier festliegt. «Das sind in erster Linie Erkrankungen des Rückenmarks, der Wirbelsäule oder der Gliedmassen», erklärt Christian Gerspach, Professor und Vorsteher des Departementes für Nutztiere und Leiter der Klinik für Wiederkäuer. Hier muss beispielsweise unterschieden

dung vorliegt. Blutergüsse, Bandscheibenvorfälle oder Tumore können ebenfalls auf das Rückenmark drücken und zu den Ausfalls erscheinungen führen.

Die in der Klinik für Wiederkäuer durchgeführten bildgebenden Untersuchungen sind aber unauffällig. Der Allgemeinzustand der Ziege ist insgesamt gut. Bei den neurologischen Tests zeigt sie normales Verhalten, sie kann uneingeschränkt sehen, hat gute Reflexe und ihre Kopfmuskulatur reagiert ebenfalls normal. Eine im Gehirn liegende Ursache kann also auch ausgeschlossen werden. Doch die Hinterbeine bleiben gelähmt.

Umfassendes Therapiekonzept bietet mehr als nur Medikamente

Da aufgrund der Diagnostik viele Ursachen wegfallen, gehen die Tierärzt:innen davon aus, dass ein Parasit in das Rückenmark eingedrungen ist und dadurch die Lähmung verursacht. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um einen Hirschwurm, der normalerweise Hirsche befällt, bei denen er wenig Schäden anrichtet. Befällt er Ziegen, entstehen keine Parasitenstadien mehr, die – von den Ziegen ausgeschieden – eine weitere Verbreitung des Parasiten sichern würden.

Um weitere Verschlechterungen zu verhindern, wird der Ziege ein Entwurmungsmittel und zusätzlich ein Entzündungshemmer gegeben. Obwohl die Prognose bei festliegenden Tieren ungünstig sein kann, betont Christian

«Wenn früh genug therapiert wird, können die Tiere sich erholen.»

Gerspach, Vorsteher des Departementes für Nutztiere und Leiter der Klinik für Wiederkäuer, am Universitären Tierspital Zürich

Gerspach: «Wenn früh genug therapiert wird, können sich die Tiere erholen.» Dass Tuana erst seit einem Tag nicht mehr aufstehen kann, lässt die Tierärztinnen und Tierärzte hoffen.

Doch allein mit Medikamenten ist es bei festliegenden Tieren nicht getan. Der Hauptanteil der Behandlung besteht aus Physiotherapie. Das heisst vor allem, die Ziege alle paar Stunden anders zu lagern und immer wieder zu versuchen, sie mit Hilfe eines Tragegestells aufzustellen. Dann geht es ins Wasserbad. Das Wasser steht gerade so hoch, dass kaum Gewicht auf den Beinen lastet, aber die Ziege mit allen Vieren das Stehen üben kann.

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Universitäres
Tierspital Jahresbericht

Besserung Schritt für Schritt – und eine freudige Überraschung

Die Therapie wirkt. Nach der Ankunft im Tierspital am 15. November 2023 und dem schnellen Behandlungsbeginn kann sich Tuana drei Tage später zumindest mit den Vorderbeinen aufstützen. Am 25. November dann der erste vierbeinige Stehversuch; zwar nur für etwa 20 Sekunden –aber es ist ein Fortschritt. Die nächste Stufe: Muskelaufbau. In einem fahrbaren Tragegestell macht die Ziege erste, noch wacklige Schritte. Ab jetzt absolviert sie auf diese Art tägliche Trainingsrunden. Mit Erfolg, denn Anfang Dezember kann sie wieder ohne Hilfe aufstehen. Mit dieser wiedererlangten Fähigkeit kann sie am 8. Dezember in die Obhut ihrer glücklichen Besitzerin entlassen werden. Und die Besitzerin hat sogar doppelten Anlass zur Freude. «Als wir eine Ultraschalluntersuchung vom Bauch machten, sahen wir, dass die Ziege trächtig war», berichtet Christian Gerspach. Tuana erwartet Zwillinge. Um sicher zu gehen, dass es mit der Trächtigkeit keine Probleme gibt, führte das Team von Professor Ulrich Bleul, stellvertretender Klinikdirektor Reproduktionsmedizin und Abteilungsleiter Grosstierreproduktion, die weiteren Untersuchungen durch: Alles ist in Ordnung. Nach Tuanas Zustand bei ihrer Entlassung zu urteilen, wird die Geburt wie bei einer gesunden Ziege verlaufen, so Ulrich Bleul.

Umfassende Versorgung

Die breite Diagnostik bei diesem Fall weist auf die Vielfalt der Erkrankungen hin, die in der Klinik für Wiederkäuer untersucht und behandelt werden können. Schwerpunktmässig sind es beispielsweise Probleme des Magen-DarmTrakts wie Labmagenverlagerungen und Darmverschlüsse oder typische Infektionskrankheiten wie Lungen- und Darmentzündungen. Bei den Operationen stehen Eingriffe in der Bauchhöhle, Klauenerkrankungen sowie Knochenbrüche und Verletzungen unterschiedlichster Art im Vordergrund.

Christian Gerspach betont dabei, wie wichtig der Austausch mit den Besitzer:innen der Tiere ist, ob im Hobbybereich oder Grossbetrieb: «Unsere Aufgabe ist es immer, das Medizinische zu beurteilen und mit der Besitzerin oder dem Besitzer zu besprechen. Da geht es um die Prognose für das Überleben des Tieres, aber auch um die Produktivität: Kann das Tier wieder trächtig werden, kann es Milch geben, gibt es ein Hygienerisiko für den Bestand, z.B. durch Krankheitserreger?» Insgesamt werden in der Nutztierklinik jährlich etwa 2000 Tiere versorgt. Das Einzugsgebiet umfasst die ganze Ostschweiz, Graubünden, die Zentralschweiz und das Tessin.

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Nach drei Wochen Physiotherapie steht Pfauenziege Tuana wieder ohne Hilfe auf und geht mit Tierpflegerin Silja Toggenburger spazieren. Matthias Manych, Biologe, arbeitet als freier Wissenschaftsjournalist, Redakteur und Autor mit dem Schwerpunkt Medizin in Berlin.
Erste Stehversuche: Die Kuh Jassa fühlt sich im Wasserbad sichtlich wohl und frisst währenddessen Heu.
Genesung im Wasserbad – Kuh Jassa mit vereinter Expertise erfolgreich behandelt

Drei Tage nachdem Jassa, ein Schweizer Braunvieh, ein Kälbchen zur Welt brachte, geht es der Kuh auf einmal immer schlechter, sie steht nicht mehr auf. Ohne äussere Verletzung bleibt die Ursache für den schwachen Zustand zunächst unklar. Der Tierarzt vor Ort entscheidet schnell, sie im Universitären Tierspital untersuchen und behandeln zu lassen.  Text von Matthias Manych

1. Dezember 2023. Dank eines speziellen Transporters des Tierspitals kann Jassa auf einer stabilen Matte liegend mit einer Seilwinde direkt aus dem Stall behutsam in den Wagen gezogen werden. Angekommen im Tierspital wird keine Zeit verloren. Gleich am Transporter prüfen die Tierärztinnen und Tierärzte, ob Knochen und Hüftgelenke in Ordnung sind. Dann geht es, im mobilen Lifter schwebend, in die Behandlungsbox. Noch mit Tragegestell gesichert, wird getestet, ob Jassa stehen kann – nein, sie ist festliegend.

Da bei Kühen um die Geburt herum häufig ein Elektrolytmangel zur Schwäche führt, übernehmen zunächst die Expertinnen und Experten für Innere Medizin der Nutztierklinik die Untersuchung. Anhand der Blutproben können sie eine Elektrolytstörung bestätigen. Aber ein anderer Befund liefert einen entscheidenden Hinweis: Die Zusammensetzung der weissen Blutkörperchen weist auf Giftstoffe im Körper hin, die wahrscheinlich bakteriellen Ursprungs sind. Zudem wird eine schwere Entzündung eines Euterviertels bemerkt.

Schlimmer Verdacht, sofortige Therapie

Die Möglichkeit einer durch Bakterien verursachten Euterentzündung, einer Mastitis, ruft das Team der Klinik für Reproduktionsmedizin auf den Plan. Die Tierärztinnen und Tierärzte sehen, dass das Euterviertel vergrössert ist, es ist wärmer und verhärtet. Ausserdem kommt aus der Zitze keine Milch mehr, sondern ein wässriges, blutiges Sekret. «Da war uns ziemlich klar, dass die Mastitis die Ursache für den Zustand der Kuh war», berichtet Professor Ulrich Bleul, stellvertretender Klinikdirektor Reproduktionsmedizin und Abteilungsleiter Grosstierreproduktion.

Vermehren sich Bakterien, die über die Zitzen eindringen können, ungebremst im Körper, hören die Kühe auf zu fressen und trinken kaum noch. Ausserdem droht eine lebensgefährliche Blutvergiftung. Es musste sofort gehandelt werden, die ersten Tage sind die kritischsten. «Festliegende Kühe mit einer schweren Mastitis – da muss man schon damit rechnen, dass etwa 50 Prozent das nicht überleben», erklärt Ulrich Bleul. Also erhielt Jassa schnell Antibiotika und Entzündungshemmer sowie Infusionen, um sie mit Flüssigkeit und Nährstoffen zu versorgen. Zusätzlich wurde das Euter regelmässig mit Kochsalzlösung gespült. Um zu vermeiden, dass die Kuh durch das Festliegen Muskel- oder Nervenschäden

erleidet, wurde sie in der Behandlungsbox alle vier Stunden bewegt.

Erste Hürde im Wasserbad

5. Dezember. Aus dem Labor liegt die Bestätigung vor, dass das Bakterium Enterobacter der Krankheitsauslöser ist. Währenddessen schlägt die Therapie der vergangenen Tage so gut an, dass für die Kuh eine weitere, angenehmere Massnahme ansteht: das Wasserbad. Hineingehoben und weitgehend von ihrem Körpergewicht entlastet – aber noch mit dem Tragegurt gesichert –, versucht Jassa sofort zu stehen. Und sie lernt, dass es geht; die erste wichtige Hürde ist überwunden. Die Kuh fühlt sich im Wasserbad wohl und frisst währenddessen aus einem bequem angebrachten Gestell Heu.

Professor Christian Gerspach, Vorsteher der Nutztierkliniken und, unter anderem, zuständig für die Innere Medizin, weiss aus Studien, dass eine Kuh, die beim ersten Mal im Wasserbad stehen kann, eine dreimal bessere Chance hat, wieder gesund zu werden. So ist es auch in diesem Fall.

«Da war uns ziemlich klar, dass die Mastitis die Ursache für den Zustand der Kuh war.»

Ulrich Bleul, stellvertretender Klinikdirektor Reproduktionsmedizin und Abteilungsleiter Grosstierreproduktion am Universitären Tierspital Zürich

6. Dezember. Zum Samichlaus macht die Kuh sich selbst und allen an ihrer Genesung Beteiligten ein schönes Geschenk: Nachdem sie mit dem Lifter in ihrer Behandlungsbox aufgestellt wurde, hält sie ohne Tragegurthilfe ihr ganzes Körpergewicht und steht. Schon vier Tage später kann sie wieder selbständig aufstehen – die zweite, entscheidende Hürde ist genommen.

13. Dezember. Die Kuh Jassa wird entlassen.

Tierversorgung Hand in Hand, rund um die Uhr Diese erfolgreich verlaufene Behandlung war das Ergebnis einer reibungslosen Zusammenarbeit der Tierärztinnen und Tierärzte und dem Tierpflegepersonal mehrerer

33 Departement für Nutztiere – Fallbericht Mastitis Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023
«Da Kühe hauptsächlich nachts gebären, finden Kaiserschnitte überwiegend ausserhalb normaler Dienstzeiten statt.»
Ulrich Bleul, stellvertretender Klinikdirektor Reproduktionsmedizin und Abteilungsleiter Grosstierreproduktion am Universitären Tierspital Zürich

Abteilungen des Tierspitals. Das Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene der Universität Zürich identifizierte anhand einer Milchprobe den Krankheitserreger. Das Tierspital ist eine Überweisungs- und Notfallklinik. Sie ist also immer dann gefragt, wenn es bei den Tieren schwierig und eilig ist. Ein 24-Stunden-Betrieb ist unausweichlich. Zum Beispiel weil Tiere wie die Kuh Jassa alle vier Stunden anders gelagert oder weil Kaiserschnitte in

der Nacht vorgenommen werden. Kaiserschnitte sind der häufigste Behandlungsgrund in der Abteilung für Grosstierreproduktion. Da Kühe hauptsächlich nachts gebären, finden Kaiserschnitte überwiegend ausserhalb normaler Dienstzeiten statt, wie Ulrich Bleul erläutert.

Breites Behandlungsspektrum in der Abteilung für Grosstierreproduktion

Zu den weiteren Arbeitsschwerpunkten der Abteilung gehört die Behandlung neugeborener Kälber, die während der Geburt nicht ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe erhielten. Häufig sind ebenfalls typische Neugeborenenerkrankungen wie Durchfälle und Lungenprobleme.

Einen anderen Schwerpunkt bilden Eutererkrankungen. Zu deren Prävention bieten die Tiermediziner:innen Beratungen vor Ort an. «Wir haben gerade eine Kuh bei uns, die ebenfalls eine Mastitis hat. Es ist schon die fünfte Kuh in dem Bauernbetrieb mit dieser Erkrankung», berichtet Bleul. Nachdem der Erreger feststand, wurde gemeinsam mit der Abteilung für Ambulanz und Bestandesmedizin und dem Besitzer der Kühe besprochen, welche grundlegenden Probleme im Betrieb zu den häufigen Infektionen führen könnten. Ob Notfall oder Haltungsmanagement, die Abteilung für Grosstierreproduktion bietet ein breites Spektrum an kompetenter Hilfe.

34 Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023
Departement für Nutztiere – Fallbericht Mastitis
Matthias Manych, Biologe, arbeitet als freier Wissenschaftsjournalist, Redakteur und Autor mit dem Schwerpunkt Medizin in Berlin. Starthilfe: Ein zu früh geborenes Kalb wird mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Erfolgreich behandelt: Kuh Jassa auf dem heimischen Hof in Unterägeri mit dem Betriebshelfer Thomas Holdener.

Gute Heilungschancen bei Hornhautgeschwüren

Hornhautgeschwüre sind sehr schmerzhaft und können die Sehfähig keit oder das ganze Auge bedrohen. Um die Augenerkrankung in den Griff zu bekommen, verfügen die Augenärzt:innen der Veterinärmedizin am Universitären Tierspital Zürich über eine ganze Palette an Behandlungsmethoden.

Augenverletzungen sind schnell passiert. Etwa dann, wenn Tieraugen in Kontakt mit borstigen Gräser-Grannen kommen. Das Problem: Solche Wunden erleichtern es Mikroorganismen, ins Auge einzudringen. Geschieht dies in der Hornhaut, der vorderen, transparenten Hülle des Auges, können sogenannte Hornhautgeschwüre entstehen: äusserst schmerzhafte Schädigungen der Hornhaut, die die Sehfähigkeit beeinträchtigen oder gar das ganze Auge bedrohen können.

Bei Symptomen rasch in die Tierarztpraxis «Betroffene Tiere haben Schmerzen, kneifen ein Auge zu, haben tränende oder eitrige Augen oder getrübte Bereiche in der Hornhaut», zählt Simon Pot, Professor für Augenheilkunde am Universitären Tierspital Zürich, die wichtigsten Symptome auf. Besitzerinnen und Besitzer sollten mit betroffenen Tieren rasch eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufsuchen. Simon Pot selbst sieht mehrmals pro Woche Patienten mit Hornhautgeschwüren. Er schätzt, dass rund ein Achtel der Konsultationen dieses Krankheitsbild betreffen – wobei der Augen-Spezialist eher schwerere Fälle behandelt, die private Tierärztinnen und Tierärzte ans Tierspital überweisen.

von Maja Schaffner

Die meisten von Simon Pots Patienten mit Hornhautgeschwüren sind Hunde, Katzen oder Pferde. «Bei den Hunden haben kurznasige Rassen wie Möpse oder Französische Bulldoggen, die leicht vorstehende Augen haben und zudem weniger blinzeln, ein grösseres Risiko für Augenverletzungen und damit auch für Hornhautgeschwüre», weiss der Augenspezialist. «Trockene Augen können die Augenerkrankung ebenfalls begünstigen.»

Bei Hunden und Katzen sind gemäss Simon Pot meist Bakterien an der schwerwiegenden Augenerkrankung beteiligt, bei Pferden etwa je zur Hälfte Bakterien und Pilze. «Für die Schädigung der Hornhaut ist allerdings nicht nur die Mikroorganismen-Infektion verantwortlich, sondern auch die körpereigene Entzündungsreaktion», erklärt der Tiermediziner. Sie bewirkt unter anderem, dass Enzyme ungebremst Kollagen abbauen. Dadurch wird die Hornhaut dünner. Kollagen ist ein wichtiges Strukturprotein, das notwendig ist, damit die Hornhaut intakt, klar und in Form bleibt.

Schmerzen, Infektion und Entzündung bekämpfen

«Hornhautgeschwüre müssen auf jeden Fall behandelt werden», betont Simon Pot. «Am besten solange die betroffenen Bereiche noch klein sind und sich so viel wie möglich von der Hornhaut retten lässt.» Da die Augenerkrankung sehr schmerzhaft ist, erhalten betroffene Tiere immer Schmerzmedikamente. Dazu kommen Enzymhemmer, um den Kollagenabbau zu bremsen. Vor allem gilt es jedoch, die Infektion umgehend zu bekämpfen. Dafür ist eine sofortige, «sehr aggressive» Behandlung mit antimikrobiellen Medikamenten unerlässlich.

In den ersten 24 Stunden müssen die Patienten stündlich Augentropfen erhalten, danach weiterhin mit abnehmender Frequenz. «Bei Hunden und Katzen übernehmen dies in der Regel die Besitzerinnen und Besitzer», sagt Simon Pot. «Pferde dagegen nehmen wir meist stationär im Tierspital auf.» Sie bekommen die notwendigen Medikamente durch einen fixen Schlauch eingeträufelt.

Kollagenfasern verknüpfen

Die Wahrscheinlichkeit, ein Hornhautgeschwür zu stoppen, liegt mit den bisher erwähnten Mitteln bei rund 75 Prozent. Um die Heilungschancen weiter zu erhöhen, kommt am Tierspital Zürich noch ein weiteres Verfahren zum Einsatz: Beim Cornealen Cross-Linking bekommen die vierbeinigen Patienten zuerst reichlich Vitamin B2 ins kranke Auge getröpfelt. Danach wird der betroffene Teil mit ultraviolettem Licht einer bestimmten Wellenlänge (UV-A) bestrahlt.

36 Departement für Pferde – Ophthalmologie
2023
Universitäres
Tierspital Jahresbericht
Selten: Eine Hornhaut Operation am Universitären Tierspital Zürich.

Durch eine fotochemische Reaktion verbinden sich die verbliebenen Kollagenfasern in der Hornhaut stärker. Das festigt das Rest Gewebe und schützt es vor den gefrässigen Enzymen. Zusätzlich tötet die UV-A-Strahlung Mikroorganismen ab, wodurch teilweise die antimikrobiellen Therapien reduziert oder besonders hartnäckige Infektionen bekämpft werden können. Simon Pot: «Mit Cornealem Cross-Linking steigt die Wahrscheinlichkeit, ein Hornhautgeschwür erfolgreich zu behandeln, auf bis zu 90 Prozent.»

Das Tierspital Zürich war die erste Tierklinik der Welt, in der das Corneale Cross-Linking bei Tieren mit Hornhautgeschwüren zur Anwendung kam. Simon Pot selbst behandelte 2009 erfolgreich den ersten Patienten, eine Katze, mit dem ursprünglich für die Behandlung einer anderen Augenerkrankung beim Menschen entwickelten Verfahren. Seither entwickelt und erforscht der Tieraugenarzt die Methode weiter. Bis heute hat er rund zehn internationale Studien zum Cornealen Cross-Linking geleitet.

Operationen sind seltener nötig Manchmal, wenn Hornhautgeschwüre sehr tief, gross oder fortgeschritten sind, kann ein operativer Eingriff nötig sein. Beispielsweise, wenn die Hornhaut ein Loch hat oder eines entstehen könnte und das Auge auszulaufen droht. Um die beschädigten Stellen zu verschliessen, werden Teile der Hornhaut oder Bindehaut verschoben oder verlegt. «Mit den heute zur Verfügung stehenden Thera-

pien sind Operationen bei Hornhautgeschwüren allerdings seltener geworden», sagt Simon Pot. Das ist gut so, denn solche Operationen führen praktisch immer zu einer starken Vernarbung im betroffenen Bereich. Dass Narben oder Trübungen zurückbleiben, ist bei Hornhautgeschwüren sehr häufig. «Wenn die betroffenen Bereiche klein sind und der Rest der Hornhaut gesund

«Mit Cornealem Cross-Linking steigt die Wahrscheinlichkeit, ein Hornhautgeschwür erfolgreich zu behandeln, auf bis zu 90 Prozent.»

Simon Pot, Professor für Augenheilkunde am Universitären Tierspital Zürich

bleibt, können wir das Sehvermögen trotzdem weitgehend erhalten», erklärt Simon Pot. Bei schweren Verläufen besteht der Erfolg darin, das Auge zu erhalten. Nur in ganz wenigen Fällen, etwa wenn sich eine Infektion partout nicht in den Griff kriegen lässt, kann es sinnvoller sein, das Auge zu entfernen.

Maja Schaffner ist Wissenschaftsjournalistin und Wissenschaftskommunikatorin. Sie lebt in Zürich.

Erst Vitamin B12, dann Bestrahlung mit UV-A: Augenspezialist Simon Pot behandelt die Hornhaut eines Pferds mit der Spaltlampe.
37 Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023
« It’s all about teamwork.»
Lucas Renold, Tiermedizinischer Praxisassistent Chirurgie

«Es gibt nichts Schöneres, als die Dankbarkeit in den Augen der Patienten zu sehen, wenn man mit Herzblut und Fingerspitzengefühl alles gibt, damit sie genesen. Daher steht für mich Passion, Liebe und Konzentration an oberster Stelle.»

Simone Euler, Tiermedizinische Praxisassistentin Intensivmedizin

Eine klinische Studie rettet Katzenleben

Die Situation rund um die Katzenkrankheit «feline infektiöse Peritonitis» ist so kompliziert wie ihr Name: Die Krankheit ist unbehandelt tödlich und relativ weit verbreitet, die Diagnose schwierig und aufwändig, die Behandlung möglich, aber illegal. Ein Team des Tierspitals bringt mit einer klinischen Studie nun mehr Klarheit – und Hoffnung für kranke Katzen und deren Besitzerinnen und Besitzer.  Text von Santina Russo

«Gestern waren Noa, Merlyne und Bailey für einen Kontrolltermin da», zählt Sandra Felten auf, «und Mitchi, Biggie und Lara kamen schon zur Sechs-Monate-Kontrolle.» Die Namen gehören zu einigen von inzwischen rund 80 Katzen, die das Team um die Tierärztinnen und Forscherinnen Sandra Felten und Andrea Spiri am Tierspital in einer besonderen klinischen Studie betreuen. Besonders ist die Studie, weil sie für Katzen in der Schweiz die einzige legale Möglichkeit bietet, bei feliner infektiöser Peritonitis, kurz FIP, behandelt zu werden. Und weil das Studienteam dabei den Katzen das Leben rettet. Denn die FIP ist fatal: Erkrankte Katzen sterben innerhalb von wenigen Tagen bis Wochen. Ausgelöst wird die Infektionskrankheit durch das feline Coronavirus, das über Kontakt zum Kot übertragen wird, etwa wenn mehrere Tiere zusammenleben und sich eine Katzentoilette teilen. Doch auch Freigänger können sich am Kot anderer Katzen anstecken.

Das Virus ist weit verbreitet. Bei Untersuchungen in Katzenzuchten in Deutschland zeigte sich, dass es in allen Zuchten bei mindestens einer Katze zu finden war. Bei fünf bis zehn Prozent der Virusträger bricht die tödliche Krankheit aus. «Man weiss, dass das Virus zu Varianten mutiert, die neue Zelltypen befallen und so die Erkrankung auslösen», erklärt Sandra Felten. Die gute Nachricht: Man kennt verschiedene Wirkstoffe gegen die Krankheit – darunter vor allem einen sehr vielversprechenden, der erkrankte Tiere heilt. Die schlechte: Kaum jemand auf der Welt darf diesen Wirkstoff bei Katzen nutzen.

Wirkungsvoll, aber nicht zugelassen

Die Substanz mit der unscheinbaren Bezeichnung GS441524 ist nah verwandt mit dem Medikament Remdesivir, das für Menschen gegen Marburgfieber und Ebola entwickelt wurde und auch gegen Covid-19 eingesetzt wird. Remdesivir ist selbst nicht aktiv, sondern wird im Körper in den aktiven Wirkstoff umgewandelt: GS-441524. Diese Substanz lässt sich als Tablette verabreichen und wirkt bei Katzen gegen FIP, darauf haben einzelne Studien bereits hingewiesen. Unter anderem eine Pilotstudie der Universität München zusammen mit dem Veterinärmedizinischen Labor des Tierspitals Zürich, in der erstmals in Europa Katzen mit GS-441524 behandelt und überwacht wurden. Oder eine Umfrage unter fast 400 Katzenbesitzenden, die den Wirkstoff auf dem Schwarzmarkt erworben hatten (siehe Box). Die Mehrheit der Befragten berichtete über eine Verbesserung der Symptome ihrer Katze.

Nur: GS-441524 darf lediglich in Grossbritannien und Australien legal an Katzen verabreicht werden und ausschliesslich im Rahmen von «Compounding». Dabei stellen die Apotheken massgeschneidert Medikamente für ihre Kunden zusammen. Überall sonst ist der Wirkstoff nicht zugelassen, weil die US-amerikanische Herstellerfirma zwar das Patent von GS-441524 hält, aber kein Interesse daran hat, die Zulassung in der Tiermedizin und die dafür nötigen klinischen Studien anzustossen.

«Die Diagnose einer FIP ist wie ein Puzzle, das man aus verschiedenen Teilen zusammensetzen muss.»
Andrea Spiri, Tierärztin und Forscherin am Universitären Tierspital Zürich

Die Studie rettet Leben

Die legale Behandlung von Katzen mit GS-441524 ist darum nur innerhalb von klinischen Studien möglich, wie jene, die das Tierspital zusammen mit der Universität München seit Februar 2023 durchführt – und zwar mit unglaublichem Erfolg. Zwar kam bei drei der rund 80 behandelten Katzen die Hilfe zu spät. Aber alle anderen Tiere haben auf die Therapie angesprochen.

Die Katzen erhalten während mehrerer Wochen eine Dosis pro Tag. «In der ersten Woche sehen wir meist schon eine deutliche Verbesserung», sagt Oberärztin Sandra Felten. Das Fieber klingt ab, die Katzen werden munterer und fangen wieder an zu fressen. Während der Therapie und danach noch zwei Jahre lang werden die Studientiere regelmässig untersucht und ihre Laborproben analysiert. Mit der erfolgreichen Behandlung innerhalb der klinischen Studie verändert das Team die Perspektive für erkrankte Tiere fundamental, wie Andrea Spiri erklärt. Sie ist Forscherin am Veterinärmedizinischen Labor des Tierspitals und zuständig für die Laboruntersuchungen der Studie. «Schon während meines Studiums war klar, wie wichtig eine richtige und rasche FIP-Diagnose ist», sagt sie. FIP zu diagnostizieren ist komplex, weil die Katzen meist Symptome zeigen, die bei vielen anderen Krankheiten auch vorkommen: Die Katzen ziehen sich mehr zurück, fressen weniger, bekommen Fieber oder allenfalls Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum. «Die Diagnose einer FIP ist wie ein Puzzle, das man aus verschiedenen Teilen

Departement für Klinische Diagnostik und Services – FIP-Therapie-Studie
Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023 40

Die schnelle und präzise Diagnose ist bei FIP entscheidend: Ein medizinisches Training in der Kleintierklinik mit der Bengal-Katze einer Mitarbeiterin.

zusammensetzen muss», sagt Andrea Spiri. Dazu gehören etwa die Allgemeinuntersuchung, die Resultate des Blutbilds, die Laboranalyse der Bauchflüssigkeit oder eine Analyse verschiedener Gewebeproben.

Bevor die Therapiemöglichkeit bestand, ging es allerdings bei der Diagnose darum, den Katzen unnötiges Leid zu ersparen: War FIP diagnostiziert, war klar, dass es für das Tier keine Hoffnung mehr gibt, und es eingeschläfert wird. «Heute ist die schnelle und präzise Diagnose für uns entscheidend, damit wir den Katzen helfen können», sagt Andrea Spiri. «Es macht mich stolz, ein wichtiger Teil dieses Paradigmenwechsels zu sein.»

Vorteil: Kurze Wege

Ein grosser Vorteil seien dabei die enge Zusammenarbeit und die kurzen Wege zwischen Klinik und Labor. «Das ist nur hier am Universitären Tierspital Zürich möglich. So können wir Proben zügig analysieren und die Tiere rasch diagnostizieren.» Andrea Spiri betont, wie wichtig es ist, das Medikament nur bei verlässlich diagnostizierter FIP anzuwenden, um nicht etwa zu begünstigen, dass sich therapieresistente Virusmutationen entwickeln. Mit der klinischen Studie gewinnt das Team nicht nur wichtige Informationen zur Therapie, zur Therapiedauer

oder wie lange die Tiere danach überwacht werden sollen. Mehr noch: «Wir hoffen, dass wir damit die Grundlage liefern, damit GS-441524 in Zukunft doch als FIP-Medikament zugelassen wird», sagt Andrea Spiri. Denn je mehr Studien mit immer mehr Tieren die Wirkung von GS441524 gegen FIP belegen, desto mehr steige allenfalls das Interesse der Firma an einer Kommerzialisierung. Insgesamt will das Tierspital-Team in der klinischen Studie bis zu 370 Katzen behandeln – und retten.

Santina Russo lebt und arbeitet als freie Journalistin in Zürich.

Vorsicht vor dem Schwarzmarkt

Unter eingängigen Namen wie «Catcure» oder «Cure FIP» lässt sich der Wirkstoff GS-441524 übers Internet bestellen – vermeintlich, denn die Präparate auf diesem Schwarzmarkt sind nicht von einer Zulassungsbehörde kontrolliert. Käuferinnen und Käufer können Glück haben und tatsächlich den Wirkstoff in der angegebenen Dosierung erhalten. Oder sie haben Pech und geben ihrer Katze unwirksame Pillen oder Injektionen – und verlängern damit ihr Leiden.

41 Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023
Was ist normal, was nicht? Klinische Studie bewertet Veränderungen am Iliosakralgelenk des Pferdes

Eine Studie des Universitären Tierspitals Zürich untersucht, welche Veränderungen normale Alterungsund Abnutzungserscheinungen sind, und wo eine Erkrankung beginnt. Am Ende der Studie werden Befunde am Iliosakralgelenk des Pferdes besser eingeordnet werden können.  Text von Hildegard Kaulen

Das Iliosakralgelenk – kurz ISG genannt – gehört zu den wichtigsten Gelenken des Pferdes, weil es die Schubkraft der Hinterhand über das Becken auf die Wirbelsäule überträgt. Krankhafte Veränderungen führen dazu, dass die Pferde weniger leistungsbereit sind, nicht taktrein laufen oder aus unersichtlichen Gründen lahmen. Trotz dieser enormen Bedeutung wissen Tierärztinnen und Tierärzte erstaunlich wenig über das Gelenk, das Kreuzbein und Darmbein verbindet und von dem es zwei gibt, eines für jede Hinterhand.

«Wir fragen uns immer wieder, was normal ist und was nicht», sagt Privatdozentin Andrea Bischofberger von der Klinik für Bildgebende Diagnostik am Universitären Tierspital Zürich. Sie leitet die Studie zusammen mit Stefanie Ohlerth, Professorin und stellvertretende Direktorin der Klinik für Bildgebende Diagnostik. «Wir wissen zum Beispiel nicht, wie das ISG bei einem 15 Jahre alten Pferd aussieht, das seit zehn Jahren regelmässig im Sprintsport oder beim Dressurreiten eingesetzt wird», ergänzt Andrea Bischofberger, die selbst einmal Springreiterin war. «Wir vermuten, dass es Veränderungen gibt, die einfach da sind und keinen Krankheitswert haben und wollen nun wissen, wie sich diese Veränderungen von denjenigen unterscheiden, die Pferde mit einer klinischen ISG-Symptomatik haben.»

Die laufende Studie wird von vier Einrichtungen des Universitären Tierspitals Zürich getragen: von der Klinik für Bildgebende Diagnostik, der Klinik für Pferdechirurgie, dem Institut für Veterinäranatomie und dem Institut für Veterinärpathologie.

Eingeschränkte Sicht

Dass das ISG auch heute noch in Teilen eine Black Box ist, hat damit zu tun, dass es unter der dicken Rückenmuskulatur der Kruppe nur schwer einsehbar ist. Von der Bauchseite her behindert der Darm die Sicht auf das Gelenk. Bewegt wird das straff geführte ISG über die umliegenden Muskeln und Bänder. Letztere sorgen für eine gute Federung und eine geschmeidige Bewegung. Übermässige Zugoder Druckbelastungen, Stürze, Fehlbelastungen oder Überlastungen können zu krankhaften Veränderungen und damit zu einer klinischen ISG-Symptomatik führen. Untersucht wird das Gelenk vor allem mit dem Ultraschall und der Knochenszintigraphie, neuerdings auch zunehmend mit der Computertomographie (CT). Am häufigsten wird der Ultraschall verwendet, weil er schnell und kostengünstig ist.

«Wir haben beim Ultraschall allerdings das Problem, dass wir nur den hinteren Teil des ISGs einsehen können, weil wir das Gelenk über das Rektum vom Darm aus untersuchen», sagt Andrea Bischofberger. «Wir sehen damit die vorderen Anteile nicht. Deswegen lautet eine Frage auch: Was verpassen wir, wenn wir das ISG nur mit dem Ultraschall untersuchen und nicht mit einer CT-Untersuchung, bei der wir das ganze Gelenk einsehen können? Und: Was heisst das für die Diagnostik einer ISG-Erkrankung?»

«Wir werden am Ende wissen, welche Gelenkveränderung für welche ISG-Symptomatik steht.»
Andrea Bischofberger,

Klinik für bildgebende Diagnostik am Universitären Tierspital Zürich

Im ersten Teil der Studie werden zwanzig Pferden ohne ISG-Beschwerden untersucht, die aus anderen Gründen eingeschläfert werden mussten. Deren Gelenkveränderungen gelten als normale Alterungs- und Abnutzungserscheinungen. Um eine Einstufung vornehmen zu können, vergleichen Andrea Bischofberger und ihre Kolleginnen und Kollegen die Ergebnisse der CT und/oder dem Ultraschall und mit den Ergebnissen der Histologie – also der Untersuchung des Gelenkgewebes.

Erhellende Histologie

«Wir sehen im Ultraschall und in der CT-Untersuchung in der Regel viele Veränderungen», sagt Andrea Bischofberger. «Mit der Histologie finden wir heraus, wie aktiv diese Veränderungen sind und welche Konsequenzen sie haben. Was passiert zum Beispiel mit dem Gelenkknorpel, wenn am Rand des ISGs kleine Knochenzubildungen entstehen? Geht dann der Gelenkknorpel an dieser Stelle kaputt oder haben die Knochenzubildungen keine Auswirkungen auf den Knorpel? Diese Frage können wir mit dem Ultraschall oder der CT-Untersuchung nicht beantworten, weil wir den Gelenkknorpel bei diesen Verfahren nicht sehen. Den Knorpel können wir nur mit der Histologie beurteilen.» Im zweiten Teil der Studie werden Andrea Bischofberger und ihre Kolleginnen und Kollegen Pferde mit einer ISGSymptomatik untersuchen. Dieser Teil wird schwerer zu bewältigen sein, weil es vermutlich nur wenige Tiere gibt, die eingeschläfert werden müssen und gleichzeitig eine

42 Klinische Forschung – Laufende Studie über Iliosakralgelenk beim Pferd
Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023

Ein Iliosakralgelenk des Pferdeskeletts in der Anatomischen Sammlung der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich.

ISG-Erkrankung hatten. In diesem Teil geht es also nicht mehr um Veränderungen, die nicht schmerzen, die keinen Leistungsabfall hervorrufen oder das Pferd nicht lahmen lassen, sondern um Veränderungen, die genau das tun. «Wir werden am Ende wissen, welche Gelenkveränderung für welche ISG-Symptomatik steht.»

Obwohl die Studie erst seit einem Jahr läuft, können die Veterinärmediziner:innen schon erste Ergebnisse vorweisen, etwa zum Knorpel. «In der Literatur heisst es, dass die beiden Gelenkflächen des ISGs mit unterschiedlichem Knorpel überzogen sind, mit hochwertigem hyalinem Knorpel auf der Kreuzbein-Seite und mit wenig belastbarem Faserknorpel auf der Seite des Darmbeins. Wir können das nicht bestätigen», sagt Andrea Bischofberger. «Wir sehen nur hyalinen Gelenkknorpel.» Und auch zur Gelenkkapsel gibt es neue Erkenntnisse: Obwohl das ISG ein straff geführtes Gelenk ist, hat es eine ausgeprägte Gelenkkapsel mit ausreichend Platz für die Gelenkflüssigkeit. Die Gelenkkapsel galt bisher als viel enger.

Gute Übereinstimmung

Weitere Ergebnisse betreffen die Vergleichbarkeit von Ultraschall und CT. «Wir sehen mit dem Ultraschall ähnliche Schweregrade wie mit dem CT», so die Privatdozentin. «Es gibt demnach eine relativ gute Übereinstimmung zwischen beiden Modalitäten. Es ist nicht so, dass wir mit dem Ultraschall sehr viel von dem verpassen, was im ISG passiert. Wir können dem Ultraschall ein gutes Zeugnis ausstellen». Wie sieht es mit der Behandlung einer ISG-Erkrankung

aus? Diese besteht im Wesentlichen aus zwei Säulen, einer Injektionsbehandlung, bei der die Pferde Schmerzmittel oder entzündungshemmende Medikamente erhalten und dem gezielten Muskelaufbau zur Stabilisierung des Gelenks durch Physiotherapie, Dehnungsübungen und weitere Massnahmen. «Wir brauchen die gute Diagnostik, um sicher zu sein, dass die Beschwerden tatsächlich von einer ISG-Erkrankung kommen. Sonst müssten wir nach einer anderen Ursache suchen», sagt Andrea Bischofberger. «Wir möchten allen Pferdebesitzerinnen und -besitzern danken, die unsere Arbeit unterstützen, indem sie uns ihre eingeschläferten Tiere zur Verfügung stellen. Sonst wäre diese Studie nicht möglich.»

Hildegard Kaulen ist Molekularbiologin und schreibt als Wissenschaftsund Medizinjournalistin aus Wiesbaden für Tageszeitungen und Wissenschaftsmagazine.

Was unterscheidet die CT vom Ultraschall?

Die CT nutzt Röntgenstrahlen, um blitzschnell hochauflösende Bilder aus allen Richtungen zu machen, die ein 3-D-Bild ergeben. Dies kann gedreht und Schicht für Schicht betrachtet werden. Die CT eignet sich für detaillierte Untersuchungen der Knochen. Beim Ultraschall entstehen die Bilder durch Schallwellen, die unterschiedlich stark reflektiert werden. Knochen sind nicht darstellbar, wohl aber Entzündungen oder Gewebeveränderungen. Die Aussagekraft hängt von der Übung und Erfahrung der Nutzenden ab.

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Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023

« Mir ist das Wohlbefinden des Pferdes als Patient und seiner Besitzerin oder seines Besitzers im Tierspital sehr wichtig. Beide sollen sich gut aufgehoben und betreut fühlen.»

Moana Leupp, Tierpflegerin Pferdechirurgie
« Wichtig ist bei uns oft schnelles Handeln und Improvisationsvermögen, besonders bei nicht alltäglichen Fällen.»

Urs Möri, Med. Technischer Assistent Sterilisation

Vogelmalaria besser verstehen und bekämpfen

Wie verbreitet sich Vogelmalaria? Welche Tiere erkranken, und was ist dagegen zu tun? Forschende vom Universitären Tierspital Zürich und dem Institut für Parasitologie der Universität Zürich arbeiten eng zusammen, um Antworten auf diese immer wichtiger werdenden Fragen zu finden.  Text von Florian Bayer

Wenn wir an Malaria denken, so haben wir eine tropische Infektionskrankheit vor Augen, die mittlerweile zwar behandelbar ist, aber noch immer Hunderttausende Tote pro Jahr fordert. Viele von uns haben allenfalls auf exotischen Reisen damit zu tun, in aller Regel und hoffentlich nur im Zusammenhang mit der Prophylaxe. Was die meisten nicht wissen: Die Malaria stellt auch bei Vögeln ein grosses Problem dar, und dies längst nicht nur in tropischen Gefilden.

Vogelmalaria ist global verbreitet und betrifft eine Vielzahl von Vogelarten. Hier in der Schweiz, wie im Rest Mitteleuropas, hatte die Mehrzahl der einheimischen Vögel schon Kontakt damit. Dies ist an sich kein Problem, denn dadurch sind die meisten durch eine Grundimmunität geschützt, hat sich doch die Beziehung von Wirt und Parasit über Jahrtausende entwickelt. Der hierzulande häufigste Vektor, also Überträger, der Vogelmalaria ist Culex pipiens, besser bekannt als Gewöhnliche Stechmücke. In ihr ver-

breitet sich der ursächliche Parasit, der in vielen Fällen Plasmodium relictum heisst.

Wichtiges Detail: Vogelmalaria ist aufgrund der unterschiedlichen Vektoren, die den Parasiten übertragen, nicht auf den Menschen übertragbar. Die menschliche Malaria wird von der Anopheles-Mücke übertragen, während die Vogelmalaria hauptsächlich von Culex-, Aedes- und Culiseta-Mücken übertragen wird. Auch die Parasiten unterscheiden sich. Unter anderem aufgrund der fehlenden Übertragung auf den Menschen wurde die Vogelmalaria in den letzten Jahrzehnten im Vergleich zu ihrem menschlichen Gegenstück vernachlässigt. Gleichzeitig stellt sie ein wachsendes Problem dar, insbesondere wenn Parasiten eingeschleppt werden, die auf nicht angepasste Vogelarten treffen. Der Klimawandel trägt dazu bei, dass sich die Verbreitungsgebiete der Übertragungsmücken (Vektoren) mitunter verändern. Derzeit wird die Krankheit meist zu spät erkannt, oft erst, wenn die Tiere bereits tot sind. Genau hier setzt eine Kooperation verschiedener Abteilungen der Universität Zürich an: Die Klinik für Zoo-, Heimund Wildtiere am Universitären Tierspital Zürich untersucht die vergleichsweise wenig erforschte Vogelmalaria gemeinsam mit dem Institut für Parasitologie und mit dem Institut für Pathologie. Dank der Anbindung an den Zoo Zürich und dem Kontakt zu anderen Zoos in der Schweiz gelang es binnen anderthalb Jahren, ein neues Forschungsprojekt auf die Beine zu stellen.

«Ich erforsche, welche Parasiten Pinguine infizieren und wo im Körper sie sich vermehren oder sammeln.»
Gillian Muchaamba, Veterinärmedizinerin am Institut für Parasitologie der Universität Zürich

Manche Individuen stärker betroffen

Im Rahmen der Zusammenarbeit wurden die Hintergründe von Malaria-Todesfällen unter in Zoos lebenden Pinguinen und Papageientauchern untersucht. Manche der dortigen Pinguine scheinen gut damit zu leben, während andere früher oder später eine symptomatische Infektion entwickelten. Dies liegt daran, dass es bei der Vogelmalaria eine zweite Gewebephase gibt, die latent sein kann. Dies erschwert die Diagnose, weil Bluttests dann nicht reichen.

Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023 46 Klinische Forschung – Fokus «One Health»
Untersuchungen von in Zoos lebenden Pinguinen sollen neue Erkenntnisse zur Vogelmalaria liefern.

Bei histopathologischen und molekularbiologischen Untersuchungen nach dem Tod hingegen fanden die Forschenden Parasiten im Gewebe, die im Blut nicht nachweisbar waren. Sie erforschen unter anderem, wo das Reservoir für diese Parasiten ist und ob man Bluttests für Biomarker dieser Gewebestadien entwickeln kann. Oft wechseln die Erreger vom Gewebe der infizierten Tiere ins Blut und dann wieder zurück ins Gewebe, ein Mechanismus, den die Wissenschaftler ebenfalls erforschen. Im Rahmen der sogenannten Xenodiagnose, also dem Nachweis von Parasiten in Mücken, wird ausserdem untersucht, von welchem Wirt sie sich genährt haben.

Genau darüber forscht Gillian Muchaamba, PhD-Studentin und Veterinärmedizinerin bei Matthias Marti, Profes -

sor und Leiter des Instituts für Parasitologie der Universität Zürich. Sie ist seit den Anfängen des Vogel malariaForschungsprojekts im Herbst 2022 mit an Bord und arbeitet an der Schnittstelle zwischen Zoo und Klinik. «Ich erforsche einerseits, welche Parasiten Pinguine infizieren und wo im Körper sie sich vermehren oder sammeln. Anderseits versuche ich, ihre Biologie zu verstehen und wie sie sich in verschiedenen Vogelwirten verhalten, wobei nicht angepasste Wirte (Pinguine) und Wildvögel als Reservoirwirte verglichen werden», sagt Muchaamba. Weil Parasiten im Blut oft nicht erkennbar sind, suchen die Forscherinnen und Forscher nach neuen Biomarkern. «Schon die Tatsache, dass wir Malariafälle in Tieren entdeckt haben, die aus klinischer Sicht gesund schienen, war

47 Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023
Suche nach neuen Biomarkern: Gillian Muchaamba und Jean-Michel Hatt bei der Blutentnahme beim Pinguinweibchen Quintia im Zoo Zürich.

Stechmücken in der Petrischale: Auf dem Areal des Zoos Zürich werden sie gefangen, identifiziert und im Labor auf Parasiten untersucht.

eine enorm wichtige Erkenntnis», sagt Jean-Michael Hatt, Professor und Leiter der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere und Leitender Tierarzt im Zoo Zürich. Er ist führend am Projekt beteiligt. Ziel sei es, künftig schneller handeln zu können, um den Parasiten unter Kontrolle zu halten –«auch dann, wenn wir klinisch noch nichts sehen.»

Ein weiterer Teil des Projekts betrifft die Frage, wie Reservoirs von Vektoren reduziert werden können – im ZooSetting etwa durch das Vermeiden stehender Gewässer, in denen sich Überträgermücken vermehren können. Die Mücken selbst werden übrigens an der Universität Zürich auch erforscht: Sie werden auf dem Areal des Zoos in Fallen gefangen, identifiziert und auf die Parasiten hin untersucht, die sie in sich tragen.

Klimawandel als zusätzliches Problem Durchaus besorgniserregend ist im Zusammenhang mit der Vogelmalaria der Klimawandel, der die Verbreitung von Vektoren verändert. Im Zuge klimatischer Veränderungen passen die Zugvögel ihre Wanderbewegungen an.

Besonders problematisch ist es, wenn ein neuer Erreger in eine native Population eingeführt wird, wie es in Neuseeland und Hawaii der Fall war. Dort waren die Vogelarten nicht darauf angepasst; es gab eine hohe Sterblichkeit, und viele einheimische Arten standen kurz vor dem Aussterben.

Damit dies nicht passiert, forschen die Wissen schaftler:innen der Universität Zürich weiter intensiv an allen Facetten dieses Problems, von den Parasiten über die Überträger bis hin zum erkrankten Tier – sowie zur Frage,

«Schon das Faktum, dass wir Malariafälle in Tieren entdeckt haben, die aus klinischer Sicht gesund schienen, war eine enorm wichtige Erkenntnis.»
Jean-Michael Hatt, Professor und Leiter der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere am Universitären Tierspital Zürich und Leitender Tierarzt im Zoo Zürich
Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023 48 Klinische Forschung – Fokus «One Health»

wie Erkrankungen, auch in Zoos, möglichst vermieden werden können. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit hat sich dabei mehr als bewährt. «Allein im ersten Jahr dieses Forschungsprojekts haben wir enorm viel gelernt. Es gibt noch viele Lücken, etwa im Bereich von Diagnostik und Therapie, an denen wir weiter intensiv forschen», sagt Matthias Marti vom Institut für Parasitologie. Das lohnt sich, denn die Erkenntnisse, die aus der Untersuchung der Vogelmalaria gewonnen werden, tragen nicht nur zum Schutz der Vögel bei. Sie bieten wertvolle Einblicke in die Biologie und Behandlung von parasitären Infek-

tionen im Allgemeinen, die am Ende bei der Bekämpfung der Humanmalaria von Nutzen sein könnten. Es handelt sich somit sowohl um eine beispielhafte Zusammenarbeit zwischen Klinik und Labor als auch um ein Projekt im Sinne der One Health Medizin.

Florian Bayer ist freier Journalist in Wien. Er war Gesundheitsredakteur beim STANDARD und schreibt nun für mehrere Zeitungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

49 Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023
Im Labor: Gillian Muchaamba, hier mit Matthias Marti, Leiter des Instituts für Parasitologie der Universität Zürich, sucht für ihr PhD-Projekt nach Parasiten, die Vogelmalaria auslösen.

Empathie gefragt:

Freiwilligendienst in der Kleintierklinik

Im Empfangsbereich der Kleintierklinik leistet seit Anfang 2023 eine Gruppe von Freiwilligen einen wichtigen Beitrag zur Betreuung und Unterstützung von Besucherinnen und Besuchern. Diese Arbeit erfordert Einfühlungsvermögen gegenüber Menschen und Tieren gleichermassen.  Text von Chris Findlay

Ein Besuch in der Kleintierklinik des Tierspitals kann eine anspruchsvolle Erfahrung sein. Die Patienten – ob Hunde, Katzen, Meerschweinchen oder Vögel – verspüren oft Schmerzen aufgrund von Erkrankungen oder Verletzungen; die fremde Umgebung mit unbekannten Gerüchen und Geräuschen erleben sie als zusätzlichen Stressfaktor, besonders wenn das Warten etwas länger geht. Doch auch für die Tierhalterinnen und Tierhalter ist der Aufenthalt im Wartebereich vor oder während der Behandlung häufig belastend und emotional aufwühlend. Vor allem, wenn ihr Haustier notfallmässig behandelt werden muss – beispielsweise, weil es von einem Fahrzeug angefahren wurde – schätzen einige Besitzer:innen Unterstützung und Zuspruch.

Seit Anfang 2023 steht ein Team von Freiwilligen bereit, um bei Bedarf im Empfangsbereich der Kleintierklinik mit Rat und Tat zu helfen. In manchen Situationen können sie den Tierhalterinnen und Tierhaltern mit einem freundlichen Gespräch beistehen, manchmal geht es um Hilfe bei konkreten Anliegen, wie etwa der Bedienung der Parkuhr oder des Kaffeeautomaten. Insbesondere ältere Kundinnen und Kunden oder solche mit körperlichen Beeinträchtigungen, die auf Rollstühle oder Blindenführhunde angewiesen sind, schätzen die Unterstützung der Freiwilligen. Gleichzeitig werden die Mitarbeitenden am Empfang entlastet und können sich besser auf die administrative Arbeit konzentrieren.

Eine besondere Arbeit mit und für Menschen

«Empathie und Wertschätzung sollten Menschen und Tieren gleichermassen entgegengebracht werden», sagt Sandra Stieger, Tiermedizinische Praxisassistentin, Organisationsmanagerin und stellvertretende Leiterin der Pflege in der Kleintierklinik, die seit März für den Freiwilligendienst verantwortlich ist. «Die Freiwilligen unterstützen in erster Linie die Tierhalterinnen und Tierhalter. Dabei ist viel Empathie gefragt», erklärt sie. Die ehrenamtlichen Helferinnen haben alle Erfahrung mit Haustieren. Einige haben als Kundinnen der Klinik Unterstützung durch das Team erfahren und daraufhin beschlossen, selbst mitzuhelfen. Die Zahl der Freiwilligen liegt zurzeit zwischen acht und zwölf Personen, die in zwei Schichten an drei Tagen pro Woche eingesetzt werden. Einige von ihnen haben nach der Pensionierung hier eine neue Aufgabe gefunden, während andere die Unterstützung im Tierspital als willkommenen Ausgleich zu ihrem Berufsleben empfinden. In einem Bewerbungsprozess rekrutiert Sandra Stieger passende Freiwillige – momentan sind es alles Frauen –

für diese anspruchsvolle Aufgabe. Die Kandidat:innen müssen nicht nur zwischenmenschliches Gespür haben, sondern auch körperlich fit genug für die jeweils vierstündigen Schichten sein. Nach Durchsicht der Motivationsschreiben und Lebensläufe bittet sie die passenden Bewerber:innen zum Vorstellungsgespräch. An einem Probetag können die neuen Freiwilligen das Tierspital im Praxistest erleben und sich mit den Räumlichkeiten vertraut machen. Weil ein gewisses Mass an Lebenserfahrung erforderlich ist, ist der Freiwilligendienst für Schülerinnen und Schüler nicht geeignet. Auch eine Erweiterung der Aufgaben um eine vertiefte Arbeit mit den Tieren ist nicht möglich, dafür ist ausgebildetes Fachpersonal zuständig, sagt Sandra Stieger.

Eine schöne Aufgabe

Gabriela Kunz begann im Januar 2023 als eine der ersten Helferinnen. Ihre Tochter ist im Tierspital in Ausbildung; die Freiwilligenarbeit übt sie an zwei halben Tagen im Monat neben ihrem Erwerbsjob aus. «Es ist eine schöne Aufgabe, die einem viel gibt», sagt sie, «selbst wenn es manchmal schwer sein kann, wenn man persönliche Schicksale hautnah miterlebt.» Sie erhält sehr positive Rückmeldungen von den Tierhalterinnen und Tierhaltern, die sie betreut. «Man erfährt grosse persönliche Wertschätzung.» Dies gelte auch für die Arbeit im Team, zum Beispiel in den regelmässigen Teamsitzungen, wo das Feedback aus der Klinik und von den Tierhalterinnen und Tierhaltern besprochen wird und Informationen weitergegeben werden. Ab und zu geht sie nach der Arbeit mit anderen Freiwilligen zusammen aus, um gemeinsam Zeit zu verbringen und Erfahrungen auszutauschen.

Nach dem ersten Jahr stellt Sandra Stieger fest, dass der Freiwilligendienst bei den Tierhalterinnen und Tierhaltern gut ankommt. Geplant ist, das Team personell auszubauen und den Dienst von drei auf fünf Wochentage zu erweitern. Der Aufgabenbereich könne demnächst auch qualitativ erweitert werden: Im Rahmen des «Fear Free»-Projekts – das auf emotionales Wohlbefinden sowie den Abbau von Angst, Furcht und Stress bei Haustieren eingeht – sollen die Mitarbeiterinnen weiter darin geschult werden, wie sie in einem veterinärmedizinischen Setting Haustiere beruhigen können, zum Beispiel durch ruhiges Auftreten, aber auch durch den Einsatz von Tüchern und Pheromonsprays (natürliches Anti-Stressmittel).

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Lehre und Weiterbildung – Freiwilligendienst
Chris Findlay lebt und arbeitet als freier Journalist in Zürich.
Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023
Rat und Tat: Bei Bedarf hilft ein Team von Freiwilligen den Tierhalterinnen und Tierhaltern im Empfangsbereich der Kleintierklinik.
Mit dem EPASS-Tool werden die klinischen Kompetenzen der Studierenden erfasst und bewertet.

Feedback im Praxissemester: Das Online-Tool bewährt sich

Mit einer innovativen Software zur Erfassung und Bewertung von klinischen Fähigkeiten und Fertigkeiten optimieren Studierende der Veterinärmedizin die Lerneffekte und praktischen Erfahrungen aus ihren Rotationen. Text von Chris Findlay

In den klinischen Semestern im Masterstudiengang Veterinärmedizin erweitern die Studierenden ihre praktischen tiermedizinischen Kompetenzen zur Ergänzung ihres theoretischen Wissens. Die Studierenden rotieren in den praktischen Semestern in verschiedenen Abteilungen bzw. Kliniken des Tierspitals. Ihre Betreuungspersonen in den Rotationen integrieren die Teilnehmenden möglichst eng in das Tagesgeschäft und tauschen sich laufend mit den Studierenden aus. Dies ermöglicht eine bestmögliche Ausbildung unter Praxisbedingungen.

Seit August 2022 wird dafür das «Electronic Personal Assessment for Clinical Education» (EPASS) verwendet, ein Tool zur Erfassung und Bewertung von klinischen Kompetenzen im Rahmen des e-Portfolios. Dieses Tool unterstützt und ergänzt die Selbsteinschätzung der Studierenden durch individuelle Bewertungen und Hilfestellungen. So können die angehenden Tierärztinnen und Tierärzte sich vergewissern, dass sie einen Ablauf oder eine Prozedur richtig beherrschen oder allenfalls die Bereiche identifizieren, in denen sie sich noch verbessern können. Die Einführung von EPASS war Bestandteil des neuen Vetsuisse-Curriculums 2021, welches unter anderem darauf abzielte, den praktischen Teil der Ausbildung zu stärken und das Selbststudium mit konkreten Lernzielen besser zu strukturieren.

Fachliche und kommunikative Kompetenzen

Die Workplace-Based Assessments (WBAs) werden in verschiedenen Formen durchgeführt, und zwar in regelmässigen Abständen und mit wechselnden Betreuungspersonen. Im «MiniCEX» (Mini Clinical Evaluation Exercise) geht es z.B. um die Beurteilung der klinischen Fertigkeiten anhand fachlicher Kriterien und weiterer Faktoren wie Entscheidungsfindung, Kommunikation und Professionalität. Im «DOPS»-Assessment (Direct Observation of Procedural Skills) wird die Durchführung von Prozeduren, zum Beispiel eine intramuskuläre Injektion, bewertet, wozu Technik, Sicherheit, Effizienz und der Umgang mit möglichen Komplikationen gehören.

Auch eine Fallpräsentation wird im EPASS beurteilt: Die konkrete Situation eines Patienten wird im Rahmen einer strukturierten Diskussion analysiert, wobei ausser dem klinischen Denken und der wissenschaftlichen Aufarbeitung die kommunikativen «Soft Skills» der Studierenden in Betracht gezogen werden. Beim WBA «360°-Feedback» bewerten die beaufsichtigenden Ärztinnen und Ärzte sowie andere Beteiligte (Studierende, Tierhalterinnen und Tierhalter sowie Mitarbeitende) die Leistung, die Zusammenarbeit,

die Kommunikation und das Verhalten der Studierenden. Bei jeder Rotationsabteilung sollen die Studierenden ihre Kompetenzen trainieren und demonstrieren. Diese praktische Demonstration wird jeweils von den Studierenden selbst, aber auch von ihren Ausbildenden evaluiert, wobei letztere ihre Einschätzung mit konstruktivem Feedback untermauern.

Erwartungen erfüllt

Doch wie sieht es mit der Beurteilung des EPASS-Tools selbst aus? Angelina Riederer, Co-Leiterin des Studiendekanats, war mit der Projektleitung betraut, als die elektronische Evaluation als fester Bestandteil des Praxissemesters eingeführt wurde. In dieser ersten Phase konnten Erfahrungen im Umgang mit der Software gemacht werden; es zeigte sich aber auch, dass Potenzial zur Verbesserung vorhanden war. «Die Studierenden befinden sich auf unterschiedlichen Abteilungen, mit unterschiedlichen Menschen und in wechselnden Schichten. Hier ist es wichtig, standardisiert und strukturiert zu arbeiten», erklärt sie.

Die Software, die für Anwenderinnen und Anwender leicht zu verstehen und einzusetzen ist, wird momentan nur im letzten Jahr der Ausbildung genutzt. Wenn sich das Tool bewährt und sich der Umgang damit etabliert hat, kann es auch in früheren Phasen des Studiums eingesetzt werden – nicht nur, weil die objektive Bewertung der praktischen Arbeit aufgrund klarer Kriterien für die Studierenden von unschätzbarem Wert ist, sondern auch, weil das Tool ihnen hilft, den Ablauf und die Durchführung der WBAs mit Nachrichten und Checklisten zu strukturieren. In ihrem persönlichen e-Portfolio werden alle Leistungsnachweise dokumentiert und validiert, und die Studierenden können Erinnerungen einrichten, um sich benachrichtigen zu lassen, falls beispielsweise eine Bewertung noch nicht abgeschlossen wurde.

Aufgrund des erhaltenen Feedbacks wissen die Studierenden, welche Kompetenzen sie beherrschen und in welchen Bereichen sie sich noch verbessern können. Im Rahmen des neuen Curriculums rückt die Kommunikation mehr in den Vordergrund – als Lerninhalt im Umgang mit Tierhalterinnen und Tierhaltern sowie mit Teammitgliedern, aber auch in Form von Feedback und einer offenen Gesprächskultur, die durch elektronische Mittel wie EPASS unterstützt und begünstigt wird.

Chris Findlay lebt und arbeitet als freier Journalist in Zürich. Lehre und Weiterbildung – EPASS Rotationssystem
53 Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023

« Die Arbeit mit kranken Tieren erfüllt mich. Ich bin sehr stolz darauf, dass unser Pflegeteam so gut miteinander arbeitet.»

Melanie Würmli, Praktikantin Pflege Nutztiere

«Als Chauffeur helfe ich beim Transportieren der Tiere in verschiedenen Situationen. Bei Tag, Nacht und an Feiertagen – wir sind immer einsatzbereit. Aber ich bin auch mit Herzblut Pfleger. Stolz macht mich das Hegen und Pflegen der Patienten, vor allem, wenn die Behandlungen ansprechen und die Patienten gesund nach Hause dürfen.»

Markus Kämpf, Stv. Leiter Grosstierpflegedienst Chauffeur/Pfleger

Die Geschäftsleitung: Gemeinsam für das Tierspital

Die Mitglieder der Geschäftsleitung im Stall der Nutztierklinik (von links nach rechts):

Colin Schwarzwald, Leiter Departement für Pferde

Beatrice Gasser, Finanzdirektorin

Eye

Carla Rohrer Bley, Leiterin Departement für Kleintiere

Christian Gerspach, Leiter Departement für Nutztiere

Candy

Vladimira Zubanovic, Leiterin Pflege Kleintiere

Regina Hofmann-Lehmann, Leiterin Departement für klinische Diagnostik und Services

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Jean-Michel Hatt, Ärztlicher Direktor

56 Leitendes Gremium Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023

Eye Candy

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57 Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023

Organisation des Universitären Tierspitals Zürich

Departement für Kleintiere Carla Rohrer Bley

Departement für Nutztiere

Christian Gerspach

Vorsitzende der Geschäftsleitung

&

Beatrice Gasser Jean-Michel Hatt Finanzdirektorin Ärztlicher Direktor

Departement für Pferde

Colin Schwarzwald

Departement für Klinische Diagnostik & Services

Regina Hofmann-Lehmann

Klinik für Kleintiermedizin

Klinik für Kleintierchirurgie

Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere

Abteilung für Neurologie

Abteilung für Radio-Onkologie

Abteilung für Notfall- und Intensivmedizin

Abteilung für Dermatologie

Klinik für Wiederkäuer

Klinik für Reproduktionsmedizin

Abteilung Ambulanz und Bestandesmedizin

Abteilung für Schweinemedizin

Klinik für Pferdechirurgie

Klinik für Pferdemedizin

Abteilung für Ophthalmologie

Abteilung für Sportmedizin Pferd

Klinik für Bildgebende Diagnostik

Veterinärmedizinisches Labor

Abteilung für Anästhesiologie

Apotheke

Stab

Beatrice Gasser

Pflege Jean-Michel Hatt

Finanzen

Informatik

Einkauf

Empfang

Digitale

Kommunikation

Pflege Grosstiere

Oliver Neumann

Pflege Kleintiere

Vladimira

Zubanovic

Pferde

Nutztiere

Sterilisation

Transportdienst

Medizin

Chirurgie

Notfall

Intensivpflegestation

58 Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023 Organisation per Ende 2023

«Mich macht es stolz, wenn unsere Patienten mit ihren zufriedenen Besitzerinnen und Besitzern das Tierspital wieder gesund und munter verlassen können. Wir haben auch ein tolles Team auf der Pferdemedizin, in dem wir viel Wertschätzung erfahren.»

Lissi Schüssler, Tierpflegerin, Stv. Teamleiterin Pflege Pferdemedizin

Medienspiegel

Das Universitäre Tierspital Zürich war 2023 wieder mit einer Fülle verschiedener Themen in den Medien vertreten. Besonders viel Aufmerksamkeit erregten die Berichte über ausgesetzte Welpen und Katzen, verstorbene Zootiere sowie innovative Behandlungsmethoden für Hunde. Insgesamt wurden 102 Beiträge in den Schweizer Medien und 30 Beiträge in internationalen Medien veröffentlicht, die potenziell über 175 Millionen Leser:innen erreichten.

Datum Quelle

17.01.23

22.01.23

14.02.23

03.03.23

31.03.23

14.04.23

19.04.23

20.04.23

10.05.23

17.05.23

18.05.23

26.06.23

26.06.23

30.06.23

22.08.23

28.08.23

31.08.23

14.09.23

18.09.23

19.09.23

19.09.23

07.10.23

08.10.23

Le Temps

BauernZeitung Nordwestschweiz, Head Topics

Radio SRF 1

Schweizer Radio DRS

Schweizer Bauer, Agrarwelt

Travelnews

Schweizer Bauer, Agrarwelt

Presseportal.ch, Blogspan, FinanzNachrichten.de, Pressemitteilung Zürcher Tierschutz, Swiss-Press.com, ZüriToday

Polizei.news – Täglich aktuell

Schweizer Familie

Canal Alpha, Le Journal Canal

SRF 1/Puls

20 Minuten, Verified News Explorer Network, Heute

Tages-Anzeiger, Verified News Explorer Network, Nau

MSN Schweiz, Verified News Explorer Network, watson

Head Topics, Nau

Beobachter

Zürichsee-Zeitung

Handelszeitung, Verified News Explorer Network, blick.ch

Schweizer Radio DRS

Berner Zeitung, Der kleine Bund, Tages-Anzeiger, Basler Zeitung, ZürichseeZeitung, Der Bund, Basler Zeitung

Tages-Anzeiger, Zürichsee-Zeitung, SonntagsZeitung

Archynetys

Titel

Les chiots, victimes collatérales de la pandémie

Die Ostschweizer Rindermäster waren zu Besuch im Tierspital Zürich

Die Kastration: der eigenen Katze zuliebe

Prozess Fall Hefenhofen – Angeklagter schweigt weiter – Kläger schildern Angriff mit Auto

«Kuh Kalani hatte eine 5½-stündige Operation»

Das etwas andere Reisebüro – mit Herz für Tiere

Suisag: Neue Leiterin Zucht gewählt

Todkrankes Büsi im Tierheim ausgesetzt

Tierarztpraxis zur Schmiede:

Hier steht das Wohl Ihres Tieres an erster Stelle

Vorsorge ist die Basis einer guten Gesundheit

Le chat Barth a été sauvé illégalement par SOS Chats

Angsttier Zecke – Wachsende Gefahr oder übertriebene Sorge?

So kannst du deinen Hund vor giftigen Blaualgen schützen

Todesfall im Zoo Zürich – Koala-Weibchen Maisy gestorben

Johnny ist fast gestorben – doch illegale Pillen retteten sein Leben gerade noch

Premiere in der Schweiz – Pferd Nestor trägt einen Herzschrittmacher

Warum musste Luna sterben?

Tierquäler gesucht – Welpen auf A1 bei Bassersdorf ausgesetzt

Wenn Spitzenmedizin auf den Hund kommt

Ratgeber Tiere – Bindehautentzündung – häufigstes Augenleiden bei Hund und Katze

Max bekommt eine Stuhltransplantation

Hundeflüsterin im Interview – «Manchmal muss ein Tier mit Psychopharmaka unterstützt werden»

Understanding the Psychological Needs of Animals: The Role of Medication in Supporting Their Well-being

Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023 60 Öffentlichkeitsarbeit

Datum Quelle

19.10.23

19.10.23

19.10.23

19.10.23

19.10.23

06.11.23

06.11.23

09.11.23

14.11.23

14.11.23

16.11.23

Radio Zuerisee

MSN Suisse

Pilatus Today. Radio FM1, ArgoviaToday. ZüriToday. Zurich24. Verified News Explorer Network. Bluewin Portal, Radio Central, Radio Sunshine, Nau, Zürcher Oberländer, Head Topics, Radio Zuerisee, Polizei.news, Goldkuste24, newsexplorer.net, watson

Tages-Anzeiger, 20 Minuten. blick.ch, Head Topics, Verified News Explorer Network

Le Matin, 20 Minuten

MSN Suisse, Le Matin

ZüriToday, Pilatus Today, Radio FM1, ArgoviaToday, BearToday, Tages-Anzeiger, MSN Schweiz, Verified News Explorer Network, Neue Nidwaldner Zeitung, Aargauer Zeitung, Obwaldner Zeitung, Nau

Die Ostschweiz

Podcast, Ivoox

LaborPraxis, DeviceMed

Biermann Medizin

Titel

Unbekannter setzt drei Welpen auf Zürcher Autobahn-Raststätte aus

Trois chiots abandonnés sur une aire d’autoroute

Unbekannte setzen Hundebabys auf A1-Rastplatz aus

Tierquäler gesucht – Welpen auf A1 bei Bassersdorf ausgesetzt

Trois chiots abandonnés sur une aire d’autoroute

Un gorille du Zoo de Zurich a dû être euthanasié

Zoo Zürich muss Gorillaweibchen N’Yokumi einschläfern

Weitsicht bewiesen

Felines Asthma, Stimmbandlähmung und ein heiserer Hund

Mit Blick in die Zukunft:

Neue Techniken für gesundes Sehen entwickeln

Empa Zukunftsfonds:

Heinz A. Oertli-Fonds unterstützt zwei ophthalmologische Projekte

61 Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023 Öffentlichkeitsarbeit
Online und soziale Medien tierspital.uzh.ch @utz.vet @uzh_vetsuissefaculty @ClinicZoo, @Tierspital www

Impressum

Jahresbericht Universitäres Tierspital 2023

Herausgeberin

Universitäres Tierspital, Winterthurerstrasse 260, 8057 Zürich

Projektverantwortung und inhaltliches Konzept

Beatrice Gasser, Finanzdirektorin, Universitäres Tierspital

Visuelles Konzept, Gestaltung und technische Umsetzung

Fabian Elsener, Primafila AG

Irene Schweizer, Vetcom, Typographie und Grafik, Vetsuisse-Fakultät Zürich

Fotografie

Michelle Aimée Oesch, Wissenschaftliche Fotografin, Vetsuisse-Fakultät Zürich

Nachweis der zur Verfügung gestellten Fotos

Die Ziffern beziehen sich auf die Seitenzahlen.

Lisa Niemann, Notfallmedizin: 22, 23

Fabienne Herren, Nutztiermedizin: 30

Christian Gerspach, Nutztiermedizin: 32

Redaktion

Texte: Primafila Correspondents Team

Projektleitung: Kim Rupli, Primafila AG

Korrektorat

Nathalie Huber, UZH Kommunikation

Marita Fuchs, Fuchs Konturen

Website www.tierspital.uzh.ch

Online-Ausgabe

issuu.com/uzhch/docs/ts_jahresbericht_2023

Universitäres Tierspital Jahresbericht 2023

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